Düsseldorf Zwei Giganten des Jazz geben ein gemeinsames Konzert
Düsseldorf · Es war der 27. Juni vor zwei Jahren, als das Publikum in der legendären Musikhalle Olympia in Paris diese beiden Giganten zum letzten Mal auf der Bühne erleben durfte. Der 82 Jahre alte Pianist Ahmad Jamal trat dort auf. Der Mann aus Pittsburgh bestritt den ersten Teil des Abends mit seinem Quartett, und im zweiten Teil gesellte sich der 92-jährige Yusef Lateef zu ihm, der einige Monate nach dem Konzert starb.
Das Ereignis wird nun mit einer Doppel-CD-Edition plus DVD gewürdigt, und was man da zu hören und zu sehen bekommt, ist großartig. Jamal lässt es zunächst grooven und swingen. Aus der Rogers-und-Hart-Komposition "Blue Moon" macht er ein Tanzstück, und "This Is The Life" möchte man als Funk bezeichnen: Jamal tritt in einen Wettstreit mit dem Percussionisten Manolo Badrena, und an den schönsten Stellen gibt es Szenenapplaus. Zwischendurch gibt Jamal dem Publikum Gelegenheit abzuschweifen, etwa während des verträumten "I Remember Italy".
Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Stimmung ändert, als Yusef Lateef auf die Bühne kommt. Lateef wuchs in Detroit mit Milt Jackson und Donald Byrd auf, er spielte mit Miles Davis, Charles Mingus und Dizzy Gillespie, und im Grunde war er die personifizierte Jazzgeschichte. Lateef war außerdem Doktor der Philosophie, und als solcher greift er hier ein. Er zerstört den Fluss, teilt ihn, irritiert mit seinem Tenor-Saxofon den Lauf der Akkorde, übernimmt die Führung und ermuntert die Musiker, frei zu spielen, in alle Richtungen auszuschreiten. Er greift zur Flöte, gibt wortlose Kommandos. Er regt an, treibt das Spiel in andere Sphären. Die Temperatur steigt, das ist jetzt ein Gebräu aus Gospel, Soul, Blues und Funk, und in "Brother Hold Your Light" singt Lateef: "I Want to get to the other side".
Der Abend endet mit "Poinciana", dem Standard, den Ahmad Jamal vor fast 60 Jahren zum Hit machte. Man muss die Zuhörer erleben, als sie das Stück nach ein paar Sekunden erkennen. Schön, dass nun alle an diesem bewegenden Moment teilhaben können.
