BMW S 1000 R im Test Die nackte Allzweck-Kanone

Mallorca · Beflügelt vom Erfolg seines Supersportlers RR bringt BMW nach dem Baukastenprinzip die S 1000 R auf den Markt. Das 160 PS starke Naked Bike hat das Zeug zum Marktführer unter den sportlichen Allroundern.

Das ist die BMW S 1000 R
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Was kriegt man für 12.800 Euro auf dem Zweiradmarkt? Bei Ducati zum Beispiel bleibt man mit einer 125 PS starken Streetfighter 848 gerade mal 310 Euro unterm Budget. Bei BMW gibt's für exakt jene Summe den Scooter C 650 GT "Special Edition" mit 60 PS. Reizvolle neue Alternative für Sportfans: Das neue Naked Bike S 1000 R. Für exakt jene 12.800 Euro trumpft sie auf mit brachialen 118 kW/160 PS Leistung und jeder Menge Hightech. Darunter serienmäßig: Zwei Fahrmodi "Rain" und "Road", Renn-ABS sowie Automatic Stability Control (ASC). Für die neue S 1000 R hat BMW den Motor seines Supersportlers RR im Drehmoment auf 112 Nm angehoben, seine 142 kW/193 PS Spitzenleistung dafür um 33 PS gekappt. Mehr Kraft bei niedrigen und mittleren Drehzahlen und somit bessere Fahrbarkeit sind die spürbaren Folgen beim beherzten Ritt auf der neuen nackten Kanone. Nur 207 kg bringt die S 1000 R fahrfertig und vollgetankt mit 17,5 l auf die Waage, das macht sie noch leichtfüßiger.

In nur 3,1 s katapultiert sie von null auf hundert. Die Spitzengeschwindigkeit gibt der Hersteller kryptisch mit "über 200 km/h" an. Dennoch ist der bayerische Roadster nicht so trinkfreudig, wie man aufgrund der Leistungsfülle befürchten könnte. Bei konstant 120 km/h fließen laut BMW nicht mehr als 5,6 l/100 km aus dem gewichtssparenden Aluminiumtank, der in diesem Motorradsegment einzigartig ist. Unser Testverbrauch lag bei 6,7 l/100 km, das ergibt eine Reichweite von 260 km.

Ein breiterer und höherer Rohrlenker ersetzt die tief platzierten Stummel des Supersportlers RR. Das bringt auf der S 1000 R eine aufrechtere Sitzposition, mehr Komfort und Übersicht. Die Kniewinkel sind ein wenig entspannter dank um 23 mm tiefergelegter Fußrasten. Beim flotten bis heißen Ritt auf dem Roadster ist besonders die serienmäßige Automatic Stability Control ASC von Nutzen, die das Beschleunigen bei wechselnden Reibwerten sicherer macht. Damit fühlt man sich auf der nackten 160 PS-Kanone sicher und wohl. Wir konnten dies auf den glitschig-nassen Straßen Mallorcas bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad Celsius intensiv nachvollziehen. Wer bei Regen, Kälte oder auf rutschigem Untergrund auf Nummer Sicher gehen will, wechselt bei den serienmäßigen Fahrmodi von "Road" auf "Rain" und reduziert damit die Power auf 136 PS und 104 Nm. Außerdem agieren Renn-ABS und ASC im Schongang. Damit lässt sich der bärenstarke Roadster selbst bei widrigsten Verhältnissen erstaunlich sicher und immer noch sehr agil bewegen.

Mit diesem Bike kann man auch entspannt zur nächsten Tappas-Bar cruisen. Sie ist bei Bedarf ein reinrassiges Rennpferd, zickt aber auch beim gemütlichen Dahintraben nicht herum. Allerdings ist sie ungewöhnlich kurz übersetzt und dreht bei 90 km/h im 6. Gang fast 4000/min, daran muss sich das durchschnittliche Biker-Ohr erst gewöhnen. Die S 1000 R hat deutlich spürbar die Gene der RR übernommen, wie es Produktmanager Joseph Mächler bei der Weltpremiere nahe Palma versprochen hat: "Wir wollten die Ergonomie eines Roadsters mit super Handling und agiler Beherrschbarkeit verbinden."

Das ist die BMW R nineT
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Das ist die BMW R nineT

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Optional steht wie bei der supersportlichen RR das semiaktive Fahrwerk DDC (Dynamic Camping Control) auf der Aufpreisliste der neuen R. Damit lässt sich die Dämpfung nach Vorwahl den jeweiligen Fahrsituationen und der Beladung anpassen, zusätzlich erledigt DDC dies dynamisch und selbständig innerhalb von Millisekunden. Der Pilot fährt somit stets im momentan richtigen Setup. Der nackte Hochleistungs-Roadster ist dadurch bestens gerüstet für sein Stammrevier. Denn während der verkleidete Super-Renner RR vor allem auf schnelle Rundenzeiten ausgelegt ist, sollen Naked Bikes bevorzugt auf Landstraßen und auch in der Stadt jederzeit Spaß machen und sich für schnell wechselnden Straßenbelag eignen.

BMW hat das Ideal der klassischen Naked Bikes und Streetfighter verstanden und konsequent umgesetzt. Wer bei der S 1000 R das berüchtigte Haar in der Suppe sucht, kann ihr etwas zu wenig Eigenständigkeit vorwerfen. So wirkt das Heck beinahe identisch wie bei der verkleideten RR. Da allerdings das dahinter steckende Baukastenprinzip den relativ günstigen Preis von 12.800 Euro ermöglicht, werden Naked Bike-Fans ab Frühjahr 2014 damit leben können.

(SPX)
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