Berlinale zeigt "Every Thing Will Be Fine" Wim Wenders schickt James Franco durch die weiße Hölle

Berlin · Der Regisseur erzählt in "Every Thing Will Be Fine" von Menschen, deren Leben durch einen Unfall erschüttert wird. Es geht um Schuld und die Frage, wie man sich selbst vergeben kann. In seinem ersten Spielfilm in 3D dringt Wenders tief in den Raum vor und zaubert mit Licht und Farbe.

 James Franco zeigt sich in Wim Wenders' neuem Film gereift.

James Franco zeigt sich in Wim Wenders' neuem Film gereift.

Foto: dpa, kde

Grausam lässt Wim Wenders das Schicksal zuschlagen: Ein Unfall im Schnee, in unschuldig weißer Landschaft, und das Leben des jungen Schriftstellers Tomas ist aus der Bahn. Die Frage seiner Schuld wird ihn fortan quälen, sie wird ihn lange daran hindern, sich wieder auf das Leben einzulassen — bis er lernt, sich selbst zu vergeben.

Es ist die Geschichte einer Heilung, die Wim Wenders in "Every Thing Will Be Fine" erzählt. Gestern hatte der Film Premiere, die Hauptdarsteller Charlotte Gainsbourg, Marie-Josée Croze und James Franco kamen mit dem deutschen Regisseur auf den Roten Teppich. Für Franco ist es bereits der dritte Filme, den er in Berlin präsentiert.

Wenders erzählt seine Geschichte mit Zeitsprüngen, rafft einen Prozess, der Leben verschlingen kann. Trotzdem hat der Film den Atem, die Ruhe und Weite, die für Wenders typisch sind.

Beeindruckendes Spiel mit 3D

Dazu nutzt der Regisseur beeindruckend die 3D-Technik, um in die Tiefe von Räumen vorzudringen und mit Licht und Farbe zu spielen. Golden lässt er die Sonne im Blattwerk eines Baumes untergehen, silberne Schneeflocken schimmern über der Straße, das wirkt märchenhaft, künstlich und hyperrealistisch zugleich.

Und dann rückt er James Franco und Charlotte Gainsbourg ins Bild, zeigt, was sich in ihren Gesichtern abzeichnet, und auf einmal fühlt man sich ihnen ganz nahe. Da ist 3D keine Spielerei. Da zeigt der Regisseur, der mit "Pina" die dritte Dimension schon für die Dokumentation erschlossen hat, wie man sie auch für stille Spielfilme, für psychologische Kammerspiele nutzen kann.

Bei aller Tragik optmistisch

Der lässige James Franco, der ja etwas Kindsköpfiges haben kann, wirkt bei Wenders gereift, erwachsen. Er spielt ernst, aber angenehm unpathetisch. Und Charlotte Gainsbourg lässt Wenders nicht im Leid ihrer Figur ertrinken, er zeigt sie als eine Frau, die mit sich ins Reine kommt, die ihrem Instinkt traut und Vorangehen kann auf dem Weg der Heilung. "Every Thing Will Be Fine" wirkt lange nach, als führten die 3D-Bilder nicht nur tiefer in den Raum, sondern verankerten die Bilder auch tiefer im Bewusstsein.

Bei aller Tragik hat Wenders einen optimistischen Film gedreht, der daran glaubt, dass der Mensch sich verändern kann. Und dass dann alles gut wird. Wie im Märchen.

(dok)
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