Ducati - wo die Legende gebaut wird

Kaum eine Urlaubsfahrt ist eintöniger als die Durchquerung der Poebene auf dem Weg an die italienische Adria. Gleichzeitig kann eine Urlaubsfahrt kaum spannender werden, zumindest für Menschen mit Benzin im Blut. Denn in der Region Emilia-Romagna sind sie alle vereint: Ferrari, Lamborghini, Maserati, um nur einige italienische Autolegenden zu nennen. Und Ducati: die Motorradlegende schlechthin.

In Bologna, am Stammsitz der Marke mit den klassischen Merkmalen V2-Motor, Desmodromik und Trockenkupplung kommt man dem Mythos Ducati auf die Spur. Ein Besuch des Ortes, wo heute die Modelle Panigale, Monster oder Multistrada entstehen, und wo schon Legenden wie Ducati 900 Super Sport oder 916 gefertigt wurden, lohnt sich ohne Zweifel. Es ist nur ein kurzer Abstecher von der Autobahn Modena-Rimini und dennoch ein tiefgreifendes Erlebnis nicht nur für eingefleischte Ducatisti.

"Mehr als 20 000 Fans erfüllen sich Jahr für Jahr einen Traum und buchen unsere Werks- und Museums-Tour. Darunter sind auch viele Fahrer von BMW, Honda oder Harley-Davidson", sagt Museumschef Livio Lodi. "Ducati ist eben eine Legende, und Biker wollen wissen und fühlen, warum." Wer Glück hat, bekommt von Lodi höchstpersönlich eine Führung, die er zuvor für zehn Euro im Internet unter www.ducati.de gebucht hat. Gruppen von zehn bis 40 Personen sind ebenso willkommen wie Pärchen oder Singles. Nur ohne Voranmeldung läuft nichts. Sonst steht man vor verschlossenen Türen, denn die Termine sind meist schon weit im Voraus ausgebucht.

Via Antonio Cavalieri Ducati im Bologneser Stadtteil Borgo Panigale, Hausnummer 3, ist der Stammsitz der Motorradmarke. Dort entstehen seit 1946 vorzugsweise rote Zweirad-Legenden wie Marianna, Pantah oder der heutige Supersportler 1199 Panigale. Von Livio oder seiner Mitarbeiterin Maria erfahren Besucher nicht nur Anekdoten, sondern auch bislang unbekannte Details hinter der großen Historie. Bei der rund einstündigen Führung durch die Werkshallen kann man miterleben, wie bis zu 350 Ducatis pro Tag an vier Produktionsstraßen entstehen; was dazu nötig ist, damit zwei Arbeiter in 60 Minuten einen Motor zusammenschrauben können; und wie lange der fertige Supersportler 1199 Panigale Superleggera seine 205 PS auf dem Prüfstand unter Beweis stellen muss, ehe Techniker Pino eines von 500 limitierten Exemplaren aus dem Werk entlässt - im Wert von 64 500 Euro.

In 64 Minuten entsteht laut Maria eine komplette Ducati 1199 Panigale, in 50 Minuten eine Monster, noch so ein Liebling der italienischen Massen. Und am Ende der Fertigung in Borgo Panigale steht ein Kabinen-Versuchslauf, der in fünf Minuten bei bis zu 200 km/h zeigt, ob alles in Ordnung ist mit dem Motor, dem Fahrwerk und der Elektronik. Dann schiebt Techniker Pino die sündhaft teure Verlockung auf zwei Rädern zum Versand, wo sie auf den Weg gebracht wird zu ihrem stolzen neuen Besitzer.

Anschließend können sich die Ducati-Gäste im liebevoll aufbereiteten Museum ein Bild davon machen, wie es zum weltberühmten Mythos Ducati gekommen ist - der Brückenschlag von der Vorkriegsproduktion von Radios, der Nachkriegslegende "Cucciolo", das in einer Millionen-Auflage bis zum Jahr 1955 ganz Italien mobilisierte, bis hin zur 205 PS-Kanone 1199 Panigale. Oder deren neue kleine Schwester 899 Panigale, von Maria liebevoll nur "Panigallina" genannt. Gerade an den Namen lässt sich ablesen, dass die Italiener ihre Ducatis nicht nur kennen und fahren, sondern dass sie sie lieben.

Das Museum dokumentiert mit Exponaten, mit Bildern, Filmen und Tonaufnahmen die Geschichte Ducatis seit 1946. Klangvolle Namen wie der des berühmten Ingenieurs Fabio Taglioni werden zu Leben erweckt, wenn man zum Beispiel Details über seine Erfindung der Ducati eigenen Ventilsteuerung "Desmodromik" erfährt. Oder über den designierten Harley-Rivalen Ducati Apollo von 1963, der sich als viel zu schwer erwies und deshalb nie in Serie gehen konnte - alleine der V4-Motor hätte die damals schmalen Reifen mit der Wucht von 220 Kilo völlig überfordert. Immerhin war die Apollo die erste Ducati mit längs eingebautem V-Motor, was sich in der Folge mit Zweizylindern zum Markenzeichen entwickeln sollte. Dazu Geschichte und Motorräder von legendären Ducati-Rennfahrern wie Paul Smart, Mike Hailwood oder Valentino Rossi.

(RP)
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