Baujahr 1998 VW Passat Variant VR5

VW Passat Variant VR5 / Baujahr 1998

VW Passat Variant VR5 / Baujahr 1998

Beim neuen Passat hat VW zunächst mit kräftigem Zeitvorsprung die Limousine gefördert. Nun gewinnt im Straßenbild auch der Kombi, der beim Vorgänger bis zu 85% Produktionsanteil hatte, an Boden. Wir fuhren den "großen" Variant mit dem neuen Wolfsburger Fünfzylinder.

Ausstattung

Wer den VR5 will, bekommt mindestens die Comfortline-Ausstattung. Dabei sind vier Airbags, ABS, Servolenkung, Zentralverriegelung, Außenspiegel- und Fensterheber-Elektrik vorn, Differentialsperre, Komfortsitze, Lenkradverstellung, Dachreling, Laderaum-Abdeckung und (auf Wunsch) Netztrennwand Serie. Aufpreis kosten u. a. Klimaanlage (1.990 DM), elektrisches Schiebedach (1.490), Metallic-Lack (755) und Navigationssystem (2.990). Die Verarbeitung des Testwagens war makellos.

Fahrleistung

Der aus dem VR6 abgeleitete "Fünfer" hat den schmalen 15-Grad-Zylinderwinkel, liegt aber in der Laufkultur - vor allem wenn er bei höheren Drehzahlen rauher wird - näher beim Vier- als beim Sechszylinder. Dennoch bietet er deutlich mehr Antriebskomfort als der 1,8-l-Turbo, der zum gleichen Preis gleiche Leistung liefert. An Ansprechverhalten und Drehfreudigkeit des VR-Triebwerks, das aus 2,3 l Hubraum 150 PS (110 kW) bei 6.000 U/min mobilisiert, ist nichts auszusetzen - schon gar nicht an der dem stärkeren TDI ähnelnden satten Durchzugskraft: Die flache Drehmoment-Kurve erreicht bereits bei 3200 Touren den Maximalwert von 205 Nm, beschleunigt den Wagen im 5. Gang binnen 14 sek von 80 auf 120 km/h. Durchgeschaltet wird der Spurt auf Tempo 100 in 10 sek bewältigt, die erreichbare Spitze beträgt 215 km/h.

Fahrverhalten

Wie die Limousine hat der Variant Doppelquerlenker-Vorder- und Verbundlenker-Hinterachse, läuft einwandfrei geradeaus, gibt sich im Kurvengrenzbereich mit leicht untersteuerndem Eigenlenkverhalten und geringen, bei voller Zuladung etwas deutlicheren Lastwechsel-Reaktionen sehr fahrsicher. Eine elektronische Differentialsperre bürgt für perfekte Traktion. Ein "Gedicht" ist die sehr präzise und direkte (16:1), nicht zu leichtgängige Servolenkung. Die Vier-Scheiben-Bremsanlage mit ABS liefert auch nach Mehrfachbelastung beste Verzögerungswerte. Die Handlichkeit indes leidet unter mehr als 11 m Wendekreis.

Karosserie

Wie bei der Limousine fällt auch beim Kombi die erstklassige Karosserie-Qualität sofort auf: Sehr knappe Spaltmaße, sattes Türgeräusch und hohe Steifigkeit, die auf schlechter Wegstrecke keinerlei Verwindungsgeräusch hören läßt. Das Design ist zeitlos, selbst der tief heruntergezogenen Ladeklappe und dem nicht zu stark abgeschrägten Heck sind eine gewisse Eleganz nicht abzusprechen. Auch die "inneren Werte" überzeugen: Das Raumangebot ist auf allen Plätzen sehr gut, fast großzügig, sogar im Fond gibt es Kopf- und Beinfreiheit satt. An Einstieg und Übersichtlichkeit ist nichts auszusetzen. Das glattflächige Gepäckabteil mit Befestigungsösen, Klappfächern, Kunststoff-Gleitschienen und Nirosta-Abschluß hat hohe Funktionalität, faßt bei 475 kg Zuladung 495 bis 1.600 l (mittels ungleich teil- und vorklappbarer Fondsitze). Wichtiger als die 1,74 m Länge der Ladefläche ist ihre nun 100 cm betragende Durchladebreite: Getrennt angeordnete Federn und Dämpfer haben da endlich mehr Raum geschaffen.

Komfort

Erwartungsgemäß sind Federn und Dämpfer des Kombis spürbar straffer abgestimmt als bei der Limousine. Das hat Komforteinbußen beim Ansprechverhalten auf Querrillen zur Folge. Das Stuckern, zu dem der unbeladene Variant dort neigt, schwindet zwar bei höherer Zuladung, doch gibt es dann kräftige Vertikalbewegungen auf langen Wellen: Im Federungskomfort - und nur hier - hat der Wolfsburger noch nicht ganz zur Edelkombi-Konkurrenz aufgeschlossen. An den straff gepolsterten Sitzen läßt sich ebenso wenig beanstanden wie am soliden Ambiente des Interieurs mit hoher Funktionalität und an der hakelfreien Schaltung. So leise der Motor läuft, desto mehr stören die Windgeräusche im oberen Geschwindigkeitsbereich.

Wirtschaftlichkeit

Als VR5 kostet der Passat Variant 44.800 DM. Das ist in der Klasse hochwertiger 150-PS-Kombis eine Kampfansage, denn billiger kommen nur Ford Mondeo 2.5 GT (42.500) und Renault Laguna 2.0 16V (42.350). Erheblich mehr kosten als Kombi Audi A4 2.4 (51.900), Mercedes C 200 (53.475, C240 = 58.305) und BMW 520i (61.200); auch Citroen Xantia Turbo (45.750), Volvo V 70 2.5 (51.700) und Opel Vectra 2.5 V6 (47.195) halten mit dem Wolfsburger Angebot nicht mit. Die Note "gut" verdirbt in dieser Rubrik aber der Verbrauch: Der Testwagen genehmigte sich 9,3 bis 11, im Schnitt genau 10 l/100 km - zu viel für einen modernen Motor. Jahressteuer = 230 DM, Haftpflicht= Tvpklasse 17, Vollkasko = 20, Teilkasko = 33. Der Wiederverkaufswert wird hoch sein.

Fazit

Auch beim Kombi ist VW mächtig auf dem Weg nach "oben".

Bewertung

Karosserie: ++
Fahrleistung: +
Fahrverhalten: +
Komfort/Bedienung: 0
Ausstattung: +
Wirtschaftlichkeit: 0

(rp)
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