Autopreis "Goldener Engel" ADAC-Manipulationen sorgen für Kritik

München · Erst hatte der ADAC noch von Unterstellungen gesprochen und die Kritiker verspottet. Nun musste der große Autoclub klein beigeben und Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" eingestehen. Das sorgt nun für massive Kritik.

Reaktionen auf den ADAC-Skandal
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Foto: dpa, Peter Kneffel

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen werfen die Manipulationsvorwürfe auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer am Sonntag. In der Öffentlichkeit genießen diese Tests ein hohes Ansehen und Vertrauen. "Wenn sie beim Gelben Engel lügen, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen", betonte Dudenhöffer. Im System des ADAC laufe grundsätzlich etwas falsch.

Der Autoexperte führt dies vor allem auf fehlende Kontrollmechanismen in dem Verband und einer fehlenden Corporate Governance, Regeln für eine gute Unternehmensführung, zurück. Für die Autohersteller sei jetzt der Werbewert des Auto-Rankings beim "Gelben Engel" negativ, meinte Dudenhöffer.

 Schlechte Zeiten für den ADAC: Erst hatte man die Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen, jetzt gestand der Club sie ein.

Schlechte Zeiten für den ADAC: Erst hatte man die Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen, jetzt gestand der Club sie ein.

Foto: dpa, Jürgen Mahnke

Dobrindt: Dafür sorgen, dass Karten auf den Tisch gelegt werden

Der Sportwagenhersteller Porsche verteidigt den Automobilclib dagegen. Die Umfragen und Untersuchungen des Automobilclubs seien grundsätzlich als objektiv einzuschätzen, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Sonntag.

Porsche sei von der Entwicklung der vergangenen Tage überrascht worden, hieß es. Darüber hinaus wollte sich der Autohersteller, der die Auszeichnung im Jahr 2011 für den Porsche 911 in der Kategorie "Qualität" bekommen hatte, nicht äußern. Der von Seiten des ADAC angekündigten "lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe" werde nicht vorgegriffen.

Aus Sicht von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) muss der ADAC nun verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. Dafür müssten noch offene Fragen geklärt und Transparenz hergestellt werden. "Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden", sagte Dobrindt am Sonntag in München am Rande der Innovationskonferenz DLD.

Die Vorgänge zeigten, dass "großen Verbänden manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten gut täte", sagte der Minister, der sich um die Einführung einer Maut für Ausländer einen heftigen Streit mit dem ADAC liefert. "Ich habe heute sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass auch die Mehrheit der ADAC-Mitglieder für die Einführung einer PKW-Maut in Deutschland ist", sagte Dobrindt mit Blick auf eine aktuelle Umfrage.

ACE gegen Auszeichnungen in der Automobilbranche

Auch der Fraktionschef der Grünen, Anton Hofreiter, verlangt vom ADAC Aufklärung über die Manipulationen. "Einen solchen Betrug darf sich ein Automobilclub mit fast 19 Millionen Mitgliedern nicht leisten", sagte er "Spiegel-Online". "Der ADAC trägt angesichts seiner vielen Mitgliedern eine große öffentliche Verantwortung, mit der er gewissenhaft umgehen muss", sagte Hofreiter, der in den vergangenen Jahren den Bundestags-Verkehrsausschuss leitete.

Europas größter Autobauer Volkswagen erwartet nach dem Eingeständnis des ADAC volle Aufklärung von dem Automobilclub. "Wir müssen denen natürlich auch eine Chance geben, die Sache aufzuklären", sagte ein Sprecher des Wolfsburger Konzerns am Sonntag. Erst dann werde entschieden, wie weiter vorzugehen ist. "Wir sind nach wie der Auffassung, dass der Golf das Lieblingsauto der Deutschen ist." Die Frage sei jedoch, was dieser Preis bei den Begleitumständen überhaupt noch wert sei.

Der Auto Club Europa (ACE) sprach sich mit scharfen Worten gegen Auszeichnungen in der Automobilbranche aus. Wer wirklich wissen wolle, welche Wagen am beliebtesten seien, solle auf die fälschungssicheren Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes schauen, teilte der Verein am Sonntag in Stuttgart mit.

"Demgegenüber ist alles andere offenbar nur Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung", hieß es in der Stellungnahme. Es sei erklärungsbedürftig, warum Repräsentanten namhafter Autohersteller sich diese "peinliche Farce" weiter antun wollen.

Pressechef zurückgetreten

Der ADAC hatte Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" eingeräumt. Die Zahl der abgegebenen Stimmen sei in der Kategorie Lieblingsauto der Deutschen, zu dem der VW Golf gewählt wurde, "geschönt" und höher dargestellt worden, teilte der Autoclub am Sonntag in München mit. Zuvor hatte der ADAC die Manipulationsvorwürfe als "Unterstellungen" zurückgewiesen.

Michael Ramstetter (60), ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", habe am vergangenen Freitag die Manipulation eingeräumt. Er übernehme "die alleinige persönliche Verantwortung" und habe alle Funktionen beim ADAC niedergelegt.

Ramstetter habe sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, hieß es weiter in der Pressemitteilung des Vereins. Der 60-Jährige habe bedauert, der Glaubwürdigkeit des ADAC Schaden zugefügt zu haben. Er selbst wollte sich am Sonntag nicht äußern. "Ich werde nichts sagen", betonte er. Die "Bild am Sonntag" hatte schon vor der Veröffentlichung des Autoclubs über die Folgen für Ramstetter berichtet.

(dpa)
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