Toyota-Tochter Daihatsu verlässt den europäischen Markt

Berlin · Das verkündete Aus wird jetzt zur Realität: In Deutschland lassen sich keine Autos der Marke Daihatsu von Vertragshändlern erwerben. Nach 24-jähriger Marktpräsenz zieht sich die Marke aus Europa zurück. Für Besitzer eines Daihatsus besteht dennoch kein Grund zur Sorge: Ersatzteile sind weiterhin vorhanden.

Diese Daihatsu Modelle sollten Sie kennen
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Es gibt sie in vielen Varianten: als Roadster, Van und Geländewagen. Nur klein müssen sie sein. Die Rede ist von Automodellen der japanischen Marke Daihatsu. Den Verkauf von Neuwagen hat die Toyota-Tochter Ende Januar in ganz Europa eingestellt, auch Daihatsu Deutschland ist damit Geschichte. Einen Mangel an Ersatzteilen braucht aber kein Daihatsu-Fahrer zu fürchten, denn das Unternehmen produziert weiter - und viele Verschleißteile sind mit Toyota-Teilen baugleich.

Rückzug aus Europa schon länger bekannt

Die Japaner verkündeten schon vor zwei Jahren, dass Daihatsu den europäischen Markt verlassen wird. Nach Angaben des Konzerns warfen die Modelle im harten Preiswettbewerb nach der Umrechnung in japanische Yen zu wenig Gewinn ab - Preiserhöhungen im Kleinwagensegment sind schwierig durchzusetzen.

Das früh verkündete Aus blieb nicht folgenlos: In den zwölf Monaten des Geschäftsjahres bis Ende März 2012 rollten nur noch 972 Autos von den Höfen deutscher Händler. Viele Käufer hatten sich wohl schon gedanklich von der Marke verabschiedet. "Man braucht eine gewisse Größenordnung, um beim Kunden wahrgenommen zu werden", sagt Autoexperte Prof. Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. "Da müssen schon einige 10.000 Fahrzeuge jährlich verkauft werden."

Zusätzlich sieht er auch Mängel in der Markenpräsenz. "Daihatsu hat es tatsächlich nie geschafft, eine gewisse Wahrnehmung beim Kunden zu erreichen. Dafür waren die Verkaufszahlen einfach zu gering." Deutsche Autofahrer fanden die Marke dennoch nicht uninteressant: Mehr als 135.000 Autos sind nach Daten des Kraftfahrtbundesamtes Anfang 2012 hierzulande zugelassen.

Ersatzteilversorgung bleibt erhalten

Wer einen Daihatsu besitzt, braucht sich nach Einschätzung des ADAC-Experten Carsten Graf keine Sorgen zu machen, dass nun die Ersatzteile knapp werden: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass Daihatsu die Ersatzteilversorgung gelingen wird." Das Unternehmen hat seinen Kunden versprochen, dass das Servicenetz bestehen bleibt. Werkstätten können Teile also nach wie vor ordern. "Der Rückzug ging extrem organisiert über die Bühne und wurde sehr früh bekanntgegeben. Auch die Kooperation mit den Händlern war anscheinend positiv", sagt Graf. Laut dem Experten gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, Ersatzteile für eine gewissen Zeit vorzuhalten.

"Daihatsu selbst bleibt ja erhalten, Versorgungssicherheit ist insofern gegeben", sagt Prof. Bratzel. "Man muss aber manchmal ein wenig mit zeitlichem Verzug rechnen." ADAC-Experte Graf gibt zu bedenken: "Mit dem Ersatzteilverkauf lässt sich viel Geld verdienen, unter Umständen mehr als mit dem Verkauf von Neuwagen." Auch das spreche für die dauerhafte Verfügbarkeit. Er sieht nur bei der Versorgung mit Blechteilen nach einigen Jahren mögliche Probleme.

Das spricht für Daihatsu

Das in Deutschland bekannteste Daihatsu-Modell dürfte der Cuore sein. "Ein netter, quirliger Kleinwagen", sagt Graf. Nach Angaben des Unternehmens wurde der Cuore seit 1980 weltweit gut 5,5 Millionen Mal verkauft, in Deutschland waren es fast 100.000 Stück. Besonderheit der Top-Variante: Die Rückbank lässt sich nach vorn und hinten verschieben und dadurch die Beinfreiheit in dem knapp 3,5 Meter langen Wagen variieren. Und für einen möglichst bequemen Einstieg öffnen die Seitentüren fast im rechten Winkel.

Und Daihatsu hatte noch mehr zu bieten: "Der Copen ist ein echtes Liebhaberstück", verweist Graf auf den winzigen Klappdach-Roadster. Der Name ist eine Kombination aus den Wörtern Compact und Open - also kleiner Sportwagen und Cabrio in einem. Mit 3,40 Metern Länge und einer Breite von nicht einmal anderthalb Metern erklärte Daihatsu den Copen zum kompaktesten Serien-Roadster der Welt. Erst drei Jahre nach der Markteinführung in Europa wurde das Gefährt von 2006 an auch mit Lenkrad auf der linken Seite angeboten.

Auch der Minivan Materia dürfte nach Grafs Einschätzung in Zukunft für Sammler in Deutschland interessant werden. Der kastenförmige Kleinwagen mit der bulligen Front erinnert leicht an den PT Cruiser von Chrysler - nur eben im Miniformat. Und der kleine Geländewagen Rocky, der dem Jeep Wrangler ähnelt, zeigt als weiteres Beispiel, wie groß die Vielfalt bei kleinen Autos sein kann.

(dpa/anch/das)
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