Fahrbericht: Mazda Mx-5 Die nächste Kurve kommt bestimmt

Nizza · Irgendwie war er ja bisher so eine Art "Everybody‘s Darling". Allerdings bestand auch die Gefahr einer gewissen Fallhöhe. So lautet die spannende Frage: Konnte Mazda den MX-5 in seiner vierten Generation modernisieren, ohne seine Stärken abzuschwächen?

Der neue MX-5 in Bildern
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Er darf sich mit fast einer Million verkauften Exemplaren seit 1989 erfolgreichster Roadster der Welt nennen und er ist — anders als einige Wettbewerber — auch immer noch da. Mehr noch, der Mazda MX-5 kommt im September in einer völlig neuen, der inzwischen vierten Generation nach Deutschland. Angetrieben von wahlweise zwei Benzinmotoren mit 96 kW/131 PS oder 118 kW/160 PS und zu immer noch recht volkstümlichen Preisen ab knapp 23.000 Euro.

Fans des Zweisitzers stellen sich bei jeder neuen Generation die Frage: Bleiben die Tugenden des MX-5 erhalten? Kernige Motoren, ein knackiges Fahrwerk, direkte Lenkung und kurze Schaltwege — so hat sich der Roadster schließlich in unsere Herzen gefahren. Keine Angst, Mazda war schlau genug, diese Grundpfeiler nicht anzurühren. Der neue MX-5 wurde da verändert, wo es notwendig war. Nachdem er in der dritten Generation ganz leicht Fett angesetzt hatte, steht er nach einer Abspeckkur wieder so rank und schlank wie zu Beginn seiner Karriere da. Je nach Ausstattung wurden bis zu 100 Kilogramm eingespart, das Basismodell mit dem 1,6-Liter-Benziner wiegt ohne Fahrer gerade mal 975 Kilo, mit dem größeren 2,0-Liter an Bord ist es exakt eine Tonne.

Zudem hat der MX-5 nun jene Dinge an Bord, die für ein modernes Auto, auch für einen Roadster, heute unerlässlich sind. Es gibt Smartphone-Anbindung und erstmals ein Display (7-Zoll), Navi ab Werk ist genauso erhältlich wie Assistenz, je nach Ausstattung für den Spurwechsel, die Spurhaltung, den toten Winkel oder zum rückwärts ausparken. Und LED-Scheinwerfer gibt es sogar serienmäßig.

Das Wichtigste ist aber: Trotz all dieser Neuerungen ist der Mazda im Kern der Alte geblieben. Mehr noch, er wieselt in neuer Leichtigkeit sogar noch etwas souveräner durch die Kurven als zuvor. Die sind nach wie vor seine Domäne, hier krallt sich der Japaner geradezu in den Asphalt. Wobei es im MX-5 nicht unbedingt darum geht, rasend schnell um die Ecke zu kommen. Es ist eher so, dass der Roadster dazu animiert, sich auf kommende Kurven zu vorzufreuen und sie dann in einer Ideallinie nehmen zu wollen. Und sobald die Biegung absolviert ist, freut man sich schon auf die nächste.

Bei den Motoren hält Mazda die Auswahl weiter klein. Beide Benziner wirken mit Leistungen von 131 bzw. 160 PS und mit ihren Drehmomenten von maximal 150 bzw. 200 Newtonmeter zudem auf dem Papier zunächst nicht gerade atemberaubend. Doch schon die Fahrleistungen sprechen eine andere Sprache. So empfindet man als Fahrer die 204 bzw. 214 km/h Spitze als durchaus okay, wichtiger ja ist die flotte Anfahrt: Nach 8,3 beziehungsweise 7,3 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Der Verbrauch wird von Mazda mit 6,0 bzw. 6,9 Litern angegeben, was einen aber nicht vom Hocker haut.

Der kleinere 1,5-Liter ist eigentlich schon ausreichend, er benötigt allerdings höhere Drehzahlen, um in den Fun-Modus zu kommen. Da gibt sich der 2,0-Liter schon souveräner, mit ihm macht das schaltfaule Cruisen durch die Stadt mehr Spaß. Er kostet bei gleicher Ausstattung nur 1.500 Euro mehr, allerdings gibt es die größere Motorisierung nur ab der dritten Ausstattungsstufe Exklusive, was sich in der Preisliste mit 26.890 Euro bemerkbar macht. Wer auf die zusätzliche Ausstattung verzichten kann, erhält für 22.990 Euro den kleineren Motor mit einer gar nicht mal so kargen Basisausrüstung. So sind neben den LED-Scheinwerfern, auch Klimaanlage, Audio-System, elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung und Leichtmetallfelgen schon dabei.

Das Design des MX-5 hatte Mazda über die ersten drei Generationen bisher eher behutsam weiterentwickelt. Wie alle neuen Modelle der Japaner wurde der Roadster jetzt nach den Vorgaben des sogenannten Kodo-Designs entwickelt. Im Vergleich mit dem direkten Vorgänger und dessen sehr klassischer Linienführung wirkt der neue MX-5 geradezu expressiv und deutlich maskuliner. Auffällig sind die trotz eines um 7 Zentimeter verkürzten Radstands kurzen Überhänge. Zudem fällt die Motorhaube vorne stark nach unten ab, was den zur Verfügung stehenden Raum weiter einschränkt. Das ist vielleicht der Grund, warum der MX-5 schon der Basisausstattung aus schmalen Scheinwerfern LED-Licht wirft, wohingegen LED-Tagfahrlicht erst ab der zweiten Stufe inkludiert ist. Zum Kofferraum: Zwei Taschen Handgepäck passen rein. Mehr nicht. Und mehr muss auch nicht.

Zum großen Erfolg der ersten drei Generationen MX-5 hat sicher auch das einfach zu bedienende Stoffverdeck beigetragen. Das bleibt auch in der vierten Generation so. Geübte Fahrer schaffen es, das Verdeck über die mittige Verriegelung in einer Bewegung zu öffnen und nach hinten zu werfen. Dort rastet es nach sanftem Druck ein. Das Ganze muss nicht mehr als vier Sekunden dauern.

Apropos Verdeck. Es wird wohl auch wieder eine Variante mit versenkbarem festem Dach geben. Das war schon in der letzten Generation so und wurde in Deutschland immerhin von 50 Prozent der Kunden gewählt. Bis dahin gibt es den MX-5 mit allein hochwertigem Stoffdach, was im nächsten Jahr hierzulande immerhin 3.000 Käufer überzeugen soll. So vereint Deutschland immerhin zehn Prozent der globalen MX-5-Verkäufe auf sich. Der kleine Roadster hatte bei uns halt schon immer viele Fans und es sieht so aus, als könnte auch neue MX-5 wieder die Herzen erobern.

(SP-X)
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