Autonomes Fahren Bekommt Düsseldorf eine Teststrecke für Roboter-Autos?

Düsseldorf · Überall in Deutschland wird das Thema "automatisiertes Fahren" vorangetrieben. In NRW könnte eine Teststrecke in der Landeshauptstadt entstehen. Dafür macht sich zumindest der Verkehrsminister auf Bundesebene stark.

 In den USA haben sich die Menschen bereits an den Anblick von selbstfahrenden Google-Autos gewöhnt. Auch in Düsseldorf könnten bald automatisierte Fahrzeuge unterwegs sein - vielleicht sogar an den Gehry-Bauten.

In den USA haben sich die Menschen bereits an den Anblick von selbstfahrenden Google-Autos gewöhnt. Auch in Düsseldorf könnten bald automatisierte Fahrzeuge unterwegs sein - vielleicht sogar an den Gehry-Bauten.

Foto: Google, dpa ¦ Montage: Ferl

Kaum ist die Wehrhahn-Linie eröffnet, könnte es in Düsseldorf das nächste zukunftsweisende Verkehrsprojekt geben. Diesmal geht es nicht um neue U-Bahn-Trassen. Das NRW-Verkehrsministerium arbeitet derzeit an einem Plan, eine Teststrecke für automatisiertes Fahren in der Landeshauptstadt einzurichten. Man sei für ein innerstädtisches Projekt in Düsseldorf derzeit mit dem Bundesverkehrsministerium im Gespräch, sagte eine Sprecherin des Ministeriums unserer Redaktion. Genauere Details wollte sie nicht verraten.

Industrie und Wissenschaft drängen schon lange auf eine solche Teststrecke im urbanen Raum. In NRW hat nicht nur der US-Autokonzern Ford seinen Europa-Sitz, auch viele Zulieferer, Telekommunikations- und Logistikkonzerne arbeiten und forschen hier. Für sie alle hat das Thema autonomes Fahren eine große Bedeutung. Telekommunikationskonzerne arbeiten beispielsweise am neuen Mobilfunkstandard 5G, der für die Vernetzung und den Datenaustausch zwischen Fahrzeugen benötigt wird. Die Zulieferer wiederum entwickeln etwa technische Assistenzsysteme, mit denen die Fahrzeuge dem Fahrer immer mehr Arbeit abnehmen könnten.

Längst tobt daher zwischen den Ländern ein scharfer Konkurrenzkampf. Wer als erstes Land die Rahmenbedingungen schafft, wird attraktiv für Hersteller und die wichtigen Zulieferer. Während Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in seinem Heimatland Bayern, dem Sitz von BMW und Audi, einen Autobahnabschnitt aufrüsten lässt, ziehen andere Länder nach. In Niedersachsen soll auf den Autobahnen zwischen Hannover, Braunschweig und Salzgitter ein 270 Kilometer langer Testring entstehen. Vorangetrieben wird das Projekt unter anderem von VW und Continental.

In Baden-Württemberg, wo Daimler, Porsche und Bosch sitzen, will die Regierung in den kommenden zwei Wochen bekannt geben, wo sie eine Pionierregion ansiedelt. Und in Nordrhein-Westfalen genehmigte Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) bereits im vergangenen Jahr eine Teststrecke in Wuppertal. Zudem gibt es noch ein abgeschlossenes Testfeld in Aldenhoven bei Aachen, das auch mit Landesmitteln gefördert wurde.

Doch um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein, reicht das nicht. Denn die Teststrecke in Wuppertal ist zwar ein Anfang, aber längst nicht ausreichend. Dort können zwar Fahrerassistenzsysteme getestet werden, für die Industrie ist es jedoch wichtig, auch die Vernetzung von Fahrzeugen mit der Umgebung, etwa Ampeln, testen zu können. Dafür müssen die Strecken jedoch technisch aufgerüstet werden.

Daher gab es am 15. Juni 2015 ein Treffen von Vertretern aus Wissenschaft und Industrie mit Verkehrsminister Groschek, Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) und Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD). Es ging um die Gründung einer Arbeitsgruppe "Automatisiertes und vernetztes Fahren". "Unser gemeinsames Anliegen ist es, in NRW diese Entwicklung nicht nur zu fördern, sondern als Schrittmacher maßgeblich mitzugestalten", heißt es im Einladungsschreiben.

Vorschlag der Nutzung von Braunkohleflächen

Ideen gibt es viele. An der RWTH Aachen hofft man etwa auf eine Strecke vor der eigenen Haustür. Lutz Eckstein, Leiter des Instituts für Kraftfahrzeuge der RWTH, schlägt als eine Möglichkeit vor, temporär Braunkohleflächen zu nutzen. "Wenn wir einen Autobahnabschnitt oder Dörfer wegen der Braunkohleförderung aufgeben, sollten wir uns fragen, ob es nicht ein Zeitfenster gibt, in dem wir diese Strecken oder Orte zeitweise für die Erforschung von Technologien zum automatisierten Fahren nutzen können", sagt er.

Groschek ist wenig begeistert. "Von den Vorschlägen hält die Landesregierung nichts", teilt sein Haus in Richtung Eckstein knapp mit. Dessen Kollege Achim Kampker, Leiter des Lehrstuhls "Production Engineering of E-Mobility Components", könnte sich auch den Campus der Uni Aachen als Testregion vorstellen: "Den nächsten Schritt beim autonomen Fahren werden wir nur durch Testkilometer in der Realität hinbekommen."

Wo diese gefahren werden könnten, will Groschek nicht verraten. Im Oktober solle bekanntgegeben werden, welche Projekte bei den zwei laufenden Leitmarktwettbewerben den Zuschlag erhalten, heißt es.

In Düsseldorf hofft man unterdessen auf Informationen. Von den Plänen für ein Projekt zum automatisierten Fahren weiß Verkehrsdezernent Stephan Keller jedenfalls bislang nichts: "Begrüßenswert wäre es allemal und für uns natürlich von hohem Interesse."

(frin)
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