Fotos Zehn Lesetipps für den Urlaub
Die Urlaubskoffer sind meist schnell gepackt. Nur: Welche Bücher sollen mit? Dieses Fragen hat ein Ende, beherzigt man die folgenden ultimativen Lesetipps für eine auch literarisch gelungene Sommerfrische. Und praktischerweise sind die Tipps gleich nach Urlaubsorten vorsortiert.
Für die Autoreise (lang)Hörbuch: Margaret Mitchell:„Vom Winde verweht“. Wer die ersteCD einlegt, wird erstens hoffen,dass die Autofahrt nicht so bald endet,und zweitens merken, dassSprecher Ulrich Noethen flugs einguter alter Bekannter wird. Denn 43Stunden lang wird seine wohltemperierteStimme uns durch die Südstaatenführen, durch Krieg, Trauerund Leidenschaft. Oh Scarlett!
In der WildnisWilliam Faulkner: „Licht im August“.Was für ein grandioses undunfassbares Buch über den Rassismusin den USA um 1920. Ein Jahrhundertroman,der – jetzt in neuerund frischer Übersetzung – unsterblichgeworden ist.
Auf dem BalkonLeo Perutz: „Der SchwedischeReiter“. Dieser historische Romanbraucht keinen speziellen Reiseort.Weil man als Leser ohnehin ruckzuckmitten in die schlesischenKriegswirren des 18. Jahrhundertseintaucht. So magisch und gruseligwird darin das tödliche Schicksalzweier Männer erzählt.
Für den StrandWilhelm Raabe: „Stopfkuchen“.Dieser Roman ist fast alles – einealte Liebes-, See- und Mordgeschichte.Ein melancholischesBüchlein, das einen auf Flügelndurch den Sommer trägt und selbstmit einigen Sandkörnern zwischenden Seiten nie zu knirschen beginnt.
Auf einer ZugreiseAnthony McCarten: „EnglischerHarem“. Derart temporeich wiediese ist keine zweite Liebesgeschichte.Voller Provokationen undWitz und Verwicklungen. So absurdund turbulent wie das Leben in seinenriskantesten Augenblicken.
Auf Kreuzfahrt Richard David Precht: „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ Wer an Deck mit Philosophie ein klein bisschen Eindruck schinden und sich dabei auch noch glänzend unterhalten will, sollte schleunigst zu diesem Bestseller greifen. Eine Denkreise für Abenteurer, die nach wenigen Seiten erfahren, was es mit dem komischen Titel auf sich hat. Den hat nämlich ein Freund des Autors in schwer alkoholisiertem Zustand von sich gegeben. So lebensnah kann Philosophie also auch noch sein.
Auch in VenedigDonna Leon: „Lasset die Kinderzu mir kommen“. Natürlich ist esschöner, das Plätschern der Lagunezu hören, während man CommissarioBrunetti bei seinem sechzehntenFall lesend auf den Fersenist. Allerdings soll Donna Leons ruhiger,aber eindringlicher Krimischon Urlauber auf Amrum bezauberthaben.
Am BaggerseeAndreas Thalmayr: „Lyrik nervt!“Ein Lehrbuch in den Sommerferien– das hat gerade noch gefehlt.Stimmt, und darum empfehlen wirschnell das Erste-Hilfe-Buch fürjunge gestresste Leser, die immerschon wussten, wie blöd Gedichtesind und jetzt feststellen dürfen,wie cool Verse sind.
In der einsamen HütteIngrid Noll: „Kuckuckskind“. Familienurlaubesind keine Harmonie-Party. Wie schön, wenn es Blitzableiterwie diesen Krimi gibt. Einpsychologisch feines Familiendrama,witzig und am Ende doppelttödlich. Empfohlen zur Ablenkung,nicht zur Nachahmung.
Im FlugzeugWoody Allen: „Pure Anarchie“.Das sind kleine und absurde Geschichtenfür zwischendurch – alsozwischen Snack, Tomatensaft undDösen. Das Schöne: Überall stecktWoody Allen drin, und wer dessenFilme kennt, kennt auch seine Figuren.Das Schlechteste ist eine solcheWiederbegegnung freilich nicht.