30 Jahre Mercedes-Benz 200-500 E Der Liebling aller Taxi-Fahrer

Düsseldorf · Sie waren die neuen Chefdynamiker in der Businessclass. Die schnellen Limousinen, Kombis, Coupés und Cabrios der Serie W 124 avancierten zum Multi-Millionenerfolg und mit V8-Power vertrieben sie sogar fast alle BMW und manchen Porsche von der Überholspur. Dagegen liebten Taxifahrer den Daimler als fast unzerstörbaren Diesel-Dauerläufer.

30 Jahre alt - Mercedes-Benz 200-500 E (W124)
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Deutschlands Dienstwagenfahrer rieben sich 1984 verwundert die Augen, als Stuttgarter Sternträger erstmals BMW und Audi vor sich her scheuchten. Die schnellen Limousinen, Kombis, Coupés und Cabrios der Serie W 124 avancierten zum Multi-Millionenerfolg.

Der Nachfolger des betont konservativen und betulich wirkenden Bestsellers W 123 sollte durch aerodynamische Avantgarde nicht nur Kunden der Konkurrenz erobern, sondern auch die Erwartungen aller Stammkäufer erfüllen.

Der V8-Bolide 500 E mit 235 kW/320 PS beschleunigte ab 1991 sogar flotter auf Tempo 100 als ein Ferrari Mondial. Aber auch am unteren Ende der Leistungsskala gab es eine Überraschung: Erstmals musste sich Taxifahrers Liebling 200 D nicht mehr von jedem 40 PS-Polo überholen lassen. 160 km/h Spitze waren für den Selbstzünder damals ein sensationeller Wert.

Die Entwicklung der Auto-Aerodynamik in Bildern
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Foto: dpa, BMW

Zur Überraschung vieler Autokritiker nahm ausgerechnet Mercedes die hitzigen Diskussionen über das Waldsterben 1984 gelassen: Die Schwaben präsentierten die Benziner 230 E bis 300 E ihrer neuen mittelgroßen Reihe W 124 rasch mit geregeltem Dreiwegekatalysator und kümmerten sich sodann intensiv um die Partikelreduzierung bei den Dieseltypen 200 D bis 300 D, die es ab 1990 als Novum sogar mit Oxidationskatalysator und Abgasrückführung gab.

Mit aerodynamischem Bestwert von cW=0,29, markant hohem Heckabschluss und dem weitgehenden Verzicht auf Chromschmuck zeigten sich die W-124-Limousinen in einer sportiven Designlinie, die zwei Jahre zuvor durch den kompakten Typ 190 eingeleitet worden war.

Die größeren W-124-Typen präsentierten sich in einer so noch nie dagewesenen Karosserievielfalt: Die Mitte 1993 erstmals offiziell in E-Klasse umbenannten Mercedes gab es von Beginn an als 4,74 Meter lange viertürige Limousine, ab 1985 zudem als Lifestylelaster T-Modell, 1987 kam ein neues Hardtop-Coupé hinzu, 1989 die sechstürige Limousine (mit 5,54 Metern Deutschlands damals längster Serien-Pkw) und 1991 das exklusive, familientaugliche Cabriolet.

Für jeden Kunden das passende Format, lautete in Stuttgart die Devise und so bestimmte die Diversifikation auch die Antriebe. Nie zuvor und nirgendwo sonst gab es bis dahin eine so große Bandbreite an Motoren in einer Baureihe der Businessclass.

Von 80 kW/109 PS bis 280 kW/381 PS reichte die Leistungsspreizung bei den Benzinern mit vier, sechs oder acht Zylindern, von 53 kW/72 PS bis 108 kW/147 PS bei den Vier-, Fünf- und Sechszylinder-Selbstzündern. Zeitweise hatten die Kunden die Wahl zwischen 15 verschiedenen Antrieben, zumal Mercedes auf der IAA 1985 das Allradantriebssystem 4Matic für 124er Limousinen und T-Modelle vorstellte und so zugleich auf die Quattro-Offensive von Audi antwortete.

Als sich die erste echte E-Klasse von Mercedes im Jahr 1997 mit dem Auslauf des Cabriolets endgültig in den Ruhestand verabschiedete, blieb der Produktionszähler bei 2.737.860 Millionen Einheiten stehen. Ein stolzes Ergebnis, zumal sich die allmählich alternde 124er-Reihe mit immer härteren und zahlreicheren Gegnern auseinandersetzen musste.

Scheinbar unzerstörbare Langstreckenläufer mit Kilometerständen nahe der Million-Marke sind genauso unter den bis heute überlebenden 124ern wie nur bei Sonnenschein gefahrene Liebhabercoupés und -cabriolets. Vielen Fans der Marke gilt dieser mittelgroße Mercedes bis heute als letzter echter Benz.

Nicht nur ob seiner Solidität. Sondern auch weil nach ihm alles anders wurde, Daimler-Benz zur Welt-AG DaimlerChrysler mutierte und der Name Benz aus der Konzernbezeichnung gestrichen wurde. Im fernen Indien stand die W-124-Serie dagegen für Aufbruch, wurde sie dort doch in den letzten Produktionsjahren montiert und galt als neues ultimatives Prestigesymbol für gesellschaftliche Aufsteiger.

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