Test: Jaguar F-Type Coupé Spektakel inklusive

Düsseldorf · Nach dem Cabrio hat Jaguar in diesem Jahr die Coupé-Version des F-Type nachgereicht. Motorleistung, Preis und Positionierung machen ihn auf dem Papier zu einem Konkurrenten des Porsche 911. Auch in der Wirklichkeit?

Jaguar F-Type Coupe - sieht verdammt gut aus
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Jaguar F-Type Coupe - sieht verdammt gut aus

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Foto: Hersteller

Die Menschen auf der Straße haben ein gutes Gespür für das Besondere. Während man selbst in einem Porsche 911 Turbo heutzutage relativ unbeachtet durch die Innenstadt cruisen kann, erregten wir kürzlich etwa mit dem E-Auto Leaf großes Aufsehen — obwohl man sich für den Preis des Porsche mindestens sechs Nissans in die Garage stellen kann.

Weniger Nachfragen als beim Leaf, aber dafür mehr interessierte Blicke als bei einem Porsche ernteten wir nun mit dem Jaguar F-Type, der als Cabrio schon seit 2013 zu haben ist, als Coupé aber erst in diesem Jahr auf den Markt kam.

Unser Jaguar trat mit der mittleren Motorisierung an, das heißt mit dem V6-Turbo, der 280 kW/380 PS leistet. Das gleiche Aggregat gibt es auch in einer 340 PS Version und zudem bieten die Briten den F-Type mit dem bekannten 5,0-Liter-V8-Motor und 550 PS an.

Der Jaguar F-Type im Test
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Der Jaguar F-Type im Test

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Wie an den Reaktionen auszumachen, ist es aber weniger der Antrieb, als die Karosserie, die das Auto in Kern ausmacht. Zwar hat Jaguar bewusst schon im Vorfeld immer wieder Analogien zum E-Type aus den 60er-Jahren gezogen, tatsächlich hat der F-Type aber wenig mit der Sportwagen-Ikone gemein.

Natürlich ist die Motorhaube lang, das Fahrerhaus sitzt weit hinten und die Dachlinie verläuft stark abfallend, aber das muss bei einem Sportwagen auch so sein. Trotzdem darf man sagen: Wer scharfe Formen liebt und sich eines öffentlichen Auftritts mit viel Glamour nicht scheut, wird sich in diesen Jaguar verlieben.

Im Innenraum merkt man allerdings schnell, dass Fahrer und Beifahrer für die schicke Hülle einen Preis zu zahlen haben. Denn man fühlt sich im Cockpit des F-Type auch durch die sehr breit geratene Mittelkonsole doch ziemlich eingemauert. Zudem sind die Heckscheibe und die Seitenscheiben sehr klein gehalten, was für entsprechend wenig Licht sorgt. Und noch etwas gibt es zu mäkeln: Für einen Sportwagen in dieser Preisklasse wirken die Materialien teilweise arg einfach. Und über die manchmal unlogische und verwirrende Bedienung ist schon genug geschrieben worden.

Für diese Nachteile entschädigt jedoch der Motor — wie gesagt, er ist genauso wie das ganze Auto nichts für zurückhaltende Typen. Nach dem Anlassen lässt der V6 erstmal ein heiseres Brüllen los, bevor er auf die Leerlaufdrehzahl zurückfällt.

Und dann, ja dann wartet er auf seinen Einsatz. Auf jeden Gastritt reagiert das Aggregat nicht nur durch eine entsprechende akustische Rückmeldung, auch das Fahrzeug selbst prescht ohne Zögern nach vorne. Geht es in den Sport-Modus, hat die bei normaler Fahrt souveräne Achtgang-Automatik aber manchmal Probleme, die Gänge schnell genug und richtig zu sortieren.

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Foto: Jaguar

Wir halten also fest: Der F-Type ist trotz seiner Leistungsfähigkeit weniger als Fahr-Maschine konzipiert, denn als Coupé mit großen Leistungsreserven. Denn auch die Sitze könnten bei richtiger schneller Kurvenfahrt bzw. bei schnell aufeinanderfolgenden Richtungswechseln durchaus mehr Seitenhalt bieten. Das Coupé wiegt übrigens trotz Vollalu-Karosserie 1.600 Kilo und bietet damit im Vergleich etwa zu einem 911er keinen Gewichtsvorteil.

Aber die Marke Jaguar steht ja nicht in erster Linie für die Fähigkeit, auf einer Rundstrecke sämtliche Reserven auszukitzeln, wie es Porsche und Ferrari im Lastenheft stehen haben. Wer will schon andauernd an der Leistungsgrenze fahren, mal abgesehen davon, dass dies im Alltag kaum möglich ist? Ein Jaguar-Fahrer geht distinguiert zur Sache und dazu passt der F-Type.

Der ist zwar bei Bedarf auch höllisch schnell und hält optisch sowie akustisch eine eindeutige Botschaft bereit, tatsächlich mag man mit ihm aber vor allem auf längere Reise gehen. Er ist — und das ist eindeutig als Lob gemeint — eben auch eine Art Grand Tourismo unter den Sportwagen, wofür im Übrigen auch der Kofferraum mit über 400 Litern Fassungsvermögen spricht.

Der formidable 3,0-Liter ist natürlich auch kein Sparmotor. Zwar bringt er es in der Norm auf sehr ansehnliche 9,1 Liter Durchschnittsverbrauch, man sollte aber im Mix eher mal mit mindestens 13 Litern kalkulieren.

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Foto: Hersteller

Ein billiges Vergnügen ist der F-Type also keinesfalls, nicht im Unterhalt und auch nicht beim Grundpreis. Mindestens 78.500 Euro kostet der Jaguar mit der mittleren Motorisierung. Mit diversen Extras kommen wir schnell auf 90.000 Euro und damit an jene Preisgrenze, bei der man in einen — allerdings dann deutlich schlechter ausgestatteten — Porsche 911 einsteigt. Der mag der bessere Sportwagen sein, den spektakuläreren Auftritt legt auf jeden Fall der Jaguar hin.

Jaguar F-Type Coupé — Technische Daten

Zweitüriger, zweisitziger Sportwagen; Länge: 4,47 Meter, Breite: 1,92 Meter (mit Außenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,31 Meter, Radstand: 2,62 Meter, Kofferraumvolumen: 407 Liter

3,0-Liter-V6-Turbobenziner, Achtgang-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb, 280 kW/380 PS, maximales Drehmoment: 460 Nm zwischen 3.500 — 5.000 U/min, 0-100 km/h: 4,9 s, Vmax: 275 km/h (elektronisch begrenzt), Durchschnittsverbrauch: 9,1 Liter je 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 213 g/km, Effizienzklasse: F, Schadstoffnorm: Euro 5, Testverbrauch: 12,8 Liter

Preis: ab 78.500 Euro

(SP-X)
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