Teststrecke Freie Fahrt für Roboter-Auto in Wuppertal

Wuppertal · Das Auto der Zukunft wird nächstes Jahr in Wuppertal erprobt. Die Stadt bekommt eine der ersten Teststrecken für automatisiertes Fahren. Aber ein Ingenieur fährt stets mit und ist der Chef im Ring - auch wenn er die Hände nicht am Steuer hat.

 Autos fahren in Wuppertal auf der Lichtenplatzer Straße Richtung Lichtscheider Kreisel. Das soll sich Anfang nächsten Jahres ändern. Hier sollen Selbstfahrer-Autos im normalen Straßenverkehr getestet werden.

Autos fahren in Wuppertal auf der Lichtenplatzer Straße Richtung Lichtscheider Kreisel. Das soll sich Anfang nächsten Jahres ändern. Hier sollen Selbstfahrer-Autos im normalen Straßenverkehr getestet werden.

Foto: dpa, rwe fpt

Das Auto der Zukunft kommt im nächsten Jahr nach Wuppertal. In der Industriestadt gibt es dann eine Teststrecke für selbstfahrende Fahrzeuge. Der 17 Kilometer lange Testparcours auf der Landstraße 418 bietet viele unterschiedliche Verkehrssituationen: Schnellstraße, Kreisverkehr, Ampeln und Fußgängerwege. So kann der in Deutschland in Wuppertal ansässige US-Autozulieferer Delphi das automatisierte Fahren praktisch vor der eigenen Haustür weiterentwickeln. Es ist eine von wenigen Teststrecken in Deutschland - bisher wurden einige Autobahn-Abschnitte für autonomes Fahren freigegeben.

In Wuppertal kann der Testbetrieb im nächsten Jahr starten, das Land hat die Weichen dafür gestellt. Thomas Aurich, der Sprecher von Delphi, betont, die mit Technik vollgestopfte Autos seien keine Geisterfahrzeuge. "Es geht um Fahrzeuge, wo weiterhin ein ausgebildeter Ingenieur, der speziell geschult ist, am Steuer sitzt." Dieser Fachmann ist eine Art Fahrlehrer für das selbstfahrende Auto: Er kontrolliert und greift dann ein, wenn der Wagen von alleine nicht so fährt, wie er soll.

Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) ist ein unbedingter Befürworter des Projekts und hat die Landesregierung an seiner Seite.
Denn bislang fehlt dem Autozulieferer Delphi, mit immerhin 700 Arbeitsplätzen am Ort, schmerzlich eine Probestrecke, wo die Technik vorgeführt und erprobt werden kann. Bislang müssen Kunden dafür in die Vereinigten Staaten fliegen.

International sind bisher vor allem die USA das Testfeld für selbstfahrende Fahrzeuge. Für Google etwa ist seit über fünf Jahren eine Flotte Roboter-Wagen durch Kalifornien und Nevada unterwegs.
Seit einigen Wochen fahren vom Internet-Konzern entwickelte kleine Zweisitzer durch dessen Heimatstadt Mountain View. Auch Audi und Mercedes schickten ihre selbstfahrenden Fahrzeuge auf US-Straßen. Die deutschen Autobauer wollen Google keinen Vorsprung lassen.

Delphi ließ in den USA vor einigen Monaten einen Wagen autonom das Land durchqueren. Jetzt geht es darum, die Technik unter Alltagsbedingungen in Deutschland zu erproben. Denn hier unterscheidet sich viel von den geräumigen Verhältnissen in den USA: Die Straßen sind nicht so breit, die Kreuzungen sehen anders aus, der Verkehr ist dichter, zum Teil wird aggressiver gefahren. "Wie verhält sich das System?", ist die spannende Frage.

Ängsten vor dem Auto-Roboter im Verkehr tritt der Wuppertaler Oberbürgermeister entgegen. "Also, das Gros der Fahrer wird gar nicht merken, dass da einer dazwischen ist, der automatisch fährt", meint Jung. Sicherheitsbedenken seien nach menschlichem Ermessen aus dem Weg geräumt. Bei Google gab in in all den Jahren rund ein Dutzend Auffahrunfälle: An keinem sei das Roboter-Auto schuld gewesen, heißt es. Meist seien Menschen auf den umsichtig bremsenden Google-Wagen von hinten aufgefahren, etwa auf Kreuzungen.

In den Testwagen, die vollgestopft sind mit Kameras, Sensoren und Radargeräten, kommt innerhalb kürzester Zeit eine riesige Menge von Daten zusammen. Daraus müssen im Bruchteil von Sekunden Entscheidungen entstehen: ob das Auto gebremst wird, oder ob es ausweichen soll. Was zu tun ist, wenn ein Fußgänger über die Straße geht.

In der Branche wird damit gerechnet, dass selbstfahrende Fahrzeuge zum Jahr 2020 regulär auf die Straße kommen. Dafür müssen aber neben technischen Verbesserungen vor allem rechtliche Fragen wie Haftung bei Unfällen oder Versicherungsregeln geklärt werden. Für die Wuppertaler Polizei jedenfalls ist die Sache klar: Der verantwortliche Fahrzeugführer ist der Ingenieur. Ob er die Hände am Lenkrad hat, oder nicht.

(dpa)
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