Stauprognose Zu Pfingsten droht der Verkehrskollaps

Düsseldorf · Am kommenden Freitag beginnen die Pfingstfeiertage und mancherorts auch die Ferien. Traditionell bedeutet das volle Straßen und Züge. Dieses Jahr, da sind sich die Experten einig, wird die Lage jedoch deutlich schlimmer. Denn der Streik bei der Deutschen Bahn zwingt die Reisenden auf die Autobahn.

Was man auf langen Autostrecken braucht
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Was man auf langen Autostrecken braucht

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Foto: gms

Es ist der neunte Streik in Folge, aber dieses Mal trifft es die Kunden der Deutschen Bahn besonders hart: Die GDL hat - wie es derzeit aussieht - entschieden, über das Pfingstwochenende zu streiken. Das bedeutet gleich aus mehreren Gründen eine große Belastung für Deutschlands Straßen: Zum einen gehört das lange Pfingstwochenende neben Ostern und Weihnachten zu den Feiertagen mit dem größten Reiseverkehr. Zum anderen beginnen am Freitag in Baden-Württemberg und Bayern die zweiwöchigen Pfingstferien. Ein guter Grund für viele Familien, am Freitag nach Schulende in den Urlaub zu fahren.

Egal ob langes Wochenende oder richtige Ferien - am kommenden Pfingstwochenende werden nur die wenigsten Reisenden mit dem Zug fahren können. Viele werden auf ein Auto umsteigen. "Wir rechnen damit, dass es auf den deutschen Straßen vor allem am Freitag nach Schulschluss bis zum Samstagnachmittag zu sehr heftigem Verkehr kommen wird", sagt Katja Legner, Pressesprecherin beim ADAC.

Abhilfe wird da der Notfahrplan der Deutschen Bahn kaum bringen. Denn der deckt gerade mal rund ein Drittel der üblichen Verbindungen ab. Ein verschwindend geringer Teil angesichts der Tatsache, dass laut "Welt Online" bis zu 400.000 zusätzliche Passagiere an Pfingsten mit dem Zug fahren wollen.

Wer es dennoch wagt, weil die Ersatzzüge über die Woche relativ zuverlässig gefahren sind, könnte am Wochenende wiederum enttäuscht werden. Denn Pfingsten zählt bei der Bahn zu jenen Wochenenden, an denen die meisten Bauarbeiten laufen. Rund 700 Baustellen sollen für Reparatur- und Ausbauarbeiten an den drei Pfingstagen innerhalb Deutschlands anfallen. Darunter sind auch Vollsperrungen angesetzt wie etwa zwischen Stuttgart und Ulm. Weil dort in einen Bahndamm eine Brücke für eine Straßenunterführung eingesetzt werden muss, fallen zahlreiche Züge bis zum 26. Mai aus. Es sollen aber Ersatzbusse angeboten werden. Über die baubedingten Fahrplanänderungen gibt die Deutsche Bahn hier Auskunft.

Ein weiterer Grund also, warum viele Pfingst-Reisende dann doch die Straße der Schiene vorziehen dürften. Doch auch die Möglichkeiten auf Asphalt voran zu kommen, werden knapp. Hochkonjunktur haben in diesen Tagen Mitfahrgelegenheiten. Wer sich aber lieber in ein eigenes Auto oder gar einen Reisebus setzt, dürfte Schwierigkeiten haben, Angebote zu finden. "Wir merken deutlich, dass die Nachfrage nach Mietwagen aufgrund des Bahnstreiks am Wochenende gestiegen ist", sagt Stefanie Gerhardt, Pressesprecherin bei Europcar. Manche Mietwagenfirmen haben deswegen bereits zusätzliche Wagen in ihre Flotten aufgenommen. Grundsätzlich dürfte das Angebot an den kommenden Wochenenden jedoch deutlich knapper ausfallen, insbesondere in den günstigeren Kategorien.

Das gleich gilt für Fernbusreisen. Beim letzten Streik der GDL soll die Zahl der Buchungen um 150 Prozent gestiegen sein. Wer noch einen Platz in den großen Fahrzeugen finden will, der muss sich jetzt also ranhalten. Mit Schnäppchen ist für die Feiertage aber nicht mehr zu rechnen. Viel schneller dürfte man mit dem Fernbus allerdings auch nicht ans Ziel kommen. Denn der steht ebenso im Stau, wie es der Pkw tun würde.

Der ADAC empfiehlt Autofahrern deswegen am Freitag und Samstag mindestens zwei Stunden zusätzlicher Reisezeit einzuplanen. "Wer ein bisschen Zeit mitbringt sollte sich außerdem überlegen, ob er nicht lieber eine Route nimmt, die zwar länger dauert, dabei aber ein paar Sehenswürdigkeiten bereit hält, die man sich zwischendurch ansehen kann", sagt Katja Legner. Nach Einschätzung des ADAC und des Auto Club Europa (ACE) ist die Staugefahr auf allen deutschen Autobahnen und in allen Richtungen sehr groß. Aus diesem Grund muss mit Rekordstauzeiten gerechnet werden. Am schlimmsten dürfte es wegen des Ferienbeginns im Süden kommen. Diese Autobahnen sind besonders stauanfällig:

A 1 Köln - Dortmund - Bremen - Lübeck
A 2 Dortmund - Hannover - Berlin
A 3 Oberhausen - Frankfurt - Nürnberg - Passau
A 4 Kirchheimer Dreieck - Erfurt - Dresden
A 5 Kassel - Frankfurt - Karlsruhe - Basel
A 6 Mannheim - Heilbronn - Nürnberg
A 7 Hamburg - Flensburg
A 7 Hamburg - Hannover - Würzburg -
Füssen/Reutte
A 8 Karlsruhe - Stuttgart - München - Salzburg
A 9 München - Nürnberg - Berlin
A 10 Berliner Ring
A 11 Berliner Ring - Dreieck Uckermark
A 19 Dreieck Wittstock/Dosse - Rostock
A 24 Berlin - Dreieck Wittstock/Dosse
A 61 Mönchengladbach - Koblenz - Ludwigshafen
A 81 Stuttgart - Singen
A 93 Inntaldreieck - Kufstein
A 95/B 2 München - Garmisch-Partenkirchen
A 96 München - Lindau

A 99 Umfahrung München

Wer es eilig hat, sollte dennoch besser im Stau ausharren, so die ADAC-Pressesprecherin. "Denn das Navi zeigt allen anderen Fahrern die gleiche Umfahrung an, sodass dort dann ebenfalls mit überfüllten Straßen zu rechnen ist." Der Stau auf der kürzesten Strecke bringe Eilige deswegen - trotz Wartezeit - noch am schnellsten ans Ziel.

(ham )
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