Bürgerbühne Verwirrspiel nach Shakespeare

Natürlich wollen die Jungs Lysander sein. Und die Mädchen Hermia. Also warten alle auf den Besetzungszettel. Man wird ja bald vor großem Publikum Shakespeares "Sommernachtstraum" geben - im Schauspielhaus, wo sonst die Profis stehen. Doch kaum wird die Besetzungsliste hereingereicht, verschwindet sie wieder. Die Jugendlichen müssen selbst herausfinden, wer zu welcher Rolle passt. Wie? Indem sie spielen.

Die Berliner Regisseurin Joanna Praml inszeniert mit jungen Leuten im Alter zwischen 15 und 24 Jahren ein raffiniertes Verwirrspiel, in dem es um Liebe und Verliebtsein, um Gruppendynamik und einen Ausflug in den Wald geht. Ein Stück über Theatermachen und Erwachsenwerden, das am Ende auch den "Sommernachtstraum" erzählt. Das ist frisch, komisch und stellt in einer komplexen Inszenierung hohe Ansprüche an das junge Ensemble, das erstaunlich unbeeindruckt und mit sehr viel Charme aufspielt. Theater von Laien muss nicht laienhaft sein, das beweist der Auftakt eindrucksvoll. Allerdings könnte es auf der Bürgerbühne künftig um brisantere Themen gehen als jugendliche Selbstfindung und die erste Liebe. In dieser Sommernacht bleibt das Publikum verschont von kritischen Anwürfen. Keine Rebellion. Die Jugend ist mit sich beschäftigt. Die Älteren schauen zu.

(RP)
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