Preisrutsch Diesel im Rheinland für weniger als 1 Euro

Düsseldorf/Essen · Auch 2016 hält die Flut billigen Rohöls an. Das sagt die Internationale Energie Agentur. Bei Diesel und Super hielt der Preisrutsch am Wochenende an. Der ADAC sagt: Am frühen Abend ist es am billigsten. Zum Winterurlaub bleibt es billig.

 Aufnahme vor einer Tankstelle in Recklinghausen. Auch hier ist der Preis für einen Liter Diesel unter die magische Marke von einem Euro gefallen.

Aufnahme vor einer Tankstelle in Recklinghausen. Auch hier ist der Preis für einen Liter Diesel unter die magische Marke von einem Euro gefallen.

Foto: dpa, mku gfh

An der Shell-Tankstelle in Essen-Bredeney zeigt das digitale Werbeschild auf verblüffende Art, dass die Zeiten sich geändert haben: Diesel kostete am Sonntag 9,99 Euro pro Liter. Ein Witz? Nein, die Technik scheint Preise unter einem Euro nicht vorzusehen, also wird der Preis von in Wahrheit 99,9 Cent eben anders präsentiert.

Willkommen im neuen Tankparadies Deutschland. Die Autofahrer können sich bis zum Herbst nächsten Jahres oder vielleicht sogar noch länger auf niedrige Preise für Benzin und Diesel einstellen. Dies ergibt sich aus dem am Freitag vorgestellten "Öl-Markt-Ausblick" der Internationalen Energie Agentur (IEA) in Paris. Weil die Opec-Staaten wie Saudi-Arabien weiter so viel Öl wie möglich fördern wollen, würde der Druck auf die Preise anhalten, meinen die renommierten Experten.

Auch bei Super fallen die Preise

Die Notierungen vom Wochenende bestätigen den Trend: In Moers, Krefeld und Duisburg gab es zeitweise Diesel für 95,9 Cent pro Liter. Am Sonntag boten laut "Clever-Tanken.de" mehr als 20 Tankstellen Diesel für weniger als einen Euro in Düsseldorf und Neuss an.

Ähnlich sieht es bei Super E10 aus. Der Liter kostete bundesweit im Schnitt am Donnerstag 1,274 Euro, berichtet der ADAC. Vor elf Tagen lag die Notierung mehr als vier Cent höher. Am Sonntagum 17 Uhr konnten Autofahrer an vielen Tankstellen in Düsseldorf für weniger als 1,20 Euro pro Liter ihren Tank mit E10 füllen.

Hauptgrund für die schönen Zeiten an den Tankstellen ist der Absturz der Rohölpreise. Gegenüber Mai sackte die Notierung für ein Faß Rohlöl (159 Liter) von 70 US-Dollar bis Freitag auf 39,3 Dollar ab. Damit stürzte der Preis in sechs Monaten um 45 Prozent ab.

Saudi-Arabien will mit Niedrigpreisen und hoher Förderung andere Anbieter aus dem Markt drängen. "Das ist ein langfristiger Machtkampf",sagt Heino Elfert, Herausgeber des Erdölinformationsdienstes (EID), "die Saudis können extrem billig ihr vieles Öl aus dem Boden pumpen, die Russen, Iraner oder auch Amerikaner haben meistens höhere Kosten - also will Saudi-Arabien den eigenen Marktanteil nun mit Dumping erhöhen."

Ein Schmiermittel für die Konjunktur

Dabei profitieren auch die Käufer von Heizöl: Die Füllung für einen 3000-Liter-Tank, kostet aktuell rund 1000 Euro weniger als vor einem Jahr. Davon profitieren Mieter über die Nebenkostenabrechnung.

Autofahrer, die pro Jahr 30.000 Kilometer fahren, geben rund 750 Euro im Jahr weniger aus. Diese Ersparnis kurbelt die globale Konjunktur etwas an.

Für Bürger, die besonders günstig tanken wollen, hat der ADAC folgenden Tipp: Sie sollten bevorzugt am frühen Abend tanken, weil die Tankstellen dann meistens die günstigsten Tarife anbieten. Höhere Preise zu den Weihnachtstagen und danach erwartet der ADAC nicht: "Es reisen zwar viele Leute in Winterurlaub, aber andererseits fahren zur Jahreswende auch viele Leute nicht in die Firma", meint ADAC-Sprecher Jürgen Grieving.

Noch günstigeren Sprit fordert Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen: "Gemessen am Verfall der Ölpreise müssten die Preise für Diesel und Super noch mehr sinken."

(RP)
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