Tradition: 40 Jahre Subaru Sportcoupés Krasse Kanten und glamouröse Gleiter

Köln · Langeweile kann tödlich sein, sogar für einen Hersteller zuverlässiger, aber biederer Allrad-Alltagsautos. Also suchte Subaru nach Pulsbeschleunigern und fand sie mit einer ganzen Phalanx an Sportcoupés. Darunter kesse Kracher vom kantigen XT bis zum aktuellen BRZ, aber auch glamouröse Gran Turismo wie der SVX.

Krasse Kanten und glamouröse Gleiter
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Sportcoupés sind das Salz in der Suppe des Automobilbaus, Objekte der Begierde, die Marken zu Mythen machen können. Ein so hoch gestecktes Ziel verfolgte Subaru allerdings nicht, als vor 40 Jahren die ersten sportiven Zweitürer der Modellreihe Leone enthüllt wurden. Einfach nur globale Bekanntheit gewinnen wollte die exportorientierte Autodivision des Industriegiganten Fuji Heavy damals durch die bezahlbaren Coupés. Schließlich versprechen automobile Dynamiker seit jeher Glanz und Glitter für den Autoalltag. Allerdings mussten die Sportcoupés von Subaru selten wirklich schnell sein, allein durch die Formensprache vermochten sie bereits Verlangen bei vielen Fans zu wecken. Dazu verpasste ihnen der japanische Allradhersteller konsequent Konturen, die extrem und anders sind.

Während heute der aufregend gezeichnete BRZ mit Hinterradantrieb und hoch drehendem Boxermotor für Emotionen auf Straße und Strecke zuständig ist, stand in den 1990er Jahren der von Giorgio Giugiaro gezeichnete SVX für Anspruch und Wirkung eines luxuriösen Gran Turismo. Gleichermaßen ingeniös wie kapriziös war dagegen ein Jahrzehnt zuvor das keilförmige Klappscheinwerfer-Coupé XT. Subaru konnte damals aber auch konventionelle Coupés, wie der dreitürige Sportler 1800 Turbo 4WD bewies. Er punktete als kurvensüchtige, geräumige Einkaufstasche und holte parallel bei Rallye-Einsätzen Pokale. Ganz im Gegensatz dazu stand am Anfang der sportiven Ahnengalerie von Subaru mit dem Leone ein Kandidat fürs automobile Kuriositätenkabinett.

Was daran lag, dass Subaru schon Anfang der 1970er Jahre ebenso eigenständige wie exzentrische Designakzente setzen wollte. Und genau das gelang mit dem Leone, der als erster Großserienkombi mit Allradantrieb Automobilgeschichte schrieb, als verquollenes und skurril gezeichnetes Hardtop-Coupé jedoch nur auf dem Heimatmarkt Achtungserfolge erzielte. Dabei hätte sich Subaru doch nur die eleganten und dennoch erschwinglichen Coupés der asiatischen Konkurrenz zum Vorbild nehmen müssen. Sie alle orientierten sich am europäischen oder amerikanischen Stilempfinden - und fuhren gut damit wie die geradezu sensationellen Verkaufserfolge von Nissan 240 Z, Toyota Celica, Mazda RX-2 Coupé oder Mitsubishi Colt Galant Coupé bewiesen.

Der klangvolle Leone

Biedere Technik in schönen und schnellen Formen, das war bereits das Erfolgsrezept von Ford Mustang und Capri gewesen. Subaru dagegen vertraute mehr auf den klangvollen italienischen Namen Leone (= Löwe) und die technischen Werte, um die internationale Karriere des kompakten Zweitürers zu beschleunigen. So warb das nur 3,99 Meter messende Coupé mit fortschrittlichem Frontantrieb, wagte sich jedoch noch nicht an das im Kombi bereits realisierte 4x4-Konzept. Dafür ermöglichte der soundstarke Boxermotor einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt, auch an flotten Fahrleistungen fehlte es dem Subaru nicht. Die 54 kW/74 PS des 1,4-Liter-Triebwerks beschleunigten den Leone GSR in zwölf Sekunden auf Tempo 100 und weiter bis zur Vmax von 160 km/h. Ziel erreicht, wie die ersten deutschsprachigen Medienmitteilungen verkündeten, denn damit lag der Subaru gleichauf mit den deutschen Konkurrenten dieser PS-Liga. Zum echten Kräftemessen mit Opel Manta, VW Scirocco oder Ford Capri kam es aber nicht, denn Subaru verschob den mitteleuropäischen Marktstart.


