Fahrbericht in der Mercedes G-Klasse Die ewig junge Wuchtbrumme

La Clusaz · 33 Jahre und kein bisschen weise: Mercedes-Benz verjüngt das Urgestein aus der Geländewagen-Abteilung. Die G-Klasse, 1979 gemeinsam mit Steyr-Daimler-Puch an den Start geschoben, hat sich schnell zur Stil-Ikone des Kubismus entwickelt.

2012: Mercedes rüstet die G-Klasse auf
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Das kantige Design hat sich bis auf eher marginale Veränderungen bis heute gehalten, Innenraum und Technik des einst für das Militär und den professionellen Geländeeinsatz entwickelten Off-Roaders jedoch wurden nun bei der jüngsten Auffrischung ein weiteres Mal aufgewertet.

Das muss so sein, denn längst hat sich die G-Klasse im obersten Segment der Geländewagen etabliert und gehört zu den begehrtesten Allrad-Vehikeln des Marktes. Und sie richtet sich an besonders betuchtes Publikum: Während der einzige Diesel im Programm, der G 350 Bluetec mit 85.311 Euro noch mit wenigstens einem Rad auf dem Teppich bleibt, schießt das Spitzenmodell G 65 AMG für 264.180 Euro weit über die Horizonte normalverdienender Geländewagenfahrer hinaus.

Weniger faltiges Gesicht

Die Ikone mit dem Stern hat als wichtigste, von außen sichtbare Änderungen LED-Tagfahrlicht und neue Rückspiegel bekommen. Das allein reicht eigentlich schon für Mercedes-Benz, von einer neuen Generation der Baureihe zu sprechen. Doch damit nicht genug. Ein neues Armaturenbrett, das noch feiner und edler wirken will, geänderte Bedienungselemente und zusätzliche, zierende Verkleidungsteile geben dem Interieur ein weniger faltiges Gesicht.

Unverändert, weil wichtiger Bestandteil der Inszenierung, bleiben die in Sichthöhe installierten Schalter der drei Differenzialsperren. Wer den Titel "Geländewagen des Jahres" abonniert hat, darf seine markanten Ausstattungsdetails gerne vorzeigen. Dumm nur, dass die zentrale Sperre künftig nur noch in Verbindung mit zugeschalteter Untersetzung aktiviert werden kann. Das soll erhöhte Betriebssicherheit gewährleisten, Wüstenpiloten werden das jedoch kaum goutieren.

Die herkömmlichen G-Versionen gibt es mit zwei Motor-Varianten, den G 350 Bluetec mit einem 154 kW/211 PS starken V6-Diesel und den G 500 mit einem 5,5-Liter-V8, der satte 285 kW/387 PS liefert. Damit ist der unbeladen stolze 2.530 Kilogramm wiegende, viertürige Stationwagon (alternativ wird ein Cabrio angeboten) flott unterwegs. Noch zügiger kommen die beiden AMG-Modelle – sie geben sich mit noch größeren Rädern und martialischen Lufteinlässen am Bug zu erkennen – aus den Sandkuhlen. Der trainierte V8 bringt es auf 400 kW/544 PS, der V12 im 65 AMG sogar auf 450 PS/612 PS Leistung. Beide arbeiten mit doppelter Turboaufladung und markieren die Leistungsspitze unter den Off-Roadern dieser Welt.

Häufige Tanksstellen-Aufenthalte

Dass sie dabei Spitzenwerte auch auf der Durstigkeitsskala erreichen, liegt beim hohen Eigengewicht und den aerodynamische Eigenschaften eines Billy-Regals auf der Hand. 13,8 und 17 Liter Superbenzin für 100 Kilometer geben häufigen Anlass für Tanksstellen-Aufenthalte. Die serienmäßige Start-Stop-Automatik, mit dem die beiden neuen AMG-Versionen ausgerüstet sind, bändigt den mächtigen Durst nur unwesentlich.

Überarbeitet wurde unterdessen die komplette Elektronik-Architektur der G-Klasse. Dies schafft die Voraussetzungen, weitere Assistenz- und Sicherheits-Systeme einzuführen. Dazu zählen unter anderem das Comand-Infotainmentprogramm und der adaptive Temporegler Distronic Plus. An Bord sind außerdem die Einparkhilfe Parktronic samt Rückfahrkamera und ein neu ausgelegtes ESP mit einem Anhängerstabilisierungsprogramm. Bis zu 3500 Kilogramm darf die neue G-Klasse ziehen. Für Profis ein hochgeschätzter Wert.

Dass der kantige Wagen immer noch oder sogar immer mehr zu begeistern vermag, zeigen die jüngsten Verkaufsentwicklungen. 2009 waren es 4330 G-Klassen, die ihren Weg zu Oligarch oder Emir antraten. 2011 stiegen die Verkäufe auf 6600 Fahrzeuge. Was zeigt, dass der Benzinpreis in gewissen Kreisen eben überhaupt keine Rolle spielt. Ende Juni kommt die erneuerte G-Klasse zu den Händlern.

(sp-x/sgo/das/anch)
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