Alle Leben-Artikel vom 28. Januar 2004
Kelly-Affäre: BBC-Vorstandschef Davies tritt ab

Sender entschuldigt sich für BerichterstattungKelly-Affäre: BBC-Vorstandschef Davies tritt ab

London (rpo). Nach der Kritik von Lordrichter Brian Hutton am Verhalten des Senders in der Kelly-Affäre will der Vorstandvorsitzende des britischen BBC-Rundfunks, Gavyn Davies, zurücktreten. Davies werde in Kürze beim Vorstand seine Entlassung beantragen, sagte BBC-Korrespondent Andrew Marr am Mittwoch im BBC-Fernsehen. Generaldirektor Greg Dyke fügte hinzu, "bestimmte Hauptvorwürfe" der BBC gegen die britische Regierung seien "falsch" gewesen, wofür sich der Sender entschuldige. Zuvor hatte Lordrichter Brian Hutton in seinem Bericht zu der Affäre um den Tod des britischen Waffenexperten David Kelly die Rundfunkanstalt schwer belastet. "Nicht fundierte" Berichterstattung habe die Regierung von Tony Blair in Misskredit gebracht. Die BBC-Anschuldigungen gegen die Regierung, sie habe ihr Irak-Dossier aufgebauscht, seien "sehr schwer wiegend" und stellten die Integrität der Regierung und der Geheimdienste in Frage. Die Führung der BBC habe sich "schuldig" gemacht, in dem sie keine "eingehende Untersuchung" zu den Vorwürfen ihres Reporters Andrew Gilligan eingeleitet habe.

Vogelgrippe: Intensiver Reiseverkehr bereitet Sorgen

Experte hält Infektionsrisiko für "außerordentlich gering"Vogelgrippe: Intensiver Reiseverkehr bereitet Sorgen

Berlin (rpo). Die Vogelgrippe wütet weiter in Asien. Die Zahl der Infizierten steigt, mindestens acht Menschen kamen bislang ums Leben. Die Gefahr einer Infektion in Deutschland schätzt ein Experte als derzeit noch gering ein. Das Virus sei zu unstabil, schaffe es gar nicht bis Europa.Das sagte am Mittwoch der Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropemmedizin in Hamburg, Bernhard Fleischer. Dagegen warnte der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) vor möglichen Infektionsrisiken durch Ostasien-Touristen. Durch den intensiven Reiseverkehr in die von der Vogelgrippe betroffenen Länder Japan, Korea, Thailand und Vietnam könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Seuche auch auf Deutschland übergreife, betonte Dietzel. Reisende sollten jeglichen Kontakt mit oder den Verzehr von Geflügel in diesen Ländern vermeiden. Der Import von Geflügel, Geflügelfleisch und Geflügelfleischerzeugnissen (sofern nicht durcherhitzt) aus den betroffenen Staaten sei verboten. Dieses Verbot gelte auch für das Mitbringen selbst kleiner Mengen im internationalen Reiseverkehr. Flugreisende müssten wissen, dass Geflügelfleisch und daraus hergestellte Erzeugnisse grundsätzlich nicht eingeführt werden dürfen. Zwar stelle der Verzehr dieser Lebensmittel, auch wenn sie infiziert wären, keine Gefahr für den Menschen dar, aber die heimischen Geflügelbestände könnten beispielsweise durch Speisereste angesteckt werden, warnte Dietzel. Der Hamburger Institutsleiter Fleischer gab zu bedenken, dass das Virus möglicherweise seine Struktur verändern und auf den Menschen überspringen könnte. Bisher habe es "keine Übertragung von Mensch zu Mensch" gegeben, doch falls dies eintrete, habe man "die Ausgangssituation einer großen weltweiten Epidemie". Nach WHO-Angaben sind bislang lediglich in Vietnam und Thailand Vogelgrippe-Infektionen beim Menschen durch Laboruntersuchungen zweifelsfrei bestätigt. Aus Vietnam wurden bisher sieben Fälle gemeldet, sechs Patienten starben. In Thailand wurden drei Fälle gemeldet, zwei von ihnen endeten tödlich.

