Elektromotoren für Pedelecs Fünf neue E-Bike-Antriebe jenseits von Bosch

Düsseldorf · Bosch ist auf dem beste Weg, so etwas wie das Tempo-Taschentuch der E-Bike-Antriebe zu werden. Experten nennen das einen generischen Markennamen. Dabei gibt es mehr Alternativen denn je.

E-Bike - Antriebe jenseits von Bosch: Continental, Bafang, Pinarello
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E-Bike - Antriebe jenseits von Bosch

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Foto: Bafang

Bei der Wahl des Antriebs könnte man beim Blick auf den E-Bike-Markt fast den Eindruck gewinnen, dass es zu Bosch keine Alternative gibt. Tatsächlich ist der Elektromotor-Markt wesentlich heterogener als man angesichts der Schwaben-Dominanz vermuten möchte. Allein zum Modelljahr 2018 befinden sich gleich mehrere neue Antriebskonzepte auf den Weg in den Handel.

Für das größte Aufsehen sorgte letztes Jahr der Einstieg des Zulieferers Continental ins Pedelec-Business. Zusammen mit der Oldenburger E-Bike-Manufaktur hat der Technikkonzern aus Hannover ein neues Mittelmotorsystem mit 48-Volt-Technik entwickelt.

In der Standard-Version kommt der rund vier Kilogramm schwere "48er Prime"-Motor zum Einsatz — eine 250-Watt-Maschine mit 72 Newtonmeter Drehmoment. Als Energiespeicher bietet Continental einen üppigen 600-Fünf neue E-Bike-Antriebe jenseits von Bosch-Akku an, der sich im Unterrohr der Rahmenkonstruktion integrieren lässt.

Die Übertragung der Kraft auf das Hinterrad erfolgt wahlweise mit Kette oder Riemen. Als Besonderheit gibt es außerdem den 48er-Revolution-Antrieb, der zusätzlich ein stufenloses Planetengetriebe - ein Nuvinci Harmony 380 — integriert. Mit der schlauen Automatik, die ohne feste Gangstufen auskommt, wiegt allein die Antriebseinheit 6,4 Kilogramm.

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Foto: Tsinova

Die E-Bike-Manufaktur hat zum Modelljahr 2018 ihre gesamte Modellpalette auf die neue Conti-Technik umgestellt und neun Modelle - City-, Trekking- und Reiseräder — bereits im Angebot. Die Preise starten bei rund 3000 Euro.

Als zweiter Pedelec-Anbieter mit Conti-Antrieben ist die im Herbst neu gegründetete Marke Technibike angetreten. Dabei setzt der Newcomer auf 36- und 48-Volt-Varianten des neuen Bosch-Konkurrenten. Neben einem City- und einem Trekking-Bike steht es auch eine Mountainbike-Linie zur Wahl.

Wie Conti hat auch der chinesische Firma Bafang im vergangenen Sommer zwei neue Pedelec-Antriebe vorgestellt. Allerdings gibt es bislang im deutschen Markt kein konkretes Fahrradmodell, die auf einen der Bafang-Motoren setzen.

Dabei kann vor allem der neue 250-Watt Mittelmotor M500 mit einem rekordverdächtigen Drehmoment von 95 bis 120 Newtonmeter beeindrucken. Mit dieser mächtigen Power empfiehlt sich die nur drei Kilogramm leichte E-Maschine vor allem für Mountainbike-Anwendungen.

Für den Einsatz in S-Pedelecs steht außerdem die Version M600 mit 350 oder 500 Watt zur Verfügung, die ein Tempo von 45 km/h erlauben. Während die Motoren der M-Serie kompakt und unauffällig im Tretlager-Bereich Platz finden, lässt sich ein neuer Intube-Akku mit 370 oder 600 Wattstunden in die Rahmenstruktur integrieren.

