Die stärkste Corvette aller Zeiten

Die siebte Generation des legendären Sportwagens ist ein Rennauto mit Straßenzulassung. Die Z06 ist trotz brachialer 659 PS aber durchaus alltagstauglich.

110 Dezibel - so laut ist das Gebrüll eines Löwen. Die gleiche Lautstärke erreicht ein Presslufthammer. Und auch die Corvette Z06. So fühlt es sich zumindest auf dem Fahrersitz an. Das Gaspedal durchgetreten, röhrt von hinten ohrenbetäubend die Auspuffanlage mit ihren vier massiven Endrohren. Man erwartet eigentlich, die brüllende Raubkatze im Rückspiegel zu sehen. Stattdessen gibt es einen Tritt auf die Brust, der einen in den Sportsitz presst, der Atem stockt kurz, das Herz schlägt schneller und die Corvette sprintet los. 3,4 Sekunden bis Tempo 100, nach 10,9 Sekunden sind die 200 km/h erreicht. Die stärkste Corvette aller Zeiten liebt die Jagd.

Die siebte Generation des legendären Sportwagens aus den 1960er Jahren spart nicht mit Superlativen: stärkstes Serienfahrzeug aller Zeiten von General Motors. Mit Carbon-Bremsen stoppt die Z06 von 100 auf null km/h in nur 30,3 Metern - auch das Bestwert des Herstellers. Vorbild für das Serienmodell ist der Gewinner beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans aus dem vergangenen Jahr: Die Z06 hat nämlich den gleichen steifen Aluminiumrahmen und dieselbe Motortechnik wie die siegreiche Corvette C7.R. Dafür arbeiteten das Rennteam und die für die Serienproduktion zuständigen Ingenieure eng zusammen. Tradition verpflichtet: Die Corvette ist der am längsten und meisten gebaute Sportwagen der Geschichte. Liegt mit seinem neuesten Modell ab 114.500 Euro aber am unteren Rand des Preisniveaus in seiner Klasse. Für einen McLaren 650S Spider bezahlt man gut das Doppelte, ein vergleichbarer Porsche 911 GT3 RS kostet rund 180.000 Euro.

Angetrieben werden Rennwagen C7.R und die Serien-Corvette Z06 von einem 6,2-Liter-V8-Kompressormotor, der 659 PS generiert. Trotz dieser brachialen Kraft ist die Z06 überraschend alltagstauglich. Man sitzt etwas höher als bei der Konkurrenz von Porsche & Co, was den Ein- und Ausstieg erleichtert. Für eine optimale Drehmomentverteilung zwischen den Hinterrädern sorgt ein intelligentes elektronisches Sperrdifferential. Fünf verschiedene Fahrmodi passen sich den Straßengegebenheiten, zum Beispiel bei Regen, an. Servolenkung, Sperrdifferential, Abgasanlage und Stabilitätskontrolle werden so geregelt. Kein Problem, zum Beispiel im Eco-Modus mal gemütlich im Verkehr mitzuschwimmen. Doch wer will das schon in einem solchen Supersportler? Stattdessen kann man mit der fünfstufigen Traktionskontrolle das ESP komplett in Rente schicken und sich allein dem Zusammenspiel von Mensch und Maschine hingeben.

Die Corvette will einfach auf die Rennstrecke. Dafür wurden zahlreiche Features aus dem Rennsport adaptiert. So findet sich auf dem Acht-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole eine Anzeige für die Temperatur der Reifen - Seltenheit bei einem Serienfahrzeug, aber nicht zu vernachlässigen. Denn nur wenn die Michelin Pilot-Super-Sport ZP die richtige Temperatur haben, kleben sie auf dem Asphalt. Dass die Corvette wie ein Brett auf der Straße liegt, daran sind auch die Spoiler nicht ganz unschuldig. Wie groß und auffällig die sein dürfen, entscheidet die Ausbaustufe.

In der ersten Ausstattungsvariante kommt die Z06 vergleichsweise dezent daher: kleine Spoilerlippe vorne, hinten der Basisspoiler. Ausbaustufe zwei wirkt schon etwas auffälliger, Stufe drei ist noch extremer: Neben massiven Seitenschwellern und großen Spoilern kommen beim Z07-Performance-Paket unter anderem noch Carbon-Keramik-Bremsen und Michelin Pilot-Super-Sport Cup 2- Reifen zum Einsatz. Wer sich für 1500 Euro zusätzlich noch den Performance Data Recorder gönnt, der HD-Videos von der Fahrt aufnimmt und sämtliche technische Daten des Fahrzeugs aufzeichnet, ist mit seiner Corvette endgültig bereit für die Rennstrecke.

(RP)
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