Fiat 500 S: Nur sportlich geschminkt

Um den Verkauf noch mal anzukurbeln, haben die Italiener den Kleinwagen jetzt auf sportlich getrimmt – allerdings nur äußerlich. Fiat 500 S nennt sich die Version, das "S" soll für "Sport" stehen. Doch nach wie vor passt "süß" einfach besser.

Der 500 ist das erfolgreichste Modell, das Fiat in den vergangenen Jahren auf den Markt gebracht hat. Dass der Konzern mit dem Retro-Flitzer nun so viel Profit wie möglich machen will, überrascht nicht allzu sehr. Deswegen rollt jetzt, sechs Jahre nach Markteinführung, eine neue Ausstattungsvariante des Verkaufsschlagers zu den deutschen Kunden: der 500 S. Das S verspricht Sportlichkeit – doch nur bedingt löst der Kleinstwagen dieses Versprechen auch ein.

Von außen offenbaren sich die Unterschiede zum Ausgangsmodell auf den zweiten Blick. Eine Frontschürze ergänzt den süßen Gesichtsausdruck mit den Kulleraugen durch eine kräftige Kinnpartie. Seitenschweller betonen die Taille, Heckschürze und ein vergrößerter Spoiler die Rückansicht. Die hinteren Scheiben sind abgedunkelt. Und einige Design-Elemente wie etwa die Türgriffe, die normalerweise silber strahlen, schimmern beim 500 S in Anthrazit. Dazu 16-Zoll-Felgen im Zweispeichen-Design, und der sportliche Auftritt ist komplett.

Innen leisten die Sportsitze den größten Beitrag zur neuen Optik. Im Materialmix aus schwarzem Wildleder und Stoff, mit roten Ziernähten und eingesticktem 500 S-Logo versehen, machen sie einen wertigen Eindruck. Und sie sorgen für einen guten Seitenhalt. Dazu passend hat der Fahrer ein Sportlenkrad in der Hand, durch seine Form und den Lederbezug ist es griffiger als das normale Kunststoff-Lenkrad. Die Bedienelemente daran für Musik- und Freisprechanlage sind aber die gleichen. Sonst noch neu: Der Schaltknauf ist rot, das Kunststoff-Armaturenbrett matt-silber statt in Wagenfarbe lackiert und mit rotem 500-Emblem versehen.

Diese Details sind tatsächlich sportlich. Doch wenn der Antrieb nicht erfüllt, was die Optik verspricht, macht sich schnell Enttäuschung breit. Neue Motoren gibt es nämlich nicht. Der "0.98V TwinAir"-Motor im Testwagen hat nur zwei Zylinder, damit kommt der kleine Antrieb immerhin auf 85 PS. Das schafft er unter anderem deshalb, weil er die Luft komprimiert, bevor er sie in den Motor drückt. "Twinair" nennt Fiat diese Technologie, und der Konzern ist stolz darauf, sie erfunden zu haben. Im Prospekt fragt er: "Wie kann ein Benzinmotor, der so großartig klein ist, so riesig viel Spaß machen?" Antwort: So viel Spaß macht er gar nicht. Nur wer sehr ambitioniert aufs Gas tritt, merkt einen Unterschied zum kleinsten, dem 69-PS-Antrieb. Der angegebene Verbrauch von gut vier Litern ist so aber nicht in erreichbarer Nähe.

Noch unsportlicher wird's im Economy-Modus: Dann hat der Motor statt 85 nur noch 78 PS zur Verfügung. Zusätzlich schalten sich mit der Eco-Taste die Start-Stopp- sowie die Dual-Drive-Funktion ein. Letztere soll das Lenkrad leichtgängiger machen, erdacht hat sie Fiat für den Stadtverkehr. Leichtgängig – das ist in diesem Fall das Gegenteil von direkt. Wenn der 500 S eine 90-Grad-Kurve fahren soll, muss der Fahrer das Lenkrad um 180 Grad drehen. Wer es nur leicht bewegt, bekommt so gut wie gar keine Rückmeldung. Die Straße spürt der Fahrer so jedenfalls nicht.

Wer wirklich sportlich in einem 500 unterwegs sein möchte, der greift vielleicht doch besser zu einem Abarth mit bis zu 160 PS. Wer nur ein bisschen sportlicher aussehen will, der ist mit dem S gut bedient. Dennoch bleibt die beste Beschreibung für das Auto nicht "sportlich" sondern "süß". Die Kulleraugen, die runden Formen, die kleinen Ausmaße: Der 500 ist aktuell das niedlichste Auto, das herumfährt, ob nun mit oder ohne "S". Die Neuerungen sind nicht mehr als Kosmetik.

(RP)
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