Düsseldorf Experten sollen Portigonkunst schützen

Düsseldorf · Drei Musikinstrumente und bis zu 30 Kunstwerke stehen im Fokus.

Zum Schutz der WestLB-Kunstsammlung hat die nordrhein-westfälische Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) erstmals seit sieben Jahren wieder den NRW-Sachverständigenausschuss zur Prüfung national wertvollen Kulturgutes einberufen: Das fünfköpfige Gremium, von dem es in jedem Bundesland eines gibt, soll die WestLB-Sammlung sichten und entscheiden, welche Werke davon dauerhaft mit einem Ausfuhrverbot belegt werden. Das kommt faktisch einem Verkaufsverbot nahe, denn wirklich lukrative Preise für Kunst werden gegenwärtig nur im Ausland gezahlt.

"Die Prüfung hätte schon viel früher stattfinden müssen", sagt der bundesweit renommierte Experte für Urheberrecht und Kunstmarkt-Geschäfte, Felix Stang. Denn nach Informationen unserer Zeitung befinden sich 112 der rund 400 Werke aus der WestLB-Sammlung längst im Ausland (siehe Titelseite). "Wenn erst jetzt einzelne Werke auf die Liste für schützenswertes Kulturgut gesetzt werden, die aber schon längst im Ausland sind, kann ein solcher Beschluss gegen den Eigentümer nicht mehr durchgesetzt werden." Mit anderen Worten: Schäfers Sachverständige können zwar verhindern, dass weitere Werke ins Ausland gelangen. Über die 112, die schon dort sind, hat der Rat keine Kontrolle mehr.

Die ehemalige Landesbank WestLB, die inzwischen von der ebenfalls landeseigenen Bank Portigon abgelöst wurde, hatte die Werke mit überwiegend thematischem NRW-Bezug über Jahrzehnte hinweg gesammelt. Portigon hatte kürzlich den Verkauf der Sammlung angekündigt. Nach massivem öffentlichen Druck erklärte die NRW-Landesregierung danach aber, die Werke doch im Land halten zu wollen.

Dass ein Teil der Sammlung im Ausland ist, deutet für Stang nicht auf einen Rechtsverstoß hin. Zumal ein Portigon-Sprecher sagte: "Eine Ausfuhrgenehmigung des NRW-Kulturministeriums war für die WestLB niemals erforderlich." Details über die Werke im Ausland gibt Portigon nicht preis. Sie könnten also zum Beispiel auch dort von der WestLB erworben worden sein. Trotzdem hätte das Land NRW Portigon - oder in früheren Jahren auch die WestLB - als Eigentümer vorbeugend zwingen können, die Kunstschätze aus dem Ausland nach Deutschland zu bringen, um sie dann hier mit einem Ausfuhrstopp zu belegen.

Laut "Bild" will Schäfer nun drei kostbare Musikinstrumente und bis zu 30 hochkarätige Kunstwerke aus der Sammlung dauerhaft für NRW sichern. Eine Vorprüfung durch zwei der fünf Gutachter soll bis zum Wochenende abgeschlossen sein. Danach befindet das komplette Gremium - die letzte Entscheidung trifft Schäfer. Zu dem Sachverständigenrat gehören nach Informationen unserer Zeitung der ehemalige Leiter des Kölner Wallraf-Richartz-Museums, Rainer Budde, die Bonner Kunst-Professorin Anne-Marie Bonnet, der Sammler Heiner Wemhöner, der Galerist Hans Strelow sowie der Ex-Kunstsammlungschef Armin Zweite. Der wegen noch ungeklärten Betrugsvorwürfen inhaftierte Kunsthändler Helge Achenbach war erst vergangene Woche abberufen worden.

(RP)
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