Daimler und VW gegen Honeywell und Dupont Fronten im Kältemittel-Streit bleiben verhärtet

Berlin · Gefährlich oder nicht? Das neue Kältemittel in Auto-Klimaanlagen spaltet weiter die Gemüter - daran ändert auch eine Gerichtsentscheidung nichts.

Im Streit um den Einsatz eines neuen Kältemittels für Klimaanlagen in Autos ist keine schnelle Lösung in Sicht - auch nach einer Gerichtsentscheidung in Paris, die einen Etappensieg für den Autobauer Daimler bedeutete. Die Fronten bleiben verhärtet: Daimler hat Sicherheitsbedenken gegen das neue Kältemittel R1234yf. Dagegen bekräftigen die beiden Hersteller, Honeywell und Dupont, ihre Auffassung. "Dupont ist zuversichtlich, dass das neue Kältemittel R1234yf sicher in Kfz-Klimaanlagen genutzt werden kann", teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Honeywell hatte mit Blick auf das Gerichtsverfahren von einem "bürokratischen Ablenkungsmanöver mit negativen Folgen für die Umwelt" gesprochen.

Am Dienstag hatte das oberste Verwaltungsgericht in Paris in einer einstweiligen Verfügung entschieden, dass Frankreich Kompaktmodelle von Mercedes wieder zulassen muss. Allerdings steht eine grundsätzliche Entscheidung des Conseil d'État noch aus.

Entscheidung habe keinen Einfluss

Der Kältemittel-Hersteller Dupont betonte in einer Stellungnahme am Mittwoch, die Entscheidung habe keinen Einfluss auf die Tatsache, dass die EU-Klimaschutzrichtlinie weiterhin Gültigkeit habe. Diese sieht vor, dass Autobauer mittlerweile das klimaschonendere Kältemittel mit Namen R1234yf in ihren Fahrzeugen verwenden müssen. "Wir glauben fest daran, dass die Kommission auch weiterhin daran arbeiten wird, sicherzustellen, dass alle Automobilhersteller dieser Richtlinie entsprechen", erklärte Dupont.

Die EU-Kommission muss in den kommenden Monaten grundsätzlich urteilen, ob das neue Kältemittel eine Gefahr darstellt. Ein Sprecher der Europäischen Kommission hatte am Dienstag gesagt, die Behörde werde sich die Gerichtsentscheidung genau ansehen. Derzeit sehe die Kommission kein generelles Sicherheitsproblem beim