Fahrbericht im neuen Lancia Ypsilon - kleiner Flitzer mit viel PS

Düsseldorf · Lang, lang ist's her, dass man zuletzt einen echten Zweizylinder gefahren hat. Genauer gesagt war das zu Studentenzeit, wobei das Fahrzeug damals nicht aus Italien kam, sondern aus Frankreich. Es führte seine überschaubare Zylinder- und Hubraum-Zahl auch noch stolz im Typennamen: Das war der 2 CV 4 von Citroën, Nostalgikern besser bekannt als Ente. Wie auch immer, jetzt sitzt man in einem Lancia Ypsilon, der mehr als das Doppelte an Hubraum unter der Haube hat und mit 85 PS fast das Vierfache an Leistung als die Ente.

2011: Der neue Lancia Ypsilon im Test
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Natürlich spürt man das, und es fühlt sich in einem überschaubaren Auto gut an: Der neue Ypsilon von Lancia kann schon recht zügig unterwegs sein, er beschleunigt gut und kommt auch in Geschwindigkeitsbereichen von 160 Stundenkilometern nicht in unangenehme Grenzbereiche.

Weniger angenehm gestaltet sich bei einer eher sportlich veranlagten Fahrweise dann aber der Verbrauch; der optimale Wert von knapp vier Litern außerorts liegt in weiter Ferne. Der Ypsilon wird plötzlich zum Spritschlucker. Dass bei zügiger Fahrweise die Bestwerte nicht zu erreichen sind — geschenkt. Dass der Verbrauch mit fast acht Litern aber doppelt so hoch ist, darf als bedenkenswert gelten.

Überdies macht der Zweizylinder oft auf sich aufmerksam. Bestimmte Drehzahlbereiche mag er offenbar nicht, und das lässt er mehr als einem lieb sein kann auch deutlich hören. Mitunter hat man das Gefühl, statt eines Benziners einen alten Diesel mit einem sich ankündigenden Auspuffschaden zu fahren.

Gleichwohl der Ypsilon — er basiert auf der Plattform des Panda — schon in der vierten Generation gebaut wird, macht er sich, im Gegensatz zu Italien, auf deutschen Straßen nach wie vor rar. Möglicherweise tun sich deutsche Käufer etwas schwer mit einem Fahrzeug, das nicht nur, aber eben auch mit Design überzeugen will.

Dazu gehören die Armaturen und eine Mittelkonsole, die im schwarzen Klavierlack so einladend glänzt, dass man sogleich an einen hochpreisigen Kaffeeautomaten denken muss. Auch wenn es keinen Espresso zu holen gibt, so ist die Bedienung insgesamt ordentlich; angenehm auch die oben liegende Schaltung. Ebenso zwigt sich die technische Grundausstattung solide: Alle Modelle sind mit einer Start & Stopp-Automatik ausgerüstet.

Italienisch schick geht es im Innern des neuen Ypsilon zu, der seine Bestimmung eindeutig als kleines Stadtauto hat. Obwohl er auch als Fünftürer angeboten wird, möchte man niemandem eine längere Fahrt auf der Rückbank zumuten. Wer 1,80 Meter misst, wird mit seinem Kopf zwangsläufig an unkomfortable Grenzen stoßen.

Außerdem ist der Kofferraum nichts für üppige Zuladungen wie etwa das Reisegepäck. Wer es positiv formulieren möchte: Bei einem Volumen von 245 Litern kann nicht allzu viel verloren gehen. Den Ypsilon kauft man nicht aus kühler Berechnung; man muss ihn mögen. Das war übrigens auch bei der Ente nicht anders.

(RP/nbe/das/top/chk)
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