Pariser Autosalon Der unsichtbare Fahrer- Autonome Autos sind die Zukunft

Paris · Sicherer, umweltfreundlicher, bequemer: Auf selbst fahrenden Autos ruhen große Hoffnungen. Und die Frage ist nicht mehr, ob solche autonomen Fahrzeuge auf den Markt kommen werden, sondern wann. Einige Hindernisse aber müssen noch überwunden werden, bevor der Fahrer überflüssig wird.

 Der Mercedes SLS AMG Coupe Electric Drive wurde auf dem Pariser Autosalon präsentiert

Der Mercedes SLS AMG Coupe Electric Drive wurde auf dem Pariser Autosalon präsentiert

Foto: dpa, ud lof lre

"Das autonome Auto ist aus Sicherheitsgründen wichtig, denn die meisten Straßenunfälle werden durch menschliche Fehler verursacht", sagt Volvo-Generaldirektor Hakan Samuelsson auf dem Pariser Autosalon, der am Samstag für das Publikum öffnete und bei dem selbst fahrende Autos zu den Attraktionen gehören. Der schwedische Autobauer will 2017 rund hundert autonome Autos in Göteborg zu Testfahrten auf die Straße schicken. Um das Jahr 2020 soll ein Modell dann auf den Markt kommen.

Auch der Autoexperte Josselin Chabert vom Beratungsunternehmen PwC rechnet damit, dass selbst fahrende Autos bis 2020 Realität werden. Bis sie wirklich weite Verbreitung finden, dürften aber mindestens noch zehn weitere Jahre vergehen. Weniger Staus, weniger Treibstoff-Verbrauch, 90 Prozent weniger Unfälle sagt Chabert voraus.

"Die Technologie ist schon vorhanden", sagt Thierry Le Hay, Innovationsdirektor beim französischen Autobauer PSA Peugeot Citroën. Tatsächlich sind schon heutige Autos vollgestopft mit Technik, die dem Fahrer viel Arbeit abnimmt. Die Mercedes S-Klasse zum Beispiel verfügt bereits über ein System, das den Wagen im Stau quasi automatisch steuert. Ein Abstandsregeltempomat sorgt auf Autobahnen dafür, dass die gewünschte Distanz zum vorausfahrenden Wagen eingehalten wird.

Das französische Unternehmen Valeo hat ein System entwickelt, mit dem Autos vollkommen selbstständig einparken können - der Besitzer des Wagens kann derweil ins Restaurant gehen und wird über sein Smartphone informiert, wo das Auto steht.

Eines der bekanntesten Projekte von selbst fahrenden Autos stammt vom US-Internetgiganten Google. Sensoren und Software des Google Car können hunderte verschiedene Objekte gleichzeitig erkennen - das ist insbesondere in der Stadt wichtig, die für die Entwickler eine viel größere Herausforderung darstellt als etwa Landstraßen. Denn Fußgänger, plötzlich auf die Straße rennende Kinder, den Verkehr regelnde Polizisten oder Fahrradfahrer, die mit einem Handzeichen ankündigen, dass sie abbiegen wollen, gehören zum Verkehr in der Stadt dazu.

Eine besondere Herausforderung ist das Erkennen von Menschen und Tieren. Bislang würden die Sensoren organisches Material erst ab einer Masse von 30 Kilogramm ausmachen, sagt Maurice Ricci, Chef des französischen Ingenieurbüros Akka, das für Daimler arbeitet und nun schon die dritte Generation seines autonomen Autos vorstellt. "Da müssen wir noch Fortschritte machen."

Ein weiteres Hindernisse sind rechtliche Vorgaben. So schreibt das Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr von 1968 vor, dass jedes Fahrzeug "in Bewegung (...) einen Führer haben" muss. Die US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada haben ihre Gesetzgebung bereits autonomen Autos angepasst, Frankreich will die High-Tech-Fahrzeuge ab 2015 für Testfahrten auf normale Straßen lassen. Geklärt werden müssen auch versicherungstechnische Fragen, etwa nach der Haftung bei Unfällen.

Und schließlich stellt sich die Frage, ob dem Menschen nicht mulmig wird, wenn er auf einmal in einem Auto sitzt, das ganz von alleine fährt. Le Hay von PSA Peugeot Citroën macht sich da keine Sorgen: Studien würden zeigen, dass sich Kunden "das sehr gut vorstellen können und es als natürliche Entwicklung ansehen".

Zumal die Vorteile auf der Hand liegen: "Niemand ist begeistert von der Aussicht, morgens und abends eine halbe Stunde im Stau zu stehen", sagt Le Hay. "Die Leute würden es schätzen, in der Zeit etwas anderes machen zu können."

fs/ju

AFP

(AFP)
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