Essen Motor Show 2015 Schaulaufen der PS-Boliden

Essen · Mehr als 500 Aussteller präsentieren auf der Essen Motor Show alles rund ums sportliche Automobil. Neben Design-Preziosen geht es ums beste Tuning.

Essen Motor Show 2015 - schöne Frauen, schöne Autos
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Essen Motor Show 2015 - schöne Frauen, schöne Autos

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Foto: dpa, ve jai

Abgaswerte werden bei der Essener Motor Show gemessen, indem man einen kräftigen Zug Hallenluft inhaliert: Riecht nach Öl, Benzin und verbranntem Gummi. Auf Europas größter Tuning-Messe interessiert es niemanden, was ein Auto hinten rausbläst, es sei denn, es sind zu wenig Dezibel.

Fragen nach dem Abgasskandal von Volkswagen werden denn auch mit einem müden Lächeln quittiert. "Mein Mercury Marauder mit Gasanlage hat 300 PS und stößt weniger CO2 aus als jeder VW", sagt etwa Achim Lötschert aus Münster. Er werde daher, witzelt er, demnächst eine Petition einreichen, keine Kfz-Steuer mehr zahlen zu müssen.

So sind sie, die Auto-Tuner: Ihnen geht es vor allem darum, wie sich das eigene Fahrzeug optimieren lässt - also wie es schneller, breiter, flacher und schöner wird, im besten Fall zu einem schillernden Unikat. Also dem Gegenteil von einem Volkswagen.

Noch bis 6. Dezember gastiert die Motor Show in den Messehallen. Rund 300.000 Besucher werden erwartet, mehr als 500 Hersteller zeigen von der Felge bis zum Spoiler alles rund ums sportliche Automobil inklusive besonders spektakulärer Modelle. Einige schön wie eine Skulptur von Michelangelo, andere hässlich wie eine missglückte Origami-Figur.

Essen Motor Show 2015 - dieses Tuning muss nicht jedem gefallen
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Essen Motor Show 2015 - Extrem-Tuning

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Foto: SP-X/Patrick Broich

Ein Glanzstück etwa ist der Giugiaro GEA Concept, eine Studie aus der gleichnamigen Designschmiede (die übrigens VW gehört), mit 775 PS aus vier Elektromotoren, 3,33 Meter Radstand und 26-Zoll-Rädern. Der GEA nimmt das Fahren der Zukunft vorweg.

Ebenfalls zukunftsfähig ist der Slingshot der Firma Polaris, ein brandneues offenes Trike, das mit 173 PS nur 764 Kilogramm bewegen muss. In den USA sei die Resonanz so gut, sagt Peter Mayr von Polaris, dass die Wartezeit für Kunden acht Monate beträgt. Hierzulande will man den Markt erst noch erobern - mit einem Kampfpreis von 29.900 Euro.

Überhaupt, die Preise. Die Spanne reicht von drei Euro für einen lustigen Aufkleber bis 1.375.000 Euro für einen Mercedes-Benz 300 SC Gullwing aus dem Jahr 1955. Also für jeden etwas.

Lena Pfaffenrot und Thomas Wiewiora aus Paderborn gefallen knallbunte Felgen der Firma mbdesign. Pfaffenrot fährt einen Mini Cooper S und hat Spaß daran, ins Auto zu investieren. "Man lebt nur einmal", sagt sie, gibt aber zu, dass sie die Leidenschaft für den fahrbaren Untersatz vom Freund geerbt hat.

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Foto: dpa, rwe fdt

Die 27-Jährige ist eine der wenigen Frauen auf der Messe, trotz stark reduziertem Eintritt am "Girls Day"-Montag. Gefühlt 99 Prozent der Besucher sind Männer, Frauen ohne Begleitung tragen in der Regel einen knappen Rennfahrer-Fummel und räkeln sich lasziv auf bunt lackierten Motorhauben.

Farbe ist generell ein großes Thema. Die Show-Wand des Felgenherstellers mbdesign sieht so grell aus wie eine Lippenstift-Auslage. "2016 sind extreme Farbtöne gefragt", sagt Vertriebsleiter Marco Schleicher. Wer sich traut, verpasst seinem Auto einen Hauch "candy purple" oder "toxic yellow polish". Das kann ins Geld gehen - bis 2400 Euro pro Felge sind möglich.

Aber die Tuning-Szene ist leidensfähig. Mittlerweile, erzählt Schleicher, würden viele Fahrer sich zweimal im Jahr neue Räder leisten. Früher habe man das Auto einmal umgebaut, auf Messen gezeigt und nach drei Jahren verkauft. "Durch die sozialen Medien ist heute der Druck größer, häufiger etwas Besonderes zu präsentieren."

Die Unternehmen bedienen den Trend, indem sie alles in Einzelanfertigung anbieten - was nicht passt, wird eben passend gemacht. Für das, was nicht schnell genug ist, gibt es ebenfalls Lösungen. Race Chip heißt die Firma, die verspricht, 15 bis 30 Prozent mehr Leistung per Software aus dem Auto herauszuholen. Sozusagen den Golf in einen Wolf zu verwandeln.

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Foto: dpa, rwe vfd

Software-Manipulation, war da nicht was? Nein, am Abgaswert ändert sich nichts, heißt es, sogar der Verbrauch sinke. Die Nachfrage sei enorm, vor allem von Alltagsfahrern. Apropos: Wer sein Auto schonen will, steigt in Halle sieben ins Drift-Taxi und lässt sich von Profi-Piloten herumschleudern. Die meisten aber schauen nur zu. Weil ihnen, sagt ein vorwitziger Gast, schon schlecht wird, wenn die Frau hinterm Steuer sitzt.

(RP)
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