Rollendes Heim vom Vorbesitzer Gebrauchte Wohnmobile - worauf Sie achten müssen

Stuttgart · Die Deutschen stehen auf Campingurlaub mit dem Wohnmobil. Die Urlaubsgefährte sind so angesagt wie nie. Wem Neufahrzeuge zu teuer sind, kann sich nach einem Gebrauchtmobil umsehen. Um den Zustand zu beurteilen, ist eine längere Checkliste als beim Pkw abzuhaken.

Gebrauchte Wohnmobile - auf das müssen Sie achten
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Foto: dpa, srw

Unterwegs sein und dennoch daheim - damit werden Wohnmobile von den einschlägigen Herstellern gern beworben. Und die Urlaubsform wird in der Tat immer beliebter.

Wie der Caravaning Industrieverband (CIVD) berichtet, rollten im vergangenen Jahr 24.809 neue Reisemobile zu deutschen Camper-Freunden. Das bedeutet ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Doch nicht jeder kann sich ein solches Gefährt leisten. Günstige Mobile kosten über 50 000 Euro, und die Grenzen nach oben sind wie immer offen.

Eine kostengünstige Alternative kann neben dem Mietmobil ein Fahrzeug aus zweiter Hand sein. Die Preise in den Kleinanzeigen oder beim Gebrauchthändler beginnen oft schon bei 3000 Euro - dafür gibt es aber meist nur ungepflegte Bastelbuden aus den 1980er-Jahren. CIVD-Sprecher Werner Sievers empfiehlt Interessenten, auf genügend Sicherheitsausstattung zu achten: "Moderne Sicherheitssysteme sind stets ein Plus, gerade für Einsteiger in das Reisemobilhobby."

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Zunächst muss sich der Interessent neben dem Budget auch seiner eigenen Bedürfnisse bewusst werden, rät Nadine Scheufele vom Fachmagazin "Pro Mobil". Reichen die verfügbaren finanziellen Mittel für die eigenen Vorstellungen von Grundriss, Motorleistung und Ausstattung? Wie viele Schlaf- und Gurtplätze muss das Fahrzeug aufweisen? Und nicht zuletzt sollte sich der Käufer vor den Besichtigungsterminen über den gewünschten Aufbau klar werden.

Soll es ein sogenanntes teilintegriertes Mobil sein, bei dem einem Basisfahrzeug mit Führerhaus lediglich der Rest der Karosserie mit einer Camperausstattung aufgepflanzt ist? "Von außen betrachtet wirken diese Fahrzeuge wie mit einem Alkoven ausgestattet", erläutert Philipp Schwenke vom Gebrauchtwagenportal Autoscout 24, denn in ihrem Führerhaus könne man meist stehen. Oder soll es doch ein vollintegriertes Mobil mit durchgehendem Campingaufbau aus einem Guss sein? Alternativ gibt es etwa auch Pick-ups mit geschlossenem Wohnelement.

Dass Wohnmobile aus privater Hand immer billiger sind als beim Händler, ist laut Scheufele nicht gesagt. "Ein breit angelegter Vergleich von Angeboten mehrerer Händler online und vor Ort mit den Marktplätzen im Internet schafft Klarheit", sagt Scheufele. Was für den Kauf beim Händler spricht: Anders als der Privatverkäufer muss der Händler zwölf Monate Gewährleistung einräumen.

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Foto: Ketterer

Wie beim Pkw gilt: Blind und ohne Besichtigung sollte nicht zugeschlagen werden. Vor Ort lässt man sich zunächst das ganze Wohnmobil von innen und außen zeigen. Ein entscheidender Punkt ist nach Einschätzung der Experten die Dichtigkeit des Fahrzeugs. Denn eintretendes Regenwasser kann erhebliche Schäden hervorrufen, zudem sind die Lecks häufig schlecht zu orten. Vorsicht ist bei moderigem Geruch im Innenraum geboten.

Druckproben mit dem Daumen können laut Scheufele Materialbrüche an angeschraubten Anbauteilen oder auch durch Wassereintritte faulige Holzeinbauten entlarven. Überprüft werden sollte auch, ob Kocher, Kühlschrank, Heizung und Boiler funktionstüchtig und im Gasprüfbericht eingetragen sind. Der Funktions-Check sollte zudem Wasserhähnen und -leitungen gelten. Ein prüfender Blick auf die Fensterdichtungen ist ebenfalls empfehlenswert, denn die können über die Jahre porös werden. Sämtliche Einbauten müssen stabil verankert und schimmelfrei sein.

Auch das Basisfahrzeuge selbst darf bei der Besichtigung nicht außen vor gelassen werden. Ist der Unterboden rostfrei? Springt der Motor auch im kalten Zustand einwandfrei an und läuft problemlos ohne zu qualmen? Schaltet das Getriebe einwandfrei? Heulende Gänge kündigen meist einen Getriebeschaden an. Zieht das Fahrzeug zu einer Seite, so liegt etwas mit Fahrwerk oder Lenkung im Argen.

Zu guter Letzt ist ein Blick in die Papiere unverzichtbar, erklärt CIVD-Sprecher Wieners. Wie lange gelten Hauptuntersuchung und Gasdichtigkeitsprüfung noch? Frisch absolvierte Prüfungen sprechen für das Fahrzeug. Auch ein lückenlos geführtes Scheckheft ist stets ein Plus - und sogar ein Muss, wenn der Hersteller eine Dichtigkeitsgarantie eingeräumt hat.

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Foto: sp-x/Dethleffs

Wer Zweifel hat, ob seine Fach- und Technikkenntnisse für eine realistische Beurteilung des Reisemobils ausreichen, holt am besten Rat vom Fachmann ein. Der ADAC zum Beispiel führt Gebrauchtkauf-Checklisten, die als Orientierung dienen können.

Und die Handelskette Intercaravaning bietet in Zusammenarbeit mit Ebay Motors den "Campercheck" an. Dabei nehmen Reisemobilexperten an 40 Standorten das Objekt der Begierde gegen eine Gebühr von 99 Euro unter die Lupe. Ein Bewertungssystem mit über 100 Prüfpunkten soll die Qualität und die Sicherheit des Fahrzeugs widerspiegeln.

Dabei kommen von Bad-, Küchen- und Möbeleinbauten über Fenster und Boden bis hin zur Fahrzeugtechnik alle Komponenten auf den Prüfstand. Auch Undichtigkeiten können die Experten mit Feuchtigkeitsmessapparaturen entlarven.

Am Ende des Camperchecks steht ein drei- bis vierseitiger Bericht, der eventuelle Mängel aufzeigt und eine Preiseinschätzung für das Mobil bietet. Das hilft dem Interessenten, zu entscheiden, ob er gerade eine fahrende Ruine besichtigt oder sich guten Gewissens seinen Traum erfüllen und in den ersehnten Campingurlaub starten kann.

(dpa)
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