Düsseldorf Verlorenes Album: Songs aus dem Tresor von Johnny Cash

Düsseldorf · Morgen erscheint also das als "verloren" angekündigte Album Johnny Cashs, das der Meister zwischen 1981 und 1984 eingespielt hat. Die Plattenfirma Columbia verbannte die Aufnahmen in den Tresor, nachdem sie Cash 1986 hinausgeworfen hatte. Jetzt grub Cashs Sohn John sie aus, und natürlich ist es schön, dieser Persönlichkeit wiederzubegegnen. Wer auf Großes gehofft hat, wird jedoch enttäuscht.

Die 80er Jahre waren nicht die beste Zeit in Cashs Karriere. Er war noch keine 50, aber er gehörte mit seinem traditionellen Stil zum alten Eisen im stärker am Pop orientierten Country-Geschäft. Er hatte einen Tabletten-Entzug hinter sich und war rückfällig geworden. Die Stimme klingt nicht so gebrochen wie auf den atemberaubenden "American Recordings", mit denen Produzent Rick Rubin dem 2003 gestorbenen Mann in Schwarz in den 90er Jahren zu erneutem Ruhm verhalf. Aber es wirkt, als liege eine Last auf diesem Sänger. Zudem ist das Songmaterial nur zweitklassig.

Trotzdem gibt es auch hier wunderbare Momente. "Baby Easy Ride", das Duett von Cash und seiner Frau June Carter etwa. Die beiden spielen miteinander wie Verliebte, schlüpfen in Rollen und schwärmen sich an. Er: "If I drove a truck." Sie: "And I were a waitress." Er: "And I ordered coffee." Sie: "And I poured you some." Weil Carter damals zu weit weg vom Mikro stand, musste ihre Tochter Carlene nun den Refrain neu einsingen. Allein: Man hört keinen Unterschied.

Die Songs erzählen von Arbeitslosigkeit, Verzweiflung und vom Highway. Produzent Billy Sherrill richtete sie für ein Publikum ein, das sein Herz in Nashville verlor. Es heißt, bei Cashs Sohn lagerten noch etliche unveröffentlichte Stücke aus den Sessions mit Rick Rubin. Die hätte man lieber gehört.

(RP)
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