Debatte um manipulierte Zahlen Der ADAC will sich ändern

München · Nach der Affäre um den Autopreis "Gelber Engel" will der ADAC sich verändern. Sein Präsident verspricht mehr Offenheit und Mitgliedereinbindung.

Reaktionen auf den ADAC-Skandal
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Foto: dpa, Peter Kneffel

Als Reaktion auf den Skandal um gefälschte Zahlen beim Autopreis "Gelber Engel" will sich der ADAC verändern. Präsident Peter Meyer versprach ein Reformprogramm für den Autoclub.
Er werde der Hauptversammlung im Mai Vorschläge unterbreiten, "die dauerhaft für mehr Offenheit, höhere Transparenz und direktere Mitgliedereinbindung sorgen sollen", sagte Meyer am Mittwoch in einer persönlichen Erklärung. Der Autoclub nehme die Kritik sehr ernst - "auch wenn diese manchmal sehr pauschal war". Oberstes Gebot sei jetzt, das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen.

Die Verleihung des "Gelben Engels" in der bisherigen Form - eine aufwendige Veranstaltung in der prächtigen Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz - solle es künftig defintiv nicht mehr geben, wie Meyers Sprecher der Nachrichtenagentur dpa sagte. "Das war ein Totalschaden", hatte Meyer zuvor der "Automobilwoche" auf die Frage nach den Auswirkungen der diesjährigen Verleihung gesagt. Ob und in welcher Form es den Preis in Zukunft noch geben wird, sei jedoch noch nicht entschieden.

Auslöser für die Reformen war der Skandal um geschönte Zahlen beim ADAC-Preis zum "Lieblingsauto der Deutschen". Dieses wird von den Lesern der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" gewählt.
Kommunikationschef Michael Ramstetter hatte eingeräumt, die Teilnehmerzahlen geschönt zu haben, und seine Ämter beim Autoclub niedergelegt.

Meyer machte klar, dass der ADAC seine wirtschaftlichen Aktivitäten und seine Tochterfirmen nicht infrage stellen lassen will. Auch wenn der ADAC vorrangig für die Interessen seiner Mitglieder eintrete.

Die Forderungen aus der Politik nach mehr Transparenz dauern an.
Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) forderte zudem Mindeststandards für Prüfverfahren. Er hoffe, dafür keine gesetzliche Regelung zu benötigen, wie er im Deutschlandfunk sagte. Auch die politische Rolle des ADAC muss nach Ansicht des Vorsitzenden des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), auf den Prüfstand.

Im Zuge der Affäre gerieten auch die Steuerzahlungen des Autoclubs in den Fokus. Nach eigenen Angaben muss der Verein nur zehn Prozent Umsatzsteuer auf die Beiträge zur Basismitgliedschaft bezahlen.
Allerdings falle für die sogenannte Plus-Mitgliedschaft die volle Versicherungssteuer von 19 Prozent an. Insgesamt bezifferte der ADAC seine Steuerlast für die Mitgliederbeiträge auf rund 67 Millionen Euro. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung über den geringeren Steuersatz berichtet. Die Unternehmen des ADAC würden unabhängig davon allerdings wie normale Firmen besteuert, hieß es beim Autoclub.

Seiner Führungsspitze zahlt der ADAC jährlich rund 1,6 Millionen Euro. Einen entsprechenden Bericht der "Bild"-Zeitung bestätigte der ADAC. Dem Club zufolge fließen davon rund 336 000 Euro als Aufwandsentschädigung an die Mitglieder des Präsidiums. Die acht Männer erhalten demnach pro Monat im Durchschnitt 3500 Euro. Die übrigen knapp 1,3 Millionen Euro bekommen die vier Geschäftsführer des ADAC, die als Manager Verein und Konzern mit rund 8600 Mitarbeitern wirtschaftlich führen. Im Schnitt verdient ein Geschäftsführer damit rund 319 000 Euro pro Jahr.

(dpa)
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