Die 1979 aufgelegte und deutlich gefälliger gezeichnete zweite Generation des Leone Coupé sorgte zwar bereits in Europa für Aufsehen — jetzt war ein zuschaltbarer Allradantrieb mit Geländeuntersetzung verfügbar — nicht aber in Deutschland. Hierzulande musste erst der Audi Quattro mit seiner aufwändigen Allradtechnik und einhergehenden Rallye-Erfolgen den 4x4-Antrieb in Coupés zum Durchbruch bringen. Auf der IAA 1985 war es dann endlich soweit: In gleich zwei gänzlich unterschiedlichen Coupés zeigte Subaru, wer der Erfinder der Kombination aus Allradantrieb und Boxermotor ist. Während der dreitürige 1800 4WD ähnlich wie geräumige Kombicoupés Lust an großen Lasten hatte, trieb der XT Turbo 4WD den Futurismus der keilförmigen Klappscheinwerfer-Coupés auf die Spitze.

Das Design des XT orientierte sich an der aerodynamischen Form von Falken und Adlern — mit dem Ergebnis eines sensationellen cW-Wertes von 0,29 — und das Cockpit an Konzepten aus dem Flugzeugbau mit Bedienungssatelliten, Schalthebel in Steuerknüppelform und Digitalinstrumenten. Mit diesem messerscharfen "Keil aus dem Windkanal" (Subaru Werbung) erinnerte der Autobauer an seine Entstehung aus den Nakajima-Flugzeugwerken. Luftfederung, versenkte Türgriffe, Turbopower, in Amerika und Japan auch ein 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxer-Benziner, der XT Turbo strahlte so hell im Subaru-Kosmos wie kein anderer Allradler. Tatsächlich erhielt er deshalb auf vielen Märkten auch den Namen Alcyone nach dem Leuchtstern im Bild der Plejaden (japanisch "Subaru").

Rund 100.000 Einheiten dieses kühnen Sportcoupé-Entwurfs konnte Subaru bis 1991 absetzen. Ein respektables Ergebnis für ein derartig polarisierendes Modell, das fast alle Konkurrenten in Keilform überlebte (darunter etwa der Mazda RX-7 in erster Generation und der Triumph TR7) und auch in Zeiten des rundlichen Biodesigns noch seine Fans fand. Entsprechend groß war die Herausforderung für diesen Meilenstein der Designhistorie, einen wegweisenden Nachfolger zu finden.

Coupé mit Luxus und Leistung

Subaru beauftragte deshalb Giorgio Giugiaro und der italienische Stardesigner vollbrachte tatsächlich das Kunststück, die Sportcoupé-Kundschaft in Verzückung zu versetzen. Der von Giugiaro gezeichnete SVX (Subaru Vehicle X) war ein klassischer Gran Turismo mit viel Luxus und Leistung, verpackt in eine glattflächige Coupéform mit großzügig verglastem Dachaufbau. Vor allem aber verstand sich der SVX als Technologieträger und Mitglied des neu gegründeten Clubs japanischer Superautos von Honda NSX über Mitsubishi 3000 GT bis zu Toyota Supra. Trotz der vergleichsweise zurückhaltenden Leistung von maximal 170 kW/231 PS und einer kräftezehrenden Viergang-Automatik mit innovativer variabler Drehmomentverteilung war der Subaru anfangs fast 250 km/h schnell. Tempo genug für eine Führungsrolle in frühen Computerspielen wie "Gran Turismo" und für die begehrte Aufgabe des Pace Cars bei der amerikanischen Indy Car World Series. Genügend Bodenhaftung und Beweglichkeit verliehen dem SVX dabei der serienmäßige Allradantrieb und die auf manchen Märkten angebotene Allradlenkung. In den Stückzahlen blieb der SVX zwar hinter den Erwartungen zurück — ein Schicksal, das er sich mit allen japanischen Supercars teilte — der Imageschub für die Marke Subaru erfüllte jedoch die Erwartungen. Zumindest erklärten dies Subaru Manager anlässlich der erfolgreichen Einführung des Crossover-Modells Outback.

Andererseits dauerte es nun 16 lange Jahre bis Subaru mit einem neuen Sportcoupé die Rückkehr der Freude an schnellen Formen feierte. Als jüngster Dynamiker mit Boxermotor erinnert seit 2012 der kompakte BRZ an die Coupé-Tradition der Marke mit aeronautischer Vergangenheit. In Deutschland ist der BRZ jedoch nur ein Nebendarsteller, steht zudem im Schatten des Schwestermodells GT86 von Toyota. International aber sorgt der jüngste Subaru Sportler für Aufsehen, nicht zuletzt durch Erfolge bei der "Super GT"-Motorsportserie. Und das weder mit Allrad- noch mit Frontantrieb. Als erstes Subaru Coupé verfügt der BRZ über Hinterradantrieb. Mag auch alles anders werden, die Überraschungsmomente sollen bei Subaru bleiben.

(SP-X)
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