Sportliche Limousine im Test BMW 6er Gran Coupe - Es lebe der Luxus

Köln · BMW hat das 6 Coupe und das dazugehörige Cabrio. Wozu in aller Welt mussten die Münchner letztes Jahr ein noch einmal ausladenderes Gran Coupe nachschieben? Darum!

Das BMW 6er Gran Coupe im Test
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Das BMW 6er Gran Coupe im Test

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Wenn, wie es so treffend heißt, das Überflüssige das zutiefst Notwendige ist, dann war dieser Testwagen schlechterdings unentbehrlich. Nicht, dass es bei BMW an sportlichen Limousinen mangeln würde. Immerhin bieten die Bayern in ihrer 6er-Baureihe Coupe und Cabrio mit Gardelängenmaß (4,90 Meter), starken Motoren und hinreißendem Design an. Was aber wohl nicht gereicht hat, so dass im letzten Sommer das Gran Coupe nachgeschoben wurde. Es zeichnet sich in erster Linie durch zwei hintere Türen aus, womit es nach puristischer Definition strenggenommen gar kein Coupe mehr ist, aber in Wettbewerb mit dem Mercedes CLS, dem Audi A7 und dem Porsche Panamera treten kann — allesamt ebenfalls Viertürer.

Einen halben Sitzplatz dazu

Die Entscheidung für dieses Fahrzeug hatte vor allem ein weiteres Längenwachstum zur Folge, das Gran Coupe misst stolze 5,01 Meter. Zwei Türen und 11 Zentimeter, die sich BMW im Vergleich zum normalen 6er Coupe mit rund 4.500 Euro extra bezahlen lässt. Ach ja, und einen halben Sitzplatz bekommt man auch noch dazu. Ist der normale 6er ein 4-Sitzer, nennt BMW das große Pendant etwas verschämt 4+1-Sitzer. Soll heißen: Offiziell darf man eine fünfte Person mitnehmen, in der Praxis sollte das höchstens bis zur nächsten Bushaltestelle sein.

Unser Testwagen kam mit der kleineren Benziner-Motorisierung, einem 3,0-Liter-Reihensechszylinder mit 235 kW/320 PS Leistung, der mit 79.900 Euro in der Preisliste steht. Wer aufs Kleingeld nicht zu achten braucht, kann sich natürlich auch den V8 bestellen, eine Wuchtbrumme mit 330 kW/450 PS. Und wer angesichts der hohen Grundinvestitionen wenigstens beim Verbrauch sparen will, für den hat BMW auch noch einen Reihensechszylinder-Diesel (230 kW/313 PS) im Angebot.

Parksensoren und Kamerabild

Wir fühlten uns mit dem kleineren Benziner allerdings optimal bedient. Die verschwenderische Anordnung der Zylinder in Reihe, was es heute nicht mehr allzu häufig gibt, hat eine wunderbare, bestens zu einer Reiselimousine passende Laufruhe zur Folge. Und die lange Reise ist tatsächlich die Domäne des Gran Coupes. Die Ausmaße des Fahrzeugs, neben seiner Länge auch die üppige Breite von fast 1,90 Meter plus Außenspiegel, prädestinieren ihn nun wirklich nicht fürs die innerstädtische Parkplatzsuche und schon gar nicht für Parkhäuser, die ja überwiegend noch auf das Fahrzeugmaß der 70er-Jahre ausgelegt sind. Wo das Fahrzeug vorne und hinten zu Ende ist, kann der tief sitzende und hinter dem Cockpit fast etwas eingemauerte Fahrer nur erahnen — und muss sich daher auf die Parksensoren und das Kamerabild verlassen.

Hat man die Enge der Stadt aber hinter sich gelassen, in der man sich mit diesem Fahrzeug sowieso irgendwie stets ein wenig "overdressed" vorkommt, wandelt sich große 6er zum Traumauto. Neben dem perfekten Motor und der bekannt eindrucksvoll arbeitenden Achtgang-Automatik bringt vor allem das aktive Fahrwerk viel Spaß. Mittels eines Schalters kann man zwischen sehr komfortabler (Comfort plus), komfortabler (Comfort), normaler und sportlicher Einstellung wählen. Wobei das Fahrwerk selbst in "Comfort plus" nicht gerade wie eine Sänfte wirkt, sondern durch ein Schlagloch — und davon gibt es in diesem Frühjahr ja viele — auch mal umstandslos durchpoltert.

Navi-Daten und Adhoc-Meldungen

Unsere Lieblingssonderausstattung war übrigens erneut das Head-up-Display. Das ist zwar keine Besonderheit des Gran Coupes sondern selbst in einem schnöden Dreier erwerbbar, aber trotzdem das vielleicht nützlichste Alltagsfeature. Denn die in die Windschutzschiebe eingespiegelten Daten zu aktueller Geschwindigkeit, maximal erlaubtem Tempo, Navi-Daten und Adhoc-Meldungen (z.B. "Tank fast leer") reichen dem Chauffeur komplett aus. Anders gesagt: Der Blick muss gar nicht mehr von der Straße genommen werden. Was wiederum angesichts der edlen Ausstattung dann auch schon wieder ein wenig schade ist.

Denn im Innenraum herrscht Luxus pur. Wobei nicht ganz einfach auseinanderzuhalten ist, was im Grundpreis von knapp 80.000 Euro enthalten ist und was zu den Optionen im Umfang von grob gerechnet weiteren 40.000 Euro zu zählen ist. Aber was soll Modepapst Karl Lagerfeld mal gesagt haben: "Der Höhepunkt des Luxus ist es, nicht nach dem Preis zu fragen." Dem haben wir nichts hinzuzufügen.

(SP-X/sgo/csi)
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