Mit ESP weniger Unfälle

Würde jedes Auto in Deutschland über den Schleuderschutz ESP (Elektronisches Stabilitäts-Programm) verfügen, gäbe es jedes Jahr 38 000 Verkehrsunfälle weniger. Daher hat der Gesetzgeber das Assistenzsystem zur Pflicht gemacht – allerdings nur für neu auf den Markt gebrachte Modelle. Stichtag war der 1. November. Ältere Typen dürfen nach wie vor auch ohne ESP verkauft werden. Doch die Lücke dürfte noch geschlossen werden, denn ab dem 1. November 2014 müssen alle Pkw in Europa mit dem Assistenzsystem ausgerüstet sein.

Ab der Kompaktklasse aufwärts ist schon jetzt kaum ein Pkw mehr ohne den Schleuderschutz zu bekommen. Das Sicherheitssystem stabilisiert das Fahrzeug durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder in kritischen Fahrsituationen, beispielsweise auf Straßen mit Schnee und Eis oder bei plötzlich notwendigen Ausweichmanövern. Die Schleudergefahr wird so deutlich reduziert. Da die Technik aber zwischen 300 und 700 Euro pro Fahrzeug kostet, hat sie sich im preissensiblen Klein- und Kleinstwagensegment noch nicht voll durchgesetzt.

Unter den zehn meistverkauften Kleinstwagen verfügen lediglich fünf serienmäßig über ESP. Der Smart Fortwo war nie ohne den Schleuderschutz zu haben – nicht zuletzt wegen des ansonsten fahrdynamisch problematischen Hinterradantriebs. Auch der VW Fox war zuletzt nicht ohne den Assistenten zu bekommen, und sein Nachfolger VW Up hat ihn ebenso immer an Bord. Ebenfalls Standard ist die Technik mittlerweile bei den Schwestermodellen Citroën C1 und Peugeot 107 – nur beim dritten baugleichen Modell im Bunde, dem Toyota Aygo, kostet ESP in allen Ausstattungslinien stolze 445 Euro Aufpreis. Allerdings ist der Japaner auch insgesamt der preisgünstigste im Trio.

Bei fünf weiteren Top-Ten-Mitgliedern ist ESP nur gegen Aufpreis zu haben. Beim Chevrolet Spark ist die Technik nur in der Top-Version immer an Bord, für alle anderen Varianten kostet sie 300 Euro Aufpreis. Happige 500 Euro verlangt Fiat beim Panda für das Sicherheitsplus, bietet es aber nicht für alle Modellversionen an; allerdings steht der Nachfolger mit ESP bereits in den Startlöchern: Beim Life-style-Flitzer Fiat 500 gibt es den Assistenten bei den beiden Basisbenzinern nur gegen Zuzahlung – 350 Euro werden fällig. 360 Euro verlangt Ford beim Ka für den Schleuderschutz, 910 Euro sind es beim Hyundai i10 im Paket mit Kopf-Airbags. Vergleichsweise günstig ist ESP beim Renault Twingo mit 350 Euro, wobei die Basisversion komplett auf die Technik verzichten muss. Allerdings hat Renault beim nun anstehenden Facelift die Chance, nachzubessern.

Aber auch in der Kleinwagenklasse gibt es einige negative Ausreißer. Vor allem Modelle im Billigsegment verzichten vielfach auf ESP. So können der Dacia Sandero und Logan MCV weder für Geld noch gute Worte mit der Technik geordert werden. Auch der Renault Clio Campus, der Technikspender für die rumänische Konzernschwester, muss ganz auf den Schleuderschutz verzichten. Zumindest das SUV Dacia Duster hat ESP gegen 300 Euro Aufpreis im Programm. Daihatsu bietet ESP beim SUV Terios nur für den Allradler und beim Kleinwagen Sirion nur für die stärkste Motorisierung an.

Insgesamt hat sich die ESP-Verfügbarkeit jedoch weiter verbessert. Während vor fünf Jahren nur etwas mehr als die Hälfte aller in Deutschland angebotenen Modellreihen serienmäßig ESP an Bord hatten, sind es 2011 immerhin 86 Prozent. Da ab 1. November 2014 alle Pkw in Europa mit dem Assistenzsystem ausgerüstet sein müssen, dürften die ESP-losen Modelle schon beim nächsten Generationswechsel die Technik hinzubekommen. SP-X

(RP)
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