Neue Stammspieler für das Mittelfeld

Familienväter und Firmenfahrer aufgepasst: Nachdem sich die Autobauer in der jüngsten Vergangenheit vor allem auf SUVs, Vans und Nischenmodelle konzentriert haben, rückt nun die Mittelklasse wieder in den Fokus der Hersteller.

Das offensive Mittelfeld hat im Fußball eine wichtige Funktion. Das gilt auch auf dem Automarkt: Die von Familienvätern und Firmenfahrern dominierte Mittelklasse ist und bleibt eines der größten Segmente. Wurde sie in den vergangenen Jahren von den Herstellern zugunsten von Crossovern, SUVs und Großraumlimousinen, Kleinwagen und Nischenmodellen beinahe sträflich vernachlässigt, starten in den nächsten Monaten viele neue Limousinen und Kombis, die das Mittelfeld aus der Defensive führen sollen.

Die Rolle des Spielmachers übernimmt dabei VW mit dem neuen Passat. Die achte Generation des Motors im Mittelfeld feiert im Oktober auf dem Pariser Autosalon Publikumspremiere und kommt kurz danach in den Handel. Der Basispreis beträgt laut Hersteller 25 875 Euro für die Limousine und 26 950 Euro für den Kombi Variant. "Mit der Neuauflage marschieren wir ein gutes Stück in Richtung Oberklasse", sagt Entwicklungschef Heinz-Jakob Neußer mit Blick auf das vornehmere Design und die umfangreiche, aber größtenteils aufpreispflichtige High-Tech-Ausstattung. Diese reicht vom animierten Kombiinstrument über ein Head-up-Display bis zur Einparkhilfe für Wohnwagen.

Die direkte Konkurrenz schläft nicht: Zwar hat Opel den Insignia erst im vergangenen Jahr aufgefrischt - der muss daher noch mindestens bis 2016 halten. Aber bei Ford steht der neue Mondeo in den Startlöchern: In den USA und Asien schon seit rund einem Jahr auf dem Markt, wird das Ford-Flaggschiff nun endlich bald auch in Deutschland angeboten - zunächst ab 27 150 Euro. "Die ersten Autos kommen noch in diesem Jahr auf die Straße", sagt Pressesprecher Hartwig Petersen und erklärt die Verzögerung mit dem Umzug der Produktion von Belgien nach Spanien.

Der neue Mondeo hat im Vergleich zum Vorgänger ein prägnanteres Karosseriedesign und erhält als erster Ford die neue Luxusausstattung Vignale - inklusive Hol- und Bringservice der Werkstatt und kostenloser Autowäschen. Und auch technisch gehe man beim Mondeo in die Offensive, so der Hersteller: Der erste Dreizylindermotor in einem Mittelklassewagen sowie ein Hybridantrieb stehen für niedrige Verbrauchswerte und LED-Scheinwerfer, Sprachsteuerung und viele verfügbare Assistenzsysteme für eine moderne Ausstattung.

Auch innerhalb des VW-Konzerns bekommt der Passat Konkurrenz: Bei Skoda spricht man bereits relativ offen über den nächsten Superb, der im Frühjahr 2015 auf dem Genfer Autosalon enthüllt wird und schon bisher als Passat für Preisfüchse galt. Die neue Generation wird laut Skoda-Chef Winfried Vahland "noch deutlich vornehmer" und dürfte dem Passat somit in die Business-Klasse folgen. Und Audi bereitet den Generationswechsel beim A4 vor - ein Stammspieler mehr im Mittelfeld. Mit der Premiere ist ebenfalls in Genf zu rechnen.

Obwohl der VW-Konzern in der automobilen Mittelklasse eine ähnliche Dominanz hat wie der FC Bayern München in der Nationalmannschaft, gibt es weitere wichtige Mitspieler: Aus der deutschen Oberliga hat neben dem 3er BMW auch noch die Mercedes C-Klasse ihren Stammplatz im Mittelfeld, deren neu aufgelegte Kombivariante im September für mindestens 35 224 Euro zu den Händlern kommt. Für 1700 Euro Aufpreis gegenüber der Limousine bietet das T-Modell mit 490 bis 1510 Litern Ladevolumen mehr Platz.

Dazu gesellen sich neue Auswärtsspieler: Jaguar etwa meldet sich nach über zehn Jahren Pause mit dem neuen XE im Mittelfeld zurück. Das Einstiegsmodell beerbt den glücklosen X-Type, ist aber diesmal kein aufgehübschter Ford Mondeo, sondern laut Technikchef Wolfgang Ziebart eine Neuentwicklung. Die erste komplett aus Aluminium gefertigte Mittelklasselimousine debütiert im Oktober in Paris, der Marktstart soll im Frühjahr 2015 erfolgen. So viel verrät Ziebart schon mal: "Die sparsamste Version hat einen CO2-Ausstoß von weniger als 100 Gramm pro Kilometer, und die schnellste erreicht über 300 km/h."

Auch wenn der hohe Dienstwagenanteil in der Mittelklasse eine gewisse Verschiebung hin zu Nobelmarken bewirkt, gibt es aus dem Ausland auch bürgerliche Neuheiten. Peugeot hat sein Flaggschiff 508 überarbeitet und neben frischer Schminke LED-Scheinwerfer und einen großen Touchscreen im renovierten Cockpit spendiert. Citroën arbeitet dem Vernehmen nach auch an einer Limousine, die nicht das Doppelwinkel-Emblem trägt: Sie strebt nach höheren Weihen und kommt als DS. So ist das, wenn das Mittelfeld in die Offensive geht: Dann lässt der Aufstieg nicht lange auf sich warten.

(RP)
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