Caio Bello Der Lancia Bella im Test

Köln · Es heißt Abschied nehmen, die Traditionsmarke Lancia ist ab 2016 nur noch in Italien und nur noch mit dem Kleinwagen Ypsilon tätig. Bevor es aber soweit ist, erhält auch das Kompaktfahrzeug Delta noch ein paar schicke Extras.

Der Lancia Bella im Test
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Wer öfter in Italien unterwegs ist, der kennt das Kompaktmodell von Lancia ganz gut. In seinem Heimatland ist der Delta vergleichsweise häufig anzutreffen. Thrillerfans sind ebenfalls mit ihm vertraut: In der Verfilmung von "Illuminati" eilt Tom Hanks in einem schwarzen Delta von einem Verbrechensort zum nächsten. In Deutschland, wo der VW Golf das Maß aller Kompakt-Fahrzeuge ist, gehört er indes eher zu den Raritäten, ganze 172 Exemplare wurden 2013 hier zu Lande verkauft. Mittlerweile gibt es ihn nur noch mit dem 88 kW/120 PS starken 1,6-Liter-Diesel und in drei Ausstattungsversionen, darunter die von uns gefahrene "S by Momodesign"-Version.

Ciao, Bello — tschüss, Schöner: Bevor das Modell 2016 - wie bis auf den Kleinwagen Ypsilon alle anderen Lancia-Produkte auch - eingestellt wird, lassen die Lancia-Verantwortlichen das Kompaktmodell von ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit der Mailänder Designschmiede Momodesign profitieren. Nicht dass der kompakte Italiener bislang unflott vorgefahren wäre. Ganz im Gegenteil — der 2008 in dritter Generation vorgestellte sowie 2011 überarbeitete Delta trägt einen schicken Blechanzug. Die Bügelfalten sind korrekt gesetzt, der Stahl schön auf Kante geschnitten und die Muskeln sitzen an den richtigen Stellen. Ein Auto, mit dem Mann ein schickes Design-Statement abgeben kann, aber auch Frau gut leben kann.

Gelungene Lichtgrafik

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Auffällig ist ebenfalls die gelungen Lichtgrafik und hier besonders die sichelförmige Gestaltung der Heckleuchten. Als äußere Momodesign-Zutaten kommen noch Scheinwerfer in Hochglanz-Optik, 18-Zoll-Leichtmetallräder sowie eine schwarz glänzender Heckklappe dazu. Außerdem steht für alle gut lesbar an der B-Säule MOMODESIGN. Der Schriftzug findet sich auch auf den Sitzpolstern wieder. Zur Ausstattung gehören außerdem Tempomat, Zweizonen-Klimaanlage und elektrisch verstellbare Außenspiegel. Die gelb illuminierten Instrumentenanzeigen, die auch zum Momodesign-Paket gehören, sind eine Reminiszenz an die berühmten Intergrale-Versionen. 25.190 Euro werden so für den Delta fällig. Das sind 1.300 Euro Aufpreis zu dem bereits gut ausgestatteten Basismodell.

Die abfallende Dachlinie wirkt zwar elegant, verhindert aber, dass der immerhin 4,52 Meter lange Italiener als Raumwunder durchgeht. Hinten sitzen aufgrund der schwindenden Höhe nur solche Passagiere gut, die nicht allzu lang gewachsen sind. Praktisch ist indes die in Längsrichtung verschiebbare sowie um 25 Grad neigungsverstellbare Rücksitzanlage, je nach Justierung gibt es mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraumvolumen (380 bis 465 Liter). Vorne gibt es beim Thema Raumgefühl nichts zu meckern. Wer indes zu lang oder dessen Hüftmaße nicht mit italienischer Konfektion übereinstimmen, fühlt sich auf längeren Strecken nicht richtig wohl. Der Seitenhalt der schwarzen Leder-Stoff-Sitze könnte besser sein, die Sitzauflagen länger.

Die Qual der Wahl bei der Motorenentscheidung hat Lancia seinen Interessenten abgenommen. Die Top-Triebwerke mit 147 kW/200 PS (Benziner) sowie mit 140 kW/190 PS (Diesel) wurden ebenso in Rente geschickt wie die zwei Ottomotoren mit 88 kW/120 PS und 103 kW/140 PS. Übrig geblieben ist nur der 1,6-Liter-Selbstzünder mit 88 kW/120 PS, das Vernunftangebot sozusagen. Der kleine Diesel macht aus dem Delta keinen Sportler, aber das ist auch gar nicht schlimm. Fahrwerk und Lenkung sind eher auf durchschnittliche Tempi abgestimmt, rasante Kurvenfahrten standen auch im Lastenheft der Fahrwerks-Ingenieure nicht ganz oben. Im Alltagsbetrieb gibt sich der Kompakte unkompliziert. Das maximale Drehmoment steht bereits ab 1.500 Umdrehungen zur Verfügung, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 194 km/h erreicht. Ganz so sparsam wie der Normwert von 4,7 Liter waren wir indes nicht unterwegs. Durchschnittlich flossen 6,3 Liter durch die Leitungen.

Kommen wir zum Ende, zunächst vom Fahrzeug. Man sollte beim Beladen des Kofferraums sich nicht vor der hohen Ladekante erschrecken sowie besondere Vorsicht beim Umgang mit der Laderaumabdeckung walten lassen. Diese sieht — anders als der Rest des Interieurs — nicht gerade vertrauenserweckend aus und hat zudem scharfe Kanten.

Das Aus des Lancia Delta ist ja bereits beschlossen. Für Fans italienischer Design- und Motorenvarianten bleibt dann in der Kompaktklasse nur noch der Fiat Bravo sowie der Alfa Romeo Giulietta. Schade eigentlich. Ciao Bello!

(SP-X)
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