Eine Frage des Stils Von Menschen und Hunden

Neulich im Hunde-Freilaufgebiet im Park. Da springt der übermütige Pudel die Joggerin unter lautem Gekläffe an, so dass die erst zurückweicht - und dann ihrerseits ebenso temperamentvoll den Halter ankläfft, der die Szene amüsiert verfolgt hat. Der wehrt sich: Es sei schließlich erlaubt, Hunde hier frei laufen zu lassen. "Wenn Sie Angst haben, junge Frau, sollten Sie vielleicht woanders laufen." Hat er Recht? Und wie benehmen sich Mensch und des Menschen bester Freund bei gemeinsamen Ausflügen stilvoll? Wer die Frage zu beantworten sucht, kann eigentlich nur ins Hundenäpfchen treten. Denn viele Tierhalter empfinden jede Einmischung als Affront. Da sind sie Eltern kleiner Kinder nicht unähnlich.

Trotzdem: Der Herr aus dem Beispiel hat Unrecht. Nicht nur, weil sogar die Vorschrift sagt: "Andere Erholungssuchende dürfen nicht belästigt oder gefährdet werden." Auch weil es zu den Grundregeln menschlichen (und tierischen!) Miteinanders gehört, nicht eigene Maßstäbe auf andere zu übertragen. Der berühmte Ausruf "Der will nur spielen" - gern vorgebracht, während ein riesiger Dobermann hechelnd auf den so Angesprochenen zurennt - ist zum Sinnbild geworden für Hundehalter, die kein Verständnis für die Grenzen anderer haben. Man muss nicht einmal Angst vor Bissen haben - auch eine simple Abneigung gegen Hundesabber muss man respektieren. Also: Den Hund gern frei laufen lassen, wo es erlaubt ist, aber natürlich im Blick haben. Auch wenn er angeleint ist. Es hilft, wenn Waldi gut erzogen ist und auf den Ruf des Besitzers hin an dessen Seite eilt. (Das nötigt übrigens auch Hundesabber-Feinden meist ein anerkennendes Lächeln ab.) Ob Hunde in Restaurants dürfen, entscheidet der Inhaber: Wer sein Tier aber mitbringt, sollte Sorge tragen, dass es am eigenen Tisch bleibt: Wer seine Vorspeise genießt, möchte ungern beschnüffelt werden. Bei privaten Einladungen fragt man am besten, ob man den Hund mitbringen darf. Lädt man selbst ein, hat man Heimrecht - sollte Eingeladene aber über das Vorhandensein eines Hundes informieren.

Übrigens gilt die Sache mit dem Respekt natürlich auch umgekehrt. Fremde Hunde einfach zu streicheln, ohne den Besitzer vorher zu fragen, ist nicht nur gefährlich, sondern schlicht unhöflich. Fürs Füttern gilt das ohnehin!

Haben Sie eine Stilfrage? Dann schreiben Sie uns an: stilfrage@rheinische-post.de

(RP)
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