Serie Ostern Verzweiflung hat nicht das letzte Wort

Nichts an Hiobs Geschichte ist gerecht. Richtiger müsste es heißen: scheint gerecht. Und das ist wesentlich, weil diese Unsicherheit die Botschaft der bibischen Erzählung ist, mit der wir schon im Alten Testament dem Kern des Ostergeschehens begegnen können.

Was ist geschehen? Zunächst einmal eine große Ungerechtigkeit. Schließlich ist Hiob fromm, ein Mann voller Gottesfurcht. Und ausgerechnet dieser wird heimgesucht von schlimmen Strafen. Er verliert seine Töchter und Söhne, seine Herden und sein Vermögen, er wird krank und ist mit Geschwüren übersät. Hiob ist ganz unten angekommen, und doch lobt er weiterhin Gott. Wie ungerecht! Allerdings spiegelt das nur unser Empfinden. Hiob erleidet all das nur nach unseren Maßstäben ohne Grund. Was aber sind Gottes Maßstäbe? Was ist Gottes Gerechtigkeit? Und was bedeutet Gnade? Unser Denken kann nicht bis dahin reichen. Es sind Verständnisgrenzen, die uns die Hiob-Geschichte setzt. Mit unserem Verstand und unserer Vorstellung von Gnade und Gerechtigkeit kommen wird nicht weiter. Auch nicht in der Passionsgeschichte mit ihrem unerklärlichen Verrat an Gottes Sohn und dessen Tod am Kreuz. Selbst Jesus fragt im Todeskampf, warum Gott ihn verlassen habe. Auch in der Hiob-Geschichte gibt es eine Art Auferstehung: Der Gottesfürchtige wird am Ende beschenkt - mit Reichtum und vielen Kindern. Hiob, so heißt es, stirbt alt und lebenssatt. Darin aber lässt sich keine Anleitung zum Glück ableiten, wohl aber die Botschaft, dass Verzweiflung nicht das letzte Wort hat.

(RP)
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