Ex-Diktator lehnt Zusammenarbeit mit US-Armee abKriegsgefangener Hussein stellt sich weiter sturr
London (rpo). Der inhaftierte irakische Ex-Machthaber Saddam Hussein stellt sich offenbar sturr. Der ehemalige Diktator lehnt einem britischen Regierungsverteter zufolge eine Zusammenarbeit mit der US-Armee weiterhin ab. Die USA haben ihm nun den Status eines Kriegsgefangenen zugebilligt. Das verlautete am Freitag aus Verteidigungskreisen in Washington. Eine formelle Erklärung dazu werde es aber nicht geben, hieß es. Sie sei auch nicht nötig. Saddam Hussein war Mitte Dezember in einem Erdloch bei Tikrit aufgespürt worden und befindet sich seitdem in US-Haft. Der irakische Ex-Machthaber lehnt einem britischen Regierungsvertreter zufolge weiterhin eine Zusammenarbeit mit der US-Armee ab. Nach der Genfer Konvention von 1949 ist als Kriegsgefangener zu behandeln, wer als Mitglied der Streitkräfte eines Landes gefangen genommen wird. Die Konvention schreibt auch vor, dass Kriegsgefangene mit "Menschlichkeit" behandelt werden. Vergeltungsmaßnahmen und Folter sind verboten. Sie müssen vor "Gewalttätigkeit oder Einschüchterung, Beleidigung und der öffentlichen Neugier" geschützt werden. Dazu gehört auch, dass sie vor "öffentlicher Zurschaustellung" bewahrt werden. Nach der Festnahme hatten die US-Behörden Videobilder des verwahrlost wirkenden Ex-Führers in seiner Haftzelle veröffentlicht. Dabei war unter anderem zu sehen, wie ihm ein Mediziner den Mund öffnete und untersuchte. Von großer Bedeutung ist der Kriegsgefangenen-Status auch für den Prozess gegen Saddam Hussein. Laut Konvention muss er vor ein reguläres Militärgericht oder ein Zivilgericht gestellt werden. Der irakische Regierungsrat hatte drei Tage vor der Festnahme des Ex-Präsidenten ein Sondertribunal zur Ahndung von Verbrechen während seiner Herrschaft gebildet. Es gilt als wahrscheinlich, dass auch Saddam Hussein selbst vor diesem Gericht der Prozess gemacht wird. US-Präsident George W. Bush und der Chef der US-Zivilverwaltung in Irak, Paul Bremer, hatten nach der Festnahme ihre Bereitschaft bekundet, dass das irakische Volk dem früheren Machthaber aburteilen solle. Saddam Hussein lieferte seit seiner Festnahme vor rund vier Wochen noch keine "brauchbaren operativen" Informationen, wie ein britischer Regierungsvertreter in London mitteilte. Die Koalitionstruppen hätten aber einige bei seiner Festnahme gefundene Dokumente nutzen können, um gegen Parteigänger vorzugehen, die Angriffe auf Koalitionstruppen verübt hätten. "Die Auswirkungen der Festnahme von Saddam Hussein waren bedeutender als wir zuvor erwartet hatten", sagte der Regierungsmitarbeiter. Kurz vor Weihnachten war die US-Armee in einem Großeinsatz südlich von Bagdad gegen Anhänger der gestürzten Regierung vorgegangen und hatte die Aktion auf Dokumente von Saddam Hussein zurückgeführt.