Automesse Detroit 2014 Boom-Branche trifft Krisen-Stadt

Detroit · Hört man Detroit, denkt man derzeit nicht unbedingt an Luxus und Glamour. Auf der diesjährigen Automesse aber ist genau das Programm.

Automesse Detroit 2014: Boom-Branche trifft Krisen-Stadt
Foto: dpa, Tannen Maury

"Weiter so" könnte das Motto der diesjährigen North American Auto Show in Detroit (13. bis 26. Januar) heißen. Denn obwohl sich die Krise der ehemaligen Branchenmetropole im vergangenen Jahr bis zur Zahlungsunfähigkeit zugespitzt hat, haben Amerikas Autokäufer im Rest des Landes zugeschlagen wie schon seit Jahren nicht mehr.

Und auch weltweit dürfte 2013 mit wohl mehr als 71 Millionen verkauften Neuwagen ein Rekordjahr gewesen sein. Im Mittelpunkt der immer noch wichtigsten US-Automesse stehen daher diesmal passenderweise zahlreiche Luxus- und Sportwagen.

Nicht nur aus deutscher Sicht dürfte die neue Generation der Mercedes C-Klasse zu den Stars zählen. Das absatzträchtigste Modell des Daimler-Konzerns hat sich in der vierten Auflage zur kleinen S-Klasse gemausert. Nicht nur beim Design, das sich nun außen wie innen stark am großen Bruder orientiert, sondern auch bei Fahrkomfort und Assistenzsystemen.

Unter anderem gibt es Luftfederung und ein hochauflösendes Head-up-Display. Für geringen Verbrauch sollen Aluminium-Leichtbau und überarbeitete Antriebe sorgen, darunter erstmals auch solche mit Hybridtechnik. Dass die S-Klasse im Portfolio der Schwaben aber weiterhin die klare Nummer eins bleibt, unterstreicht die extralange Zwölfzylinderlimousine S600, die in Detroit Premiere feiert und das gefloppte Luxusmodell Maybach beerben soll.

Auf eine erfolgreichere Tradition berufen sich BMW und Porsche. Die Münchner haben die Neuauflage des Mittelklassesportlers M3 im Gepäck. Limousine und das ab sofort unter dem Namen M4 firmierende Coupé sind erstmals mit einem Turbomotor ausgerüstet. Der Sechszylinder kommt auf 317 kW/431 PS und soll deutlich sparsamer sein als der zuletzt eingesetzte Achtzylinder.

Beim neuen Porsche 911 Targa liegt die wichtigste Neuerung nicht beim Antrieb, sondern im Dachkonzept. Wo das Vorgängermodell noch mit einem besseren Schiebedach ausgerüstet war, setzt der Nachfolger wieder auf komplette Offenheit.

Der mittlere Teil des Daches lässt sich zurückfahren, so dass die Insassen zwischen Windschutz- und Heckscheibe komplett im Freien sitzen — ohne die zuletzt störenden Dachholme.

Sportwagen-Tradition haben aber auch die Amerikaner. Mit dem neuen Ford Mustang zeigt sich in Detroit gleich eine der ganz großen US-Ikonen in Neuauflage. Das Ponycar hat bei Gewicht und Umfang kräftig abgespeckt und präsentiert sich sehniger als zuletzt.

Auch bei Antrieb und Fahrwerk ist die Moderne eingezogen. Neben den klassischen V6- und V8-Motoren ist erstmals auch ein Vierzylinderturbo im Angebot, statt an einer Starrachse sind die hinteren Antriebsräder nun einzeln aufgehängt. So gerüstet wird die sechste Generation des Coupés erstmals auch offiziell in Europa als Mustang angeboten — allerdings erst 2015, ein Jahr nach dem US-Start.

Einen ähnlichen Status wie der muskulöse Ford hat die Chevrolet Corvette Stingray, die in Detroit erstmals in der Rennstrecken-optimierten Z06-Version gezeigt wird. Auch dieses Modell dürfte 2015 nach Europa kommen. Für andere Premieren der US-Hersteller gilt das zunächst nicht unbedingt.

So bleibt der Pick-up GMC Canyon, eine Ableitung des Bestsellers Chevrolet Colorado, wohl dem heimischen Markt vorbehalten. Das ebenfalls erstmals präsentierte Cadillac ATS Coupé könnte hingegen im Zuge der Europa-Offensive der Marke auch hierzulande gegen Audi A5, BMW 4er und Co. antreten.

Auch die Asiaten zeigen sich in Detroit vor allem von ihrer sportlichen oder edlen Seite. Nissan-Tochter Infiniti präsentiert mit dem Q50 Eau Rouge eine besonders dynamische Version ihrer Mittelklasselimousine — inklusive Karbondach und Modifikationen an Antrieb und Fahrwerk. Konkurrent Lexus kehrt ebenfalls sein sportliches Profil heraus und stellt mit dem Coupé RC-F einen Neustarter in der Mittelklasse vor.

Das Grundthema der Messe findet sich auch bei den zahlreichen Studien wieder. Mit dem GT4 Stinger Concept zeigt beispielsweise Kia seine Vision eines echten Sportwagens. Audi gibt mit dem Sport Quattro Laserlight Concept einen weiteren Vorgeschmack auf einen Nachfolger des Ur-Quattro, der 2016 in Kleinserie gehen könnte.

Und Mini hat seinen neuen Kleinwagen schon einmal vorschauhalber in das Tuning-Kleid der leistungsstarken "John Cooper Works"-Version gesteckt. Selbst Volvo hat seiner SUV-Studie Concept XC Coupé durch den Verzicht auf die Fondtüren eine klassenunübliche Sportlichkeit abgetrotzt.

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