Lexus IS - entspannt und leise stromern

Der neue Mittelklasse-Hybrid IS 300h von Lexus kann sparsam sein, wenn der Fahrer sanft beschleunigt und sich entspannt. Die sportliche Optik, die schnellen Fahrspaß verspricht, täuscht: Der Antrieb aus Elektro- und Benzinmotor kann diesen Wunsch nur bedingt erfüllen.

Statt sattem Motorengeräusch ertönt ein helles Piepsen, sobald der Startknopf im Lexus IS 300h gedrückt wird. Unter der Motorhaube ist es ungewohnt still, und das will gar nicht zur sportlichen Optik — gieriger Diabologrill, keck geschwungene Linien, hohes Heck — passen. Schafft Toyota mit seinem ersten Hybrid der Businessklasse beides: Sprit sparen (durch die Kombination von Elektro- und Benzinmotor) und Spaß machen?

Ich gebe Gas, und auf den ersten Metern wird klar: Alles hängt davon ab, wie sich die Fahrerin anstellt. Sportliche Naturen, die zum Beispiel von einem BMW umsteigen, müssen sich erst an den Hybridantrieb gewöhnen. Denn mit seinem stufenlosen Automatikgetriebe ist der Lexus IS 300h auf Sparsamkeit getrimmt. Ich drücke das Gaspedal fest, der Benzinmotor heult auf, die Tachonadel hinkt jedoch hinterher — Drehzahl und Tempo passen nicht zusammen.

Bei entspannter Fahrt arbeitet das System allerdings harmonisch: Also beschleunige ich sanft, und der Hybrid rollt leise durch die Stadt. Ein grünes Autosymbol leuchtet auf und verrät mir: Nun stromert der Lexus IS 300h durch die Straßen. Nur der Elektromotor mit 143 PS arbeitet, der Vierzylinder-Benzinmotor mit 181 PS wird automatisch gestoppt.

Langsam bin ich deswegen nicht unterwegs, nur nicht so sportlich. Je mehr Meter hinzukommen, desto ruhiger werden Antrieb und Fahrerin. Eine Hybridsystem-Anzeige (anstelle des Tourenmessers) sorgt für weitere Entspannung: Die Nadel berührt sanft den Eco- und den Ladebereich: Der Benzinmotor wird nur selten genutzt, regenerierte Energie zum Laden der 192 Akkuzellen der Hybrid-Batterie im Kofferraum verwendet — ein ungewohntes, aber gutes Gefühl.

Ich schalte die Fahrtinfos auf dem Display hinzu und sehe, wie die Batterie geladen wird: Bunte Pfeile schließen den Kreis zwischen Akku, Elektro- und Benzinmotor.

Auf der Zufahrt zur Autobahn schwindet das gute Gefühl plötzlich: Nun arbeitet der Vierzylinder, und ein künstlich erzeugter Motorensound, der aus den Boxen in den Innenraum dröhnt, versucht, das Drehzahlkreischen zu übertönen. Reflexartig nehme ich den Fuß vom Gaspedal und drehe am Regler des Premium-Surround-Systems: Der Klang ist ohrenfreundlicher.

Entschädigt werde ich zudem durch die Wohlfühl-Atmosphäre im Innenraum: Fein und edel sind Sitze und Cockpit. Ich bin nahe an der Straße, habe aber eine gute Übersicht und ausreichend Beinfreiheit. Weiterer Pluspunkt: Die Lenkung greift direkt.

Wieder sanft beschleunigend bleibt Zeit, das Navi einzuschalten: Die Bedienung des Infotainmentsystems macht es aber nicht einfach. Ein sehr leichtgängiger Joystick lässt den Pfeil auf dem Bildschirm zwischen den Menüpunkten hin- und herflitzen. Um auf Anhieb den richtigen Punkt zu treffen, bedarf es Übung.

Ein Knopf neben dem Joystick zieht schließlich meine Aufmerksamkeit auf sich: Ich drücke und wähle nacheinander die Fahrmodi Eco und Sport. Die umweltfreundliche Fahrweise drosselt merklich den Hybrid-Antrieb, die sportliche Variante lässt erneut die Drehzahl hochschnellen. Dann lieber doch geruhsam unterwegs sein, trotz der theoretischen 223 PS: So spart es sich auch leichter, denn am Ende der gut 100 Kilometer langen Spritztour zeigt das Verbrauchsdiagramm über sieben Liter an — bei 4,3 Litern soll der Lexus IS 300h liegen.

Fazit: Nur wer entschleunigt, spart und genießt still.

(RP)
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