Die neuen Hybrid-Autos

Im Schatten des Elektroautos hat der Hybridantrieb zuletzt an öffentlicher Strahlkraft verloren. Doch nun kehrt die Doppelmotor-Technik zurück ins Rampenlicht. Auf der IAA feiern zahlreiche neue Modelle Premiere. Wichtigster IAA-Debütant mit Hybridtechnik ist zumindest aus deutscher Sicht der Audi A8. Die Doppelmotorversion der Oberklasselimousine soll bereits in der ersten Hälfte 2012 auf den Markt kommen, wohl zu Preisen zwischen 80 000 und 90 000 Euro. Anders als die Konkurrenten Mercedes S400 Hybrid und BMW 7er Active Hybrid kann der Ingolstädter rein elektrisch gleiten und nutzt den E-Motor nicht nur als Unterstützung beim Anfahren und Beschleunigen. Resultat ist ein Verbrauch von nur 6,4 Liter.

Mit der Prestigelimousine sowie dem Hybrid-SUV Q5 und dem Kombi A6 Avant verringert Audi den Abstand zu den japanischen Herstellern. Sie sind führend in Sachen Hybridtechnik, wie das die jüngste Öko-Liste des Verkehrsclub Deutschland (VCD) eindrucksvoll dokumentiert: Gleich fünf Hybridautos unter den zehn umweltfreundlichsten Pkw stammen aus Japan. Spitzenreiter ist der Lexus CT200h, ein Kompakter im Format des Audi A3, der dank seiner Kombination aus Vierzylinderbenziner und E-Motor einen Normverbrauch von 3,8 Liter Super bietet. Und das bei nicht gerade mageren 100 kW/136 PS.. Mit ähnlicher Antriebstechnik erreichen auch zwei weitere Modelle aus dem Toyota-Konzern Top-Ergebnisse: der Hybrid-Klassiker Toyota Prius und der kompakte Toyota Auris Hybrid. Komplettiert wird das Quintett vom Honda Insight und dem Kleinwagen Honda Jazz Hybrid.

Toyota und Honda setzen bei ihren Hybriden auf Verbrenner-Seite einen Benziner ein, der aus gleicher Menge verbrannten Kraftstoffs weniger CO2, Ruß und Stickoxide erzeugt. Der wirkliche Technik-Trick des Hybriden jedoch liegt natürlich woanders: in der Rückgewinnung der Bremskraft. Diese verpufft bei konventionellen Autos ungenutzt als Wärme. Ein Hybridantrieb kann sie jedoch mittels des als Generator eingesetzten Elektromotors in Strom wandeln und in einer Batterie zwischenspeichern. Von dort wird sie abgerufen, sobald der Elektromotor sie zur Unterstützung des Benziners benötigt – vor allem beim Anfahren und Beschleunigen. So wird der Verbrennungsmotor gerade in Phasen hoher Leistungsanforderung entlastet.

Die Spritsparrechnung geht allerdings nur auf, wenn auch häufig genug gebremst wird, um den Stromvorrat in der Batterie hoch zu halten. In der Stadt und bei Stop-and-go-Verkehr kann der Hybrid seine Verbrauchsvorteile daher am besten entfalten. Bei langen Autobahnetappen mit gleichbleibender Geschwindigkeit hingegen ist er dem Diesel unterlegen. Dort macht sich der prinzipiell höhere Verbrauch des Benziners bemerkbar. Trotz Anschaffungskosten auf Niveau eines Diesels konnte sich der Hybridantrieb in Deutschland daher – anders als etwa in den USA – bislang nicht durchsetzen.

Doch das könnte sich ändern, denn auf der IAA feiern neben Audis A8 auch andere Hybridautos der nächsten Generation Premiere. Allen voran der neue Toyota Prius PHEV, der die Lücke zum Elektroauto schließt. Anders als der normale Prius lässt sich die neue Plug-In-Modellvariante auch an der Steckdose aufladen. So verzehnfacht sich die Reichweite im reinen E-Modus von gut zwei Kilometern auf 20 Kilometer. Da für den Reichweiten-Fortschritt teure Lithium-Ionen-Batterien nötig waren, wird der verbesserte Prius wohl rund 35 000 Euro kosten – fast 10 000 Euro mehr als für das normale Modell.

PSA Peugeot Citroen bringt als erster Hersteller einen Diesel mit Hybrid-Technik auf den Markt. Diese Kombination soll vor allem die Europäer überzeugen. Der Mittelklassekombi 508 RXH muss zwar ohne Plug-In-Technik auskommen, wartet aber mit einem Verbrauch von nur 4,2 Litern auf.

Auch wenn viele Experten den Hybridantrieb nur als Brückentechnologie zum richtigen Elektroauto sehen – der Zeitraum, den der Doppelmotor überspannen muss, ist beträchtlich. Für 2020 rechnet die Bundesregierung in ihrem Entwicklungsplan Elektromobilität mit einem Marktvolumen von 18 Millionen Hybridautos weltweit – der E-Automarkt liegt dann bei erst sieben Millionen Fahrzeugen.

(RP)
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