Digitale Touren Elektronik im Fahrrad

Düsseldorf · Bordcomputer gehören auch beim Fahrrad zum üblichen Zubehör. Mit der Messung von Tempo und zurückgelegten Kilometern ist es heute allerdings nicht mehr getan. Moderne Radler werden vermessen.

 Im Mountainbike-Sport setzt Haibike eine gemeinsam mit dem Federungsspezialisten Rock Shox entwickelte elektronische Dämpfersteuerung ein.

Im Mountainbike-Sport setzt Haibike eine gemeinsam mit dem Federungsspezialisten Rock Shox entwickelte elektronische Dämpfersteuerung ein.

Foto: pd-f

Die Zeiten als man Fahrräder noch ungestraft als "Drahtesel" bezeichnen durfte, sind längst vorbei. Seit einigen Jahren hat sich die Elektronik nicht nur bei Automobilen durchgesetzt, auch bei Fahrrädern setzen die Ingenieure zunehmend auf die Unterstützung von Chips und Sensoren.

Dabei geht es zum Beispiel um Fahrwerksabstimmung, die Leistungsmessung des Fahrers oder Minicomputer, die, angeschlossen am heimischen PC, später eine zuverlässige Auswertung der Tour ermöglichen.

Daneben haben sich Software-Spezialisten eine Armada an mehr oder weniger nützlichen Apps einfallen lassen, sodass der moderne Radler ständig in einer digitalen Umgebung unterwegs ist. Die elektronische Unterstützung ist inzwischen nicht nur bei den E-Bikes Standard, auch bei den muskelbetriebenen Modellen haben sich die unsichtbaren Helfer durchgesetzt.

 Der Dämpfer am Hinterrad wird passend eingestellt, bevor dieses das Hindernis trifft.

Der Dämpfer am Hinterrad wird passend eingestellt, bevor dieses das Hindernis trifft.

Foto: pd-f

Im Mountainbike-Sport setzt Haibike eine gemeinsam mit dem Federungsspezialisten Rock Shox entwickelte elektronische Dämpfersteuerung (e:i Shock) ein, bei der Sensoren an der Federgabel die Höhe eines Hindernisses erkennen und zusammen mit der gemessenen Geschwindigkeit (Tacho und GPS), sowie der Trittfrequenz den Dämpfer am Hinterrad passend einstellen, bevor dieses das Hindernis trifft.

Fünf Jahre dauerte die Entwicklung bis zur Serienreife. Bis zu dreimal pro Sekunde werden die Werte gemessen und per Kabel an die Federgabel übertragen. Als Basis dient dabei ein Monarch RT3-Dämpfer, der mit einem Stellmotor kombiniert ist, der automatisch zwischen fünf Dämpfereinstellungen wechselt.

Für die jeweils passende Einstellung sind drei Sensoren verantwortlich. Sie sind am Tretlager, der Steuersatzkappe und im unteren Bereich der Federgabel platziert, kontrollieren die Stärke sowie die Häufigkeit der Schläge und geben Messergebnisse an den Dämpfer weiter.

Die Profis der Tour de France werden schon seit Jahren während ihrer großen Schleife durch Frankreich elektronisch durchleuchtet, sodass der Teamarzt am Ende jeder Etappe den aktuellen Leistungsstand ablesen kann.

Diese bisher kostspielige Technik ist nun auch für den ambitionierten Amateur erreichbar und wird von zahlreichen Herstellern angeboten. Bei der Suche nach der passenden Leistungsdiagnostik hilft der Fachhandel. Das aktuelle Leistungsvermögen, also die Kombination aus Beinkraft und Trittgeschwindigkeit, wird in Watt am Tretlager gemessen und ermöglicht eine genauere Trainingssteuerung.

Sensoren senden diese Werte über ANT+ oder Bluetooth 4 an entsprechend ausgerüstete Fahrradcomputer oder ein Smartphone, wo sich die Trainingsrunde auswerten und mögliche Fortschritte feststellen lassen. Die kostenlose App "Power Tap mobile" bringt neben der aktuellen Leistung auch Pulsfrequenz, Kalorienverbrauch oder die Wattzahl auf den Bildschirm des Smartphones.

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Mit dem Smartphone lassen sich die App-Möglichkeiten in alle erdenklichen Bereiche ausdehnen. Dank Strava, einer kostenlosen App, können vor allem Rennradfahrer ihre Touren festhalten und sich gleichzeitig mit anderen Fahrern messen.

Bei der Planung des nächsten Trips kommt die kostenlose Hilfe von komoot in Frage, und auch die unverbesserlichen Bastler und Schrauber ermitteln dank einer eigens für sie entwickelten App die passende Übersetzung für die nächste Tour.

Bei einem banaleren, aber umso lästigeren Problem hilft die kostenlose App des Reifenherstellers Schwalbe, die über den "Schlauchautomaten-Locator" einen der rund 1.000 Schlauch-Automaten des Herstellers findet. Danach hilft übrigens trotz aller Elektronik der extrem analoge Reifenheber weiter.

Trotz Smartphones und Apps hat der klassische Fahrrad-Computer nicht ausgedient — allerdings sind die kleinen Displays am Lenker erwachsen geworden und überraschen den Radler mit einer wahren Datenflut, die aber durchaus ihren Preis hat.

So kosten aufwendige Geräte, die nicht nur die traditionellen Werte Tempo, Durchschnitt, Distanz und Uhrzeit anzeigen, leicht mehr als 300 Euro. Sie besitzen dafür GPS-Sensoren und barometrische Höhenmesser, damit man weiß, warum die Luft auf einmal so dünn geworden ist. Außerdem gehört in dieser Preisklasse auch ein Navigationssystem dazu.

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