Woody Allen beim Drehen und Leben zusehen

Dokumentation "Woody Allen – A Documentary" von Robert Weiden

Woody Allen liegt in seiner New Yorker Wohnung angezogen auf einem riesigen, weichen Bett mit altmodischem Korbflecht-Kopfteil und schreibt. Er sieht aus wie ein kleiner Junge auf diesem voluminösen Möbel, und es hat etwas Rührendes, wie er da so entrückt seine Ideen auf einen Block kritzelt und auch nach mehr als 40 Jahren im Filmgeschäft noch mit diesem Eifer an die Arbeit geht. "Schreiben ist eine tolle Sache, man wacht morgens auf, notiert seine Einfälle und stellt sich vor, man habe Citizen Kane zu Papier gebracht", wird Allen später sagen. "Wenn man dann aber den Film dreht, kommt die Wirklichkeit ins Spiel und alle Träume vom Meisterwerk schmelzen zusammen zu der Erkenntnis, dass man sich prostituieren muss, um diese Katastrophe zu überleben." So ist das mit Woody Allen: Erst überhöht er die Wirklichkeit, pumpt den Ballon auf, um dann zerknirscht festzustellen, wie der Mensch wirklich ist. Dann platzt der Ballon mit hübschem Knall.

Kostproben dieser komischen Misanthropie gibt es reichlich in "Woody Allen – A Documentary" von Robert Weide. Der amerikanische Filmemacher montiert geschickt Aufnahmen aus Allens Alltag und Szenen aus seinen Filmen und unterlegt diese Bilder mit Interviewpassagen, in denen Allen das eigene Werk und Leben kommentiert. Es sind rare private Szenen darunter. Da sieht man dann, wie Allen an seiner alten Schreibmaschine arbeitet. Er korrigiert mit Bleistift, stellt Textteile um, indem er dem Manuskript mit Schere und Klebstift zu Leibe rückt. Man muss das beobachten, um zu verstehen, dass Komischsein ein Handwerk ist – und Woody Allen ein Komiker alter Schule.

Weide durfte Allen sogar bei den Dreharbeiten zu "Ich seh' den Mann Deiner Träume" zusehen. Da erlebt man dann, wie Allen leise, fast scheu und doch sehr bestimmt Naomi Watts Anweisungen gibt. Da ist kein Selbstdarsteller am Werk, sondern ein erfahrener Regisseur, der die Möglichkeiten seiner Darsteller sehr genau kennt.

Darüber hinaus erzählt diese Doku nichts Neues und ist konventionell gemacht: Stars wie Penélope Cruz, Scarlett Johansson oder Owen Wilson schwärmen über die Dreharbeiten mit Woody. Seine Schwester und seine frühere Gefährtin Diane Keaton sagen Vorhersehbares. Dazu Ausschnitte aus den Allen-Klassikern. Und doch macht der Film Spaß, denn er ist eine Begegnung mit dem komischen Menschenkenner, dem spöttischen Humanisten Woody Allen. lll

(RP)
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