Gehobene Mittelklasse Audi A6 Avant ist Europas Schönling

Düsseldorf (RPO). Seit 1977 bietet Audi Modelle in der gehobenen Mittelklasse an, die den Namenszusatz Avant tragen. Vom ersten Schrägheckkombi des Audi 100 bis zum jetzt vorgestellten Edel-Transporter des aktuellen A6 hat sich einiges geändert. Ein Fahrbericht im neuen A6 Avant.

2011: So schön fährt sich der neue A6 Avant
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Zwei Dinge aber sind geblieben: Der jeweilige große Kombi aus Ingolstadt sieht gut aus, aber interessieren tut dies außerhalb Europas kaum jemanden. Eine überzeugende Mehrheit von 98 Prozent der Avants wird in Europa verkauft, die meisten davon in Deutschland.

Der A6 Avant kommt ab Herbst zu Preisen ab 40.850 Euro in den Handel. Dafür gibt es den Basisdiesel mit 130 kW/177 PS Leistung und einem Sechsgang-Handschaltgetriebe. Neben diesem Motor bieten die Ingolstädter zum Marktstart zwei Benziner (150 kW/204 und 220 kW/300 PS) sowie zwei Sechszylinder-Diesel mit 150 kW/204 oder 150 kW/245 PS an.

A6 meistens als Dienstwagen

Das leistungsstärkste Modell der normalen Serie wird der 3.0 TDI mit Achtgangautomatik und 230 kW/313 PS sein. Er kommt aber, ebenso wie ein 180 PS-Vierzylinder-Benziner und die besonders sportlichen S-Modelle erst später.

Für eine erste Ausfahrt nahmen wir die Basismotorisierung. Zwar ist der A6 Avant-Kunde mit 49 Jahren im Schnitt sechs Jahre jünger als der durchschnittliche Limousinen-Käufer, trotzdem ordert er den Kombi in der Regel als Dienstwagen und da gelten heute oftmals strenge Verbrauchsobergrenzen.

Mit einem Normverbrauch von glatten fünf Litern und einem CO2-Ausstoß von 132 Gramm liegt der A6 Avant 2.0 TDI diesbezüglich gut. Die Sechszylinder sind mit Durchschnittswerten von 5,3 bis 5,9 Litern zwar ebenfalls recht sparsam unterwegs, aber gleich auch einige Tausender teurer.

Wahrlich kein karges Auto

Basis beschreibt unseren Testwagen allerdings nur bedingt. Auch ohne Extras ist dieser Kombi wahrlich kein karges Auto und gut sieht er auch noch aus. Der 4,93 Meter lange Kombi ist auch noch ein Hingucker, wenn man auf Metallic-Lack verzichtet. Allenfalls die 16-Zoll-Felgen wirken ein bisschen zu klein, 18-Zöller dürfen es schon sein. Im Interieur würden wir das beim Motor gesparte Geld in Ledersitze investieren. Die sind in dieser Klasse ohnehin opportun und natürlich darf auch ein Navigationssystem nicht fehlen.

Diesbezüglich bietet Audi ergänzend zum serienmäßigen MMI-Radio ein Gerät an, das mit Onlinedaten von Google nicht nur die Verkehrslage aktueller hält als normale TMC-Radios sondern auch Bilddaten von Google-Earth online einbindet und so die Navigation optisch realistischer gestaltet.

Jetzt sieht man auf dem ausfahrbaren 8-Zoll-Bildschirm Straßen, Häuser und Landschaften als aktuelles Bild und kann sich entsprechend einfacher orientieren. Der Aufpreis von 3500 Euro dürfte gut angelegt sein, zumal man die Verbindung auch Nutzen kann, um mit Laptops oder Smartphones online zu gehen.

Dämpfer gut abgestimmt

Mit Hilfe der Navigation finden sich auch kleine Sträßchen von durchaus überschaubarer Qualität, die das Fahrwerk des Kombis auf eine erste Komfortprobe stellen. Zur Freude strapazierter Rücken ist es Audi gelungen, Federn und Dämpfer so abzustimmen, dass ein angenehmer Kompromiss zwischen exaktem Fahren und gutem Komfort entstand. In der Vergangenheit litt die Federung nur allzu oft und falsch verstandener Sportlichkeit. Selbst mit den montierten 18-Zoll-Felgen rollt das Fahrzeug durch Schlaglöcher, ohne die Insassen zu malträtieren.

Die Schaltanzeige im Display fordert im Dienste der Verbrauchsreduzierung dazu auf, schon bei Stadttempo den größten Gang zu wählen. Folgt man dem Vorschlag und glaubt dem Display, ergeben sich über Land und innerorts Verbrauchswerte, die nur wenig über dem Normverbrauch von glatt fünf Litern liegen.

Erst einige beherzter angegangene Kilometer bringen eine sechs vor dem Komma in die Anzeige. So gefahren, kommen allerdings auch die Nachteile des Frontantriebs auf nasser Fahrbahn zum Tragen, weil das Traktionssystem allzu oft überschüssige Leistung wegregeln muss. Auch der Basisdiesel liefert eben schon 380 Newtonmeter an die Räder.

Wer diesbezüglich die Vorteile des Allradantriebs ausspielen möchte, muss zum Sechszylinder greifen und für den 3.0 TDI mit 204 PS mindestens 50.450 Euro investieren. Einen gleichstarken Benziner mit Quattro gäbe es ab 47.150 Euro.

Top-Diesel mit 313 PS

Das setzt bei Firmen, die eine Obergrenze für Dienstwagenbudgets festgelegt haben, dann aber Verzicht bei der einen oder anderen Ausstattung voraus. Weil Audi, wie auch die Wettbewerber BMW oder Mercedes, eine Fülle von Möglichkeiten offeriert, zusätzliches Geld auszugeben, könnte es also zur Wahl zwischen besserer Traktion, Vierzonenklimaautomatik oder edlem Holzfurnier gezwungen werden. Ein wahres Luxusproblem.

Wer keinen Einschränkungen unterliegt und Spaß an der Kraftentfaltung hat, wartet vielleicht mit der Kaufentscheidung, bis der Top-Diesel mit 313 PS ins Angebot kommt. Er treibt den A6 Avant in 5,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Noch schneller dürften es die S-Modelle schaffen, die auf der IAA ihre Premiere haben.

Für die meisten Kunden dürfte hingegen unser 2.0 TDI im besten Sinne ausreichend sein. Zumal sportliche Rundenzeiten auf der Prioritätenliste eines Kombi-Käufers wohl kaum ganz oben stehen dürften. Eher schon die Transporteigenschaften: Der Kofferraum fasst 565 Liter und lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen auf 1680 Liter und eine Ladelänge von 1,93 Metern erweitern.

(SP-X)
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