Pkw-Farbe: Experten sehen klaren Trend

Silber als Farbe bei Pkw weiter gefragtPkw-Farbe: Experten sehen klaren Trend

Münster (rpo). Lackexperten von BASF Coatings in Münster sind sich sicher: Die meisten Pkw in Europa werden auch in den nächsten Jahren silberfarben sein.Das sagen die Experten jetzt in ihrer jüngsten Farbtrendprognose für künftiges Fahrzeugdesign voraus. Ihre jährliche Vorhersage, die sie in Abstimmung mit den Designern aller Automobilhersteller abgeben, hat auch für Auto-Käufer und -Verkäufer nachhaltigen Wert. Denn erfahrungsgemäß finden die vorhergesagten Trends in drei bis sechs Jahren Eingang in das Pkw-Design. Die praktischen Erfahrungen vieler Auto-Händler zeigen zugleich, dass Autos mit der "falschen" Farbe schlechter verkaufbar sind. Beim Wiederverkauf haben sie teils sogar spürbar schlechtere Verkaufschancen und finden oft nur bei deutlichem Preisnachlass einen neuen Besitzer. Farbe Silber wird sich allerdings verändernDie Farbe Silber wird sich allerdings verändern, sagen die BASF-Experten jetzt weiter voraus. Statt hart und metallisch gehe der Trend zu Silberweiß-Tönen und Farbeffekten in Silbertönen. Nach ihrer Farbprognose werden zudem die "Autokleider" insgesamt farbiger. Für Europa erwartet BASF-Expertin Renate Weber neue Silberfarbtöne mit innovativen Spezialeffekten oder weiche Schattierungen. Gleichzeitig prognostiziert sie neue Facetten in Richtung Weißsilber, Natürlich-Weiß und eine Reihe interessanter Grautöne. Zu diesem Trend passen nach ihrer Ansicht Silberweiß, Grau, Hellblau, ein sanftes Türkis und ein lichtes Grüngelb.

Kelly-Affäre: Blair im Glück

"The Sun" enthüllt Auszüge aus UntersuchungsberichtKelly-Affäre: Blair im Glück

London (rpo). Tony Blair ist zufrieden: Der Hutton-Bericht zu den Verstrickungen Blairs in den Kelly-Tod hat die britische Regierung von den Vorwürfen entlastet. Schwere Vorwürfe erhob der Lordrichter gegen die BBC. Unterdessen zeigte sich Blair sauer darüber, dass das Massenblatt "Sun" den Untersuchungsbericht bereits vorab veröffentlicht hatte.Zudem erklärte Lordrichter Hutton einen BBC-Bericht, wonach die Regierung Geheimdienstinformationen über Irak vor dem Krieg aufbauschte, für unhaltbar. BBC-Chef Greg Dyke räumte am Nachmittag Fehler ein und entschuldigte sich. "Gewisse Schlüsselbehauptungen" in dem umstrittenen Bericht seien falsch, sagte Dyke. Wenig später gab der Sender den Rücktritt seines Verwaltungsrats-Vorsitzenden Gavyn Davies bekannt. Blair hatte die BBC zuvor heftig kritisiert. In einer Rede vor dem Parlament sagte der Premierminister: "Die Behauptung, dass ich oder sonst irgendjemand dieses Haus belogen hätte oder das Land durch eine Verfälschung von Informationen über Massenvernichtungswaffen irregeführt hätte, ist die eigentliche Lüge." BBC-Chef Dyke sagte in seiner Stellungnahme, sein Sender habe Blair niemals der Lüge bezichtigt. Der BBC-Reporter Andrew Gilligan hatte im Juni nach einem Gespräch mit Kelly unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten berichtet, die Regierung habe Informationen über irakische Massenvernichtungswaffen bewusst aufgebauscht, um den Irak-Krieg zu rechtfertigen. Diese Behauptung sei völlig gegenstandslos gewesen, urteilte Hutton in seinem Untersuchungsbericht. Kelly nahm sich wenige Tage, nachdem sein Name als Quelle des Rundfunkberichts genannt worden war, das Leben. Kellys Name war vom Verteidigungsministerium an die Öffentlichkeit gebracht worden. Der Regierung wurde deshalb vorgeworfen, ihren langjährigen Mitarbeiter enormem Druck ausgesetzt und ihn dadurch in den Selbstmord getrieben zu haben. Kellys Reaktion nicht vorhersehbarHutton erklärte dazu, er sei überzeugt, dass keine der in seinem Bericht genannten Personen eine solche Reaktion jemals hätte in Erwägung ziehen können. Kelly habe zwar unter erheblichem Druck gestanden, aber die Konsequenz, die er daraus gezogen habe, sei für niemanden absehbar gewesen. Das Verteidigungsministerium hätte ihm allerdings mehr moralische Unterstützung zukommen lassen sollen. Der Lordrichter kritisierte die Art und Weise, wie die BBC mit den Informationen über angebliche Verfälschungen im Irak-Dossier der Regierung umgegangen sei. Sie habe es versäumt, vor und auch nach der umstrittenen Rundfunksendung die Fakten zu überprüfen. Auch die in dem Bericht erhobenen Vorwürfe gegen den im Sommer zurückgetretenen Kommunikationschef der Regierung, Alastair Campbell, wies Hutton zurück. Kellys Gespräch mit BBC-Reporter Gilligan war nach Ansicht des Lordrichters unangemessen: Als Regierungsberater hätte er seine Vorgesetzten über das Treffen informieren müssen, urteilte Hutton.Untersuchung zur Quelle der "Sun" gefordertZu einer gezielten Indiskretion kam es auch im Zusammenhang mit dem Hutton-Bericht selbst: Teile des Untersuchungsberichts wurden bereits vorab in der Zeitung "The Sun" veröffentlicht. Mehrere Parlamentarier forderten eine Untersuchung, wer die Quelle gewesen sein könnte.