Test Opel Zafira - Klassiker unter den Vans besser als je zuvor

Rüsselsheim · Der Opel Zafira zählt längst zu den Klassikern unter den Kompaktvans. In der jüngst gelifteten Variante ist er sogar besser als je zuvor. Doch zum optimalen Reisewagen fehlt es noch an einer Kleinigkeit.

Test: Opel Zafira - nach Facelift so gut wie nie zuvor
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Opel Zafira - nach Facelift so gut wie nie zuvor

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Foto: Opel

Für einen Abschied ist es noch zu früh. Auch wenn der Opel Zafira bald hausinterne Konkurrenz durch einen schicken Familien-Crossover bekommen soll, wird es ihn wohl noch ein paar weitere Jahre geben. Für Familien ist das eine gute Nachricht. Zumindest, wenn sie Verständnis für kleine, aber seltsam unzeitgemäße Schwächen haben.

Aber zunächst zu den Stärken: Eine des Kompakt-Vans ist das üppige Raumangebot. Der lange Radstand, das hohe Dach und die großen Fenster sorgen tatsächlich für das von Werbern gern bemühte "Lounge-Gefühl" an Bord.

Dass Fahrer und Beifahrer auch noch auf ausgesprochen bequemen Sitzen Platz nehmen, rundet den positiven Wohneindruck ab. Wundern muss das großzügige Ambiente nicht, zählt der Zafira doch mit knapp 4,70 Metern Länge zu den großen Kompakt-Vans.

Oder aus anderer Perspektive: zu den kleinen Fullsize-Vans. Denn mit dem Platzangebot von Ford Galaxy, VW Sharan und Co. kann es der Rüsselsheimer dann doch nicht aufnehmen. Was besonders klar wird, sobald die optionale dritte Sitzreihe zum Einsatz kommt, in die allenfalls noch kleine Kinder passen.

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Foto: dpa, av

Reihe zwei punktet dafür außer mit viel Platz auch noch mit hoher Variabilität. Die serienmäßigen Einzelsitze lassen sich längs verschieben und zusammenklappen. Dabei entsteht eine eben Ladefläche von einer Größe, die so manchem Kombifahrer die Tränen in die Augen treiben dürfte.

Gleiches gilt aber auch beispielsweise für präpubertierende Fondpassagiere, die zwar Zugriff auf das von Opel stolz beworbene autointerne W-LAN haben (Teil des On-Star-Systems, ab 950 Euro), aber auf USB-Anschlüsse zum Laden von Handy- oder Smartphone-Akku verzichten müssen.

Im ganzen Testwagen gibt es gerade einmal einen entsprechenden Port — doof, wenn sich den auf der Urlaubsfahrt bis zu sieben Personen teilen müssen. Ganz in der Online-Neuzeit ist der Zafira also offenbar noch nicht angekommen. Der aktuelle Astra macht das bereits besser, der 2017 startende, hausinterne Zafira-Konkurrent Grandland X voraussichtlich auch.

Vielleicht liegt das auch daran, dass der große Opel im Kern ein im guten Sinne altmodisches Auto ist. Auf optischen Crossover-Schnickschnack verzichtet er genauso wie auf moderne Hyper-Fahraktivität. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, wilde Kurvenfahrten scheut der Langstreckengleiter. Stattdessen spult er irgendwo zwischen träge und gemütlich entspannt seine Kilometer ab.

Der neue VW Sharan in Bildern
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Foto: VW

Daran ändert auch der im Testwagen verbaute 1,6-Liter-Turbobenziner mit immerhin 147 kW/200 PS nichts. Der Vierzylinder ist zwar sehr kräftig, bleibt aber sowohl akustisch als auch bei der Kraftentfaltung eher unauffällig.

Der Motor schiebt ab rund 1600 Touren so gleichmäßig und unaufgeregt nach vorn, dass man am Steuer des großen Gleiters fast nichts davon mitbekommt. Das ist durchaus angenehm, verbraucht aber so viel Sprit (knapp 10 Liter im mittelflotten Autobahnverkehr), dass man unweigerlich in der Preisliste nach einem vergleichbaren Diesel sucht.

Apropos Preise: Vergleicht man ihn mit anderen Kompakt-Vans, ist der Zafira mit einem Startpreis von 22.000 Euro nur auf den ersten Blick günstig (Variante "Selection"). Vernünftig ausgestattete Modelle kosten mindestens 25.270 Euro ("Edition"), die 200-PS-Variante sogar 29.575 Euro. Dafür ist der Zafira größer, komfortabler und sogar edler als die meisten Wettbewerber.

Gerade im Innenraum hat das kürzlich erfolge Facelift Wunder gewirkt; der Verzicht auf das Knöpfchen-Wirrwarr lässt das ganze Cockpit deutlich hochklassiger wirken. In praktischer Hinsicht bleibt der Opel mit seinem leicht bedienbaren Sitzsystem sowieso der Maßstab in seiner Klasse.

Im Test: der Ford Galaxy
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Im Test: der Ford Galaxy

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Foto: Hersteller

Und wer mit Smartphone-Teenies auf Reisen geht, muss halt einen USB-Adapter für die beiden 12-Volt-Steckdosen an Bord mitnehmen. Oder spielt mit ihnen einfach mal wieder das klassische Kennzeichenraten.

Fünf- oder siebensitziger, fünftüriger Kompaktvan, Länge: 4,67 Meter, Breite: 1,93 Meter (mit Außenspiegeln 2,10 Meter), Höhe: 1,66 Meter, Radstand: 2,76 Meter, Kofferraumvolumen: 710 bis 1.860 Liter (Fünfsitzer), 152 bis 1.792 Liter (Siebensitzer)

1,6-Liter-Turbobenziner, 147 kW/200 PS, maximales Drehmoment: 280 Nm bei 1.650 — 5.000 U/min, 0-100 km/h: 8,8 s, Vmax: 220 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,8 Liter, CO2-Ausstoß: 168 - 160 g/km, Testverbrauch: 9,3 Liter, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: D/C, Preis: ab 29.575 Euro

(SP-X)
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