Mit großer Spannung haben Diesel-Fans auf den neuen 5-Zylinder Diesel der Schwaben gewartet. Bereits im Vorfeld wurden ihm sagenhafte Fähigkeiten bei Leistung und Sparsamkeit nachgesagt. Ob diese Erwartungen erfüllt werden? Wir fuhren den E 290 Turbodiesel als Limousine.

Ausstattung

Die Zeiten, in denen ein Mercedes in der Grundausstattung eher mager vom Händler kam, sind erfreulicherweise vorbei. Heute gehören 4 elektrische Fensterheber, ABS und 2 Airbags, Wegfahrsperre, Zentralverriegelung mit Infrarotfernbedienung und elektrisch verstellbare und beheizte Außenspiegel zur "Classic-Ausstattung". Wer will, kann den Preis des Wagens jedoch leicht nach oben drücken: 5-Gang-Automatic steht mit 3.438,50 DM in der Liste, Metalliclack kostet 1.679, die Klimaautomatik 4.945 und ein Schiebe-Hebe-Dach 2.265,50 DM. Die Verarbeitung des Wagens war makellos.

Fahrleistung

Eines vorweg: Die ganz großen Erwartungen kann der Direkteinspritzer unter der Haube nicht erfüllen. Denn unterhalb von 1.800 U/min tut sich ein derart tiefes Turboloch auf, daß man z.B. in engen Kehren den 1. Gang einlegen muß, um ausreichend Drehzahl und Durchzug zu erreichen. Weil dies jedoch mit einiger Gewöhnung leicht zu kompensieren ist, verdient der turbobeatmete Motor mit Ladeluftkühlung dennoch die zweitbeste Note, ab der genannten Tourenzahl kommt power satt: 300 Nm liegen konstant an bis 2.400 U/min. Der 2,9-l-Motor, der bei 4.000 U/min 129 PS (95 kW) leistet, dreht willig hoch, bringt enorme Durchzugskraft und Elastizität für schaltfaules Fahren. Von O auf 100 km/h vergehen 11,5 sek, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 km/h Die Abstimmung von 4. (1,00) und 5. Gang (0,80) auf diese Art der Kraftentfaltung wirkt perfekt - allerdings sorgt der recht kurz übersetzte 5. Gang dafür, daß man bei Höchstgeschwindigkeit dicht am roten Bereich des Drehzahlmessers fährt, der bei 4.200 U/min beginnt. Das Aggregat geht erfreulich leise und vibrationsfrei ans Werk, bei hohem Tempo treten Abroll- und Windgeräusche in den Vordergrund. Lediglich für kurze Zeit nach dem Kaltstart bezeugt deutliches Nageln die Form der Verbrennung in den auf Reihe angeordneten 5 Zylindern.

Fahrverhalten

Der mit 4,8 m Länge nicht gerade zierliche Wagen wirkt sehr agil ein Wendekreis von 11,3 m und absolut standfeste, gut dosierbare Bremsen garantieren hervorragendes Handling. Von Seitenwind weitgehend unbeeinflußt ignoriert das aufwendig konstruierte Fahrwerkt Unebenheiten, der Geradeauslauf ist tadellos, in Kurven zeigt die neue E-Klasse nahezu neutrales Verhalten. Lastwechselreaktionen waren nicht feststellbar.

Karosserie

Äußerlich deutet, vom Typenschild am Heck abgesehen, nichts auf den Selbstzünder unter der Haube. Und da der Motor sehr leise arbeitet, fällt der E 290 akustisch nicht unangenehm auf. Im Straßenbild hat sich die neue E-Klasse der Schwaben inzwischen etabliert, die umstrittenen Rundscheinwerfer sind akzeptiert. Beim Innenraum setzt dieser Mercedes neue Maßstäbe: Vorne wie hinten sitzen die Passagiere komfortabel, das Raumgefühl ist großzügig, S-Klassen-Niveau nicht mehr weit - da macht sich der Radstand von 2,83 m bemerkbar. Wie von der Marke mit dem Stern zu erwarten, herrscht drinnen dezente Eleganz. Kleiner Minuspunkt: Das graue Plastik in der preisgünstigsten Ausstattungsvariante "Classic" kann nicht überzeugen. Die Übersichtlichkeit des Autos ist mäßig.

Komfort

Diese Abstimmung von Federn und Dämpfern sucht ihresgleichen: Kurze wie lange Unebenheiten werden den Insassen vorenthalten, selbst zügig angefahrene Bodenwellen stören kaum. Straffe Sitze mit genügend langer Auflagefläche und gutem Seitenhalt runden das Gesamtbild beispielhaften Komforts ab. Sämtliche Schalter, Regler und das Armaturenbrett sind in wenig modifizierter Form mercedes-typisch geblieben. Gewöhnungsbedürftig: Mit Schaltgetriebe will die Fußfeststellbremse beim Anfahren am Berg geübt sein.

Wirtschaftlichkeit

Ohne jedes Extra kassiert der Händler 59.915 DM für den E 290. Der Kreis der vergleichbaren Konkurrenten ist überschaubar: Audi nimmt für den A 6 2,5 TDI (140 PS) 55.650 DM, der BMW 525tds steht mit 57.000 DM in der Liste, Opel läßt sich seinen Omega 2,5 TD (mit dem Motor des BMW 525tds) mit mindestens 47.550 DM bezahlen, die mit dem E290 vergleichbare CD-Version kostet 51.465 DM. Beim Verbrauch bestätigten sich die Erwartungen: mit durchschnittlich 7 l, gemessen in einem Mix von Landstraße Stadt und zügiger Autobahnfahrt, verblüffend sparsam - vor allem gemessen an den Motorleistungen. Selbst bei sehr schneller Autobahnfahrt stieg der Verbrauch nicht über 7,5 l, wer zurückhaltend fährt, mißt den Dieselverbrauch mit einer 6 vor dem Komma. Mit dem 65-l-Tank ergibt sich eine Reichweite von gut 900 km. Leider kassiert der Fiskus die Diesel-Strafsteuer von 1075,90 DM. Die Versicherer stufen den Wagen in die Klassen 22 (Haftpflicht), 34 (TK) und 25 (VK) ein. Beim Wiederverkauf bringen Diesel immer gute Preise - und besonders, wenn sie den Stern auf der Haube tragen.

Fazit

Für komfortbewußte Vielfahrer ist der E 290 ideal.

Bewertung

Karosserie: ++
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: +
Ausstattung: 0
Wirtschaftlichkeit: 0