Kompaktmodell im Test Seat Leon FR - der günstigere Audi

Köln · Seit Jahren sucht Seat nach der richtigen Nische im Volkswagen-Markenportfolio. Mit dem neuen Kompaktmodell Leon hat man nun ein passendes Eckchen gefunden. Auch auf Kosten eines Konzernbruders.

Das ist der Seat Leon FR
8 Bilder

Das ist der Seat Leon FR

8 Bilder

Seat gilt als Sorgenkind im VW-Konzern. Unverständlich, wenn man sich den neuen Leon anschaut. Der Kompakte hat vor allem bei Design und Anmutung einen Sprung gemacht, der den einen oder anderen Audi-A3-Käufer ins Grübeln bringen könnte. Denn der Spanier ist im Vergleich zum weitgehend baugleichen Ingolstädter ein echtes Schnäppchen.

Neue Maßstäbe

War das Vorgängermodell zwar formal originell, aber auch etwas pummelig, geraten, zeigt sich der neue Leon nun bis ins Detail sportlich durchdefiniert. Prägendes Designelement sind scharfe Kanten und spitze Winkel, die die dynamische Positionierung in der VW-Markenwelt endlich auch äußerlich sichtbar machen. Die sorgfältige Gestaltung setzt sich bis in den Innenraum fort, der zumindest in der von uns gefahrenen Top-Ausstattungslinie "FR" neue Maßstäbe für die Marke setzt. Vor dem hochgelobten Golf-Interieur muss sich das des südeuropäischen Ablegers nicht verstecken, zeigt aber einen etwas aggressiveren Stil als der eher elegant gemachte Wolfsburger.

Zugegeben: An das edel-unterkühlte Audi-Cockpit reicht Seats Fahrerarbeitsplatz nicht ganz heran. Ob der Unterschied bei der Materialauswahl aber mehrere tausend Euro wert ist, darf bezweifelt werden.

In Sachen Technik gibt es unter den drei Volkswagen-Kompaktmodellen ohnehin nur wenige Unterschiede. Der Test-Seat ist mit dem gleichen 1,4-Liter-Turbobenziner ausgerüstet wie er auch für VW Golf und Audi A3 zu haben ist. Der 90 kW/122 PS starke Vierzylinder ist ein guter Allrounder: spritzig im Stadtverkehr, souverän beim Überholen auf der Landstraße und recht sparsam auf der Autobahn. Im gesamten Test-Schnitt genehmigte sich der Direkteinspritzer 6,3 Liter.

Ausreichend dynamisches Potenzial

Zumindest dann, wenn man es nicht zu flott angeht. Wobei das im Leon FR durchaus möglich ist, bieten die feinfühlige Lenkung und das in dieser Version serienmäßige Sportfahrwerk doch ausreichend dynamisches Potenzial. Insgesamt ist der Spanier deutlich straffer abgestimmt als der ausgeglichenere Golf, bleibt aber wohl für die meisten Fahrer noch soeben in der Komfortzone.

In Sachen Alltags-Tugenden gibt sich der Leon ebenfalls keine Blöße. Mit 4,27 Metern Länge liegt er etwa im Schnitt seiner Klasse. Vier Personen reisen in dem Fünftürer auch auf längeren Touren ausreichend komfortabel, Platz Nummer fünf eignet sich dabei aber nur für Kinder. Der Kofferraum fasst 380 Liter, was ebenfalls gutes Mittelmaß ist. Bedienung und Ergonomie sind tadellos. Beeindruckend ist dabei der Feinschliff im Cockpit, wo selbst Details wie der Blinkerhebel mit pfiffigen Verbesserungen überzeugen. An diesem ist nämlich an der unteren Seite eine halbrunde Ausformung, in der der Zeigefinger exakt Platz findet. Nicht dass man bei anderen Autos über Druckstellen an demselben klagen würde, aber eine angenehme Angelegenheit ist das Signalsetzen mit dem Leon trotzdem.

Womit der Leon sich am deutlichsten von seinen beiden Konzernbrüdern abhebt, ist der Preis. 21.870 Euro für den FR 1.4 TSI sind zwar nicht eben ein Schnäppchen, ein vergleichbarer Golf (knapp 24.000 Euro) und vor allem ein Audi A3 Sportback (knapp 30.000 Euro) sind aber noch deutlich teurer. Die Preispolitik der Marken zeigt sich auch bei anderem Modellvarianten: Wer keinen Wert auf die FR-Ausstattung mit sportlichem Karosserie- und Cockpitdesign legt und die jeweilige Basismotorisierung wählt, zahlt bei Seat ab 15.400 Euro, bei VW 16.975 Euro und bei Audi 23.400 Euro. Da kann man durchaus ins Grübeln kommen — vor allem, da der Seat mittlerweile neben Audis Einheitsdesign durchaus optische Akzente setzt.

(SP-X/sgo/sap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort