Test im Kompaktwagen Das kann der neue Peugeot 308

Basel · Der neue Peugeot 308 überrascht: zum Beispiel durch Leichtbau, ein gelungenes Fahrwerk und einen edel eingerichteten Innenraum. Und beim Design hat man sich ganz offensichtlich auch deutsche Fahrzeuge näher angeschaut.

Fahrbericht: Der neue Peugeot 308 im Test
7 Bilder

Fahrbericht: Der neue Peugeot 308 im Test

7 Bilder

Totgesagte brüllen länger: Während nicht wenige "Fachleute" schon seit zwei Jahren das jederzeit bevorstehende Ende des PSA-Konzerns bemühen, bringen Citroen und Peugeot munter neue Modelle auf den Markt. So ist ab Ende September in Deutschland der Peugeot 308 erhältlich. Und dieses Fahrzeug dürfte viele Fans der Löwenmarke überraschen, denn in Sachen Design, Interieur und Raumausnutzung sowie Leichtbau setzt das ab 16.450 Euro erhältliche Kompaktfahrzeug gleich mehrerer Ausrufezeichen.

So ist der zunächst nur in der Schrägheckversion erhältliche Franzosen-Golf im Vergleich zum Vorgänger um bis zu 140 Kilogramm leichter geworden. Gleichzeitig hat es Peugeot geschafft, den Platz im nur 4,25 Meter langen (- 3 cm) und 1,46 Meter hohen (- 5 cm) Fahrzeug optimal auszunutzen. Der Kofferraum fällt mit einem Fassungsvermögen von 420 Litern (nach VDA-Norm) bzw. 470 Liter nach PSA-Messmethode für ein Fahrzeug in dieser Klasse nachgerade riesig aus. Das geht zwar ein wenig zu Lasten des Fonds, wo das Platzangebot nur durchschnittlich ist, dafür sitzen Fahrer und Beifahrer wiederum fürstlich.

Go-Kart ähnliches Lenkrad

Vom kleineren Schwestermodell 208 übernommen hat der 308 das tief stehende Lenkrad. Der Fahrer schaut hier nicht durch den Kranz auf die Instrumente, sondern über den sehr kleinen Volant hinweg. Das soll angeblich die den Blickwechsel zwischen Straße und Instrument erleichtern. Wir können das nach ersten Testfahrten nicht bestätigen, allerdings stört das Go-Kart ähnliche Lenkrad auch nicht weiter.

Neben der sorgfältigen und im Detail geradezu liebevollen Verarbeitung fällt vor allem der fast 10 Zoll große Bildschirm ins Auge. Der wirkt nicht nur ebenfalls sehr hochwertig, über ihn lassen sich auch Einstellungen zu Klima oder Infotainment steuern; was wiederum für wenige Knöpfe und Schalter im Innenraum und damit für ein ausgesprochen aufgeräumtes Ambiente sorgt.

So edel wie der Innenraum wirkt auch das Außendesign des 308. Von hinten erinnert er sogar ein wenig an den Audi A3 und bei der Seitenführung könnte der VW Golf Pate gestanden haben — wahrlich keine schlechten Vorbilder. Nur in der Frontansicht ist der Peugeot allerdings wirklich originär. Der chromgefasste Kühlergrill kommt deutlich zurückhaltender und somit optisch langlebiger als im etwas großmäuligen alten 308. Die Motorhaube mit dem zwischen zwei Falzen angeordneten Löwen unterstreicht das neue Markengesicht.

Neue Motoren ab 2014

Bei den Motorisierungen tut sich dagegen zunächst wenig. Neu ist das nur mit drei Zylindern arbeitende Basisaggregat. Der 1,2-Liter-Benziner leistet 60 kW/82 PS und soll sich mit 5,0 Litern je 100 Kilometer (CO2-Ausstoß: 114 g/km) begnügen. Für den 308 mit diesem Aggregat verlangt Peugeot 16.450 Euro, immerhin 600 Euro weniger als für die bisherige Einstiegsvariante. Außerdem sind noch die bekannten Benziner aus der BMW-Kooperation mit 1,6 Liter Hubraum und 92 kW/125 PS beziehungsweise 115 kW/155 PS im Angebot. Und es gibt zunächst zwei Diesel, ebenfalls 1,6-Liter mit 68 kW/92 PS und 85 kW/115 PS. Letzterer markiert mit 24.600 Euro in der höchsten Ausstattungsstufe Allure zunächst auch das Ende der Preisliste. 2014 folgen neue Motoren, die dann natürlich die Euro-6-Norm erfüllen, unter anderem Dreizylinder-Turbobenziner mit bis zu 130 PS sowie zwei Diesel mit 120 und 150 PS. Zudem ist eine neue Wandler-Automatik mit sechs Stufen in Vorbereitung.

Die zwei von uns getesteten Motorisierungen entfalten ihren Charakter - wenig überraschend - sehr unterschiedlich. Der 115-PS-Diesel überzeugt mit gutem Durchzug im unteren und mittleren Drehzahlbereich, ist leise und sparsam (3,7 Liter/95 g CO2). Bei höheren Drehzahlen auf der Autobahn geht im aber dann doch schnell die Luft aus. Der große Turbobenziner mit 155 PS hat dagegen eine kleine Anfahrtsschwäche, gibt sich aber danach sehr drehfreudig. Das verführt zu einer eher sportlichen Fahrweise, die viele Schaltvorgänge erfordert. Die versprochenen 5,6 Liter Verbrauch wird man so eher nicht erreichen — ein Spaßaggregat also.

Das Fahrwerk des neuen 308 können die beiden Motoren jedoch so oder so nicht in Verlegenheit bringen. Die gelungene Mischung aus französischem Komfort und deutscher Sportlichkeit unterstreicht den schon bei Design und im Innenraum angedeutete neuen Weg. Der Kompakte bügelt (fast) alle Straßenschäden prima und Rücken schonend aus, ist also weder so wachsweich abgestimmt wie frühere Franzosen aber auch nicht so hart wie einige aktuelle PSA-Modelle oder die sehr straff abgestimmten Autos des VW-Konzerns.

Schwächen beim Navi-System

Schwächen legt die Testfahrt auch offen, allerdings betreffen sie nicht wirklich den Kern des Fahrzeugs. Es sind eher die weiterhin langsamen Navi-Systeme, eine zumindest für einen deutschen Autofahrer nicht immer logische Bedienführung sowie eine für ein neues Modell eher schmale Auswahl an Assistenzsystemen. Und auch das Angebot an herunterladbaren Apps ist mickrig.

Davon abgesehen dürfte der 308 eine der positivsten Überraschungen der Saison sein. Bleibt zu hoffen, dass die Franzosen noch genügend Zeit und Geld haben, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Zunächst sind die Ziele bescheiden. "Wir wollen in Deutschland im kommenden Jahr 15.000 Fahrzeuge verkaufen", gibt Peugeot-Deutschland-Geschäftsführer Marcel de Rycker die Richtung für den drittgrößten europäischen Peugeot-Markt vor. Rund 4.000 Einheiten des ab April nächsten Jahres verfügbaren Kombis (SW) hat er da schon eingerechnet. Die neue Bescheidenheit steht der Löwenmarke nicht nur optisch gut.

(SP-X)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort