Audi A7 Sportback 3.0 TFSI Der fast perfekte Assistent

Düsseldorf (RPO). "Harry, hol schon mal den Wagen!" Der Satz von Derrick an seinen Assistenten hat Kultstatus, obwohl er vermutlich im Laufe der Krimiserie nur einmal gefallen ist. Moderne Assistenzsysteme können zwar heutige Autos nicht vorfahren, aber sonst eine ganze Menge. Manchmal auch zuviel, wie der Audi A7-Test zeigt.

Ein Auftritt ganz in Weiß: Nicht nur bei königlichen Hochzeiten ein Hingucker. Auch der bürgerliche Testwagen Audi A7 Sportback glänzt in der Unschuldsfarbe. Dabei wirkt das Heck groß und wuchtig, und aus seitlichem Blickwinkel sieht es alles andere als elegant aus.

Der A7 bietet mit seinem Fassungsvermögen von 535 Litern immrhin reichlich Platz für Koffer und sonstiges Gepäck. Irritationen gibt es auch beim Begriff "Sportback". Beim A3 steht er für Kombi, der A5 ist mit dem "sportlichen Rücken" eher ein Fließheck und der 4,97 Meter lange A7 versucht sich als Coupé mit vier Türen.

Vehement ans Werk

Das 3,0-Liter-TFSI-Topaggregat (220 kW/300 PS) lässt keine Zweifel aufkommen und geht mit 440 Nm Drehmoment vehement ans Werk. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h (abgeregelt), der Standardspurt gelingt scheinbar mühelos in knapp sechs Sekunden.

Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe sorgt derweil für eine schnelle und harmonische Kraftübertragung, der quattro genannte Allradantrieb für mehr Bodenhaftung. Charakterstärke ist angesagt, damit man sich im erlaubten Tempolimit bewegt. Indes hilft auch ein Blick auf die Verbrauchsanzeige, den Gasfuß zu zügeln.

Verbrauch von neun Litern

Bei Autobahnfahrten mit Tempo 120 oder weniger pendelt sich der Verbrauch bei neun Liter ein (Normwert: 8,2 Liter, 190 g CO2/km), realistisch im Alltag sind jedoch Werte knapp unter elf Litern– trotz oder auch wegen Start-Stopp-System und Rekuperation.

Damit der Fahrer nicht nur ausschließlich auf seine mentale Stärke vertrauen muss, offeriert Audi eine Vielzahl von Assistenten, die ihm Arbeit und Gesetzeskonformität erleichtern. Tempolimits werden im Head-up-Display eingeblendet. Spurhalteassistent und radargestützte Abstandsregelsysteme erhöhen die Sicherheit genauso wie die LED-Scheinwerfer mit dem Vollsortiment verschiedener Leuchtfunktionen inklusive Fernlichtassistenten.

A7 piept beim Einparken

Der Nachtsichtassistent arbeitet mit einer integrierten Wärmbildkamera, erweitert den Sichtbereich über den Lichtkegel des Abblendlichts und zeigt im Farbdisplay des Fahrerinformationssystems erkannte Personen.

Technisch weniger spektakulär, aber trotzdem eindringlich, piept es beim Ein- und Ausparken. Die Rückfahrkamera zeigt, was sich hinter dem unübersichtlichen Heckende verbirgt. Schade nur, dass keine seitliche Kamera installiert ist. Dank der heute üblichen breiten B-Säule sieht man an einer Kreuzung nur sehr wenig von sich seitlich nähernden Fahrzeugen.

Man kann die Assistenten richtig lieb gewinnen und mitunter sorgen sie auch für Unterhaltung. Besonders der Nachtsicht-Helfer beeindruckte mit seinen Fähigkeiten, Personen ins rechte Licht zu rücken. Die Tempo-Limitanzeige funktionierte meistens gut. Manchmal aber auch zu gut.

Diverse Wohlfühl-Extras

So erkannte sie brav das "40"-Schild eines voranfahrenden Traktors und blendete es ein. Auch nach Überholen des Nutzfahrzeugs blieb die Tempobeschränkung gut sichtbar bestehen. Erst bei der nächsten Ortsdurchfahrt wechselte die Anzeige auf 50.

Dass die Assistenten auch teuer werden, kann man der Preisliste entnehmen. Mit diversen Wohlfühl-Extras wie einer Bang & Olufsen-Audioanlage (6000 Euro), der elektronisch geregelten Luftfederung (1950 Euro) und dem leicht zu bedienenden MMI-Navigationssystem plus mit Touchpad (3500 Euro) summierte sich das Testfahrzeug auf knapp 94.000 Euro - überbot also den Grundpreis von 58.600 Euro locker um rund 35.000 Euro. Dabei fährt der Wagen nicht einmal alleine vor. Ein Harry-Assistent, der schon mal den Wagen holt, ist nicht im Angebot.

(SP-X)
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