Erfolgstypen mit Stern 50 Jahre Mercedes-Benz 250 S bis 300 SEL 6.3

Köln · Um zu zeigen, wer weiterhin König im automobilen Oberhaus war, schickte Mercedes vor 50 Jahren zwei Luxuslimousinen auf den Markt. Während die Konkurrenz auf starke Achtzylinder setzte, sorgte die Marke mit Stern anfangs für eine Überraschung.

50 Jahre Mercedes-Benz 250 S bis 300 SEL 6.3
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Die damals neu vorgestellte Mercedes-Benz-Baureihe W 108/109 mit den Typen 250 S, 250 SE und 300 SE setzte Maßstäbe unter den volumenstarken Luxuslimousinen. Wirklich neu war vor allem der optisch völlig eigenständige Auftritt der S-Modelle im Vergleich zur Mittelklasse mit Vierzylindermotoren. Erstmals seit Kriegsende differenzierten sich die großen Sternenkreuzer nicht allein durch Chromornamente von den kleinen Markengeschwistern. Wer allerdings unter die Motorhauben der Luxusliner schaute, erlebte anfangs eine Überraschung. Nicht einmal der fünf Meter lange 300 SEL fuhr mit mächtigem V8 vor.

Die Baureihe W 108/109 belegte mit insgesamt 383.000 Einheiten in den Verkaufscharts sofort Platz eins der europäischen Oberklasse und verwies Konkurrenten wie Jaguar S-Type, Lancia Flaminia, Rover 3,5 Litre oder Opel Kapitän bis Diplomat auf hintere Plätze. Dabei war dies erst der Anfang, denn die Erfolgskurve der bis 1972 verkauften Stuttgarter S-, SE- und SEL-Typen wurde mit zunehmendem Alter der Baureihe und den immer zahlreicheren Wettbewerbern noch eindrucksvoller. Als sich 1968 BMW mit den Modellen 2500/2800 und Volvo mit dem Flaggschiff 164 in der prestigeträchtigen Nobelliga zurückmeldeten, Jaguar mit der XJ-Limousine überdies einen dynamischen Designmeilenstein lancierte, war Mercedes mit neuen Motoren und etwas Modellpflege bereits bestens auf die neuen Wettbewerber vorbereitet.

Zum Schreck vieler Porsche-Piloten wurde dafür der auf dem Genfer Salon 1968 präsentierte 300 SEL 6.3. Bis auf breitere Reifen, markante Halogen-Doppelscheinwerfer und zusätzliche H3-Nebelscheinwerfer differenzierte sich der Bolide optisch nicht von seinen Brüdern. Unter seiner Haube aber trug der Hubraumgigant die Insignien ultimativer Macht: den 184 kW/250 PS starken V8 aus dem staatstragenden Mercedes 600. Gerade einmal 6,5 Sekunden registrierten die Stoppuhren für den Sprint auf Tempo 100, das gelang damals nicht einmal allen Supercars aus Maranello und Modena. 225 km/h Vmax brachten den Asphaltbrenner auf Augenhöhe mit dem Maserati Quattroporte, langjähriger schnellster Viertürer der Welt.

Tatsächlich reichten die Fahrleistungen, um bereits beim ersten Motorsporteinsatz — dem Sechs-Stunden-Rennen von Macao - die Plätze eins und drei zu besetzen. Und das ohne nennenswerten Renntrimm. Diesen hatte dafür der für den Tourenwagen-Europapokal 1968 vorbereitete 300 SEL 6.3, der 279 kW/380 PS aus 6,8 Liter entwickelte. Nicht zu vergessen die bis zu 500 PS starken AMG-Racer, die Anfang der 1970er Jahre an den Start gingen. Gleichwohl hielt sich die Ernte sportlichen Lorbeers in Grenzen, Deutschlands schnellste Limousine beeindruckte lieber auf Autobahnen. Und das in überraschend großer Stückzahl: Über 6.500 Einheiten konnte Mercedes in nur vier Jahren von dem Giganten ausliefern, womit der Big-Benz ein Bestseller seiner Preisliga war.

Immerhin kostete der 6.3 so viel wie zwei 280 SE, die ebenfalls 1968 zum großen Revirement der ganzen Baureihe an den Verkaufsstart gingen. Mehr Hubraum, mehr Leistung und mehr Zylinder, so konterten die Stuttgarter erfolgreich die Attacken neu hinzukommender Wettbewerber. Los ging es auf der IAA 1969 mit dem 300 SEL 3.5, dessen neuer V8 zukunftsweisend für künftige Mercedes-Reihen war. Dieses 147 kW/200 PS leistende Aggregat war optional bald auch für den 280 SE lieferbar und nicht nur seinem 3,0-Liter-Sechszylinder-Vorgänger in jeder Hinsicht überlegen. Die Amerikaner kamen 1971/72 sogar in den Genuss eines 4,5-Liter-V8, dem der 300 SEL 4.5 auch im letzten Produktionsjahr die Medienauszeichnung "Bester Luxuswagen" verdankte. Wirklich alt war die Baureihe W 108/109 also nicht, als sie im Herbst 1972 den Stab an die erstmals explizit S-Klasse genannte Serie W 116 weitergab.

(SP-X)
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