E-Bike, Pedelec & Co - das sind die Fahrrad-Trends 2018
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Foto: dpa, hcd jol

Gleiches gilt auch in Kombination mit dem Nabenmotor H800 mit Thru-Axle-System (Steckachse). Mit 18 Zentimeter Durchmesser handelt es sich um einen ebenfalls unauffälligen Motor, den es in 350- oder 500-Watt-Varianten mit jeweils 55 Newtonmeter geben wird, die sich vor allem für den Einsatz in Speed-Pedelecs empfehlen.

Apropos Speed: Die deutsche Firma Fazua hat bereits vor einigen Jahren einen in mehreren Punkten sehr innovativen Antrieb namens Evation angekündigt. Jetzt kommen erste Serienfahrräder, vor allem elektrifizierte Rennräder, in den Markt.

In diesem neuen Pedelec-Segment kann der Evation-Antrieb gleich mehrere seiner Vorteile ausspielen. Unter anderem ist das Antriebssystem leicht und benötigt zudem wenig Bauraum. Akku und Motor stecken in einer kompakten Röhre, von der die Maschine ihre Kraft direkt auf eine spezielle Tretlagereinheit überträgt.

Fazua gibt das Gewicht der E-Antriebstechnik mit knapp über 3 Kilogramm an. Ein weiterer besonderer Vorteil: Der Widerstand des Motors soll sehr gering ausfallen, da sich dieser jenseits der 25 km/h vollständig vom Pedalantrieb entkoppelt.

Renn-E-Bike Pinarello Nytro - mit dem Motor auf den Berg
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Foto: Pinarello

Diese Lösung erlaubt klassisches Fahrradfahren auch mit Geschwindigkeiten über 25 km/h. Zum Einsatz kommt der Fazua-Antrieb etwa in der rund 6000 Euro teuren Rennmaschine Nytro des italienischen Herstellers Pinarello. Das für Sportfahrer entwickelte Pedelec bringt nur knapp 13 Kilogramm auf die Waage. Der Motor, der nominal mit 250 und maximal mit 400 Watt unterstützen kann, soll vor allem bei Anstiegen und Gegenwind helfen.

Ein bereits etablierter deutscher Anbieter von Pedelec-Anbieter ist Brose. Anfang 2017 haben die Berliner die T-Version ihrer Mittelmotorfamilie überarbeitet. Die speziell für den Einsatz in Alltagsrädern wie City- und Trekkingbikes konzipierte Variante soll sich unter anderem durch mehr Effizienz auszeichnen.

Erweitert hat Brose sein Motorenangebot noch um die Versionen TF für die schnellen S-Pedelecs sowie den S, der vor allem auf den Einsatz in Mountainbikes optimiert wurde. Bei der S-Version handelt es sich um eine 3,4 Kilogramm leichte 250-Watt-Maschine mit üppigen 90 Newtonmeter Drehmoment. Unter anderem kommt dieser Motor im Rotwild RC Transalp zum Einsatz.

Ebenfalls aus Deutschland kommt Kappstein, die einen neuen Heckmotor namens B3 entwickelt haben, der sich unter anderem durch eine besonders kompakte Bauweise auszeichnet. Das in China produzierte Antriebsaggregat ist nicht viel größer als eine Nabenschaltung und mit drei Kilogramm zudem leicht.

Der laut Kappstein sehr geräuscharme Motor, der auch mit Scheibenbremse kombiniert werden kann, ist für den Einsatz in 25-km/h-Pedelecs (150 Watt) sowie für maximal 45 km/h schnelle S-Pedelecs (350 Watt) geeignet. Während die meisten Heckmotoren auf eine Drehmomentsensorik im Tretlager angewiesen sind, wurde diese in den B3-Motor integriert, was eine größere Flexibilität für individuelle und innovative urbane E-Bikes erlaubt.

Neben dem Drehmomentsensor befindet sich auch die Steuerung im Minimotor. Im Frühjahr 2018 wird ein erster Hersteller ein Pedelec mit B3-Antrieb in den deutschen Markt bringen.

(csr)
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