Von echt coolen Omas und mörder-fiesen Tanten

Diese Mischung schafft nur ein britischer Autor vom Kaliber eines David Walliams: Man möchte Tränen lachen und vor Rührung weinen.

So eine coole Oma hätte jedes Kind gern: Der elfjährige Ben findet heraus, dass seine Großmutter früher eine berüchtigte Juwelendiebin war. Dabei hat er sie für eine langweilige Kohlsuppe-kochende, Karamellbonbons-lutschende alte Frau gehalten. Gemeinsam planen Enkel und Gangsta-Oma den großen Coup: Sie wollen die Kronjuwelen der britischen Königin aus dem Tower stehlen.

Gekonnt spielt Walliams mit allem, was die Klischees hergeben: Die Großmutter vereint in sich alle Attribute einer klassischen Oma. Die Eltern flüchten vor ihrem piefigen Leben in die Glamourwelt der Tanzshows. Ben soll Tänzer werden, liebt aber Abflussrohre und Siphons. Walliams hat ein Faible für Aufzählungen und Listen. Sie tragen zur skurrilen Überzeichnung bei ebenso wie Tony Ross' herrlich schräge Illustrationen. Hinter allem Humor aber steht eine bewegende Geschichte vom Altwerden und von Einsamkeit.

Ganz anders die Terror-Tante: Kein Kind braucht eine Tante Alberta. Sie ist fies und habgierig. Der abgerichtete Bayerische Berguhu Wagner ist ihr Begleiter. Stella, Alleinerbin des Familienanwesens Saxby Hall, ist der Tante nach dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern ausgeliefert. Alberta in Kniebundhosen und Stahlkappenboots beansprucht Saxby Hall für sich. Stella wehrt sich und bekommt Hilfe von einem Geist. Niedlich: der tüdelige Butler Gibbon. Abgefahren: das Uhumuseum. Bei allem Witz sind die Fluchtversuche der zarten Stella vor ihrer Albtraum-Tante nichts für schwache Nerven, und die ernsten Themen klingen an, wenn das Lachen verebbt.

Mit "Ratten-Burger" erscheint jetzt das nächste Buch des Autors: Schwarzer Humor garantiert.

(RP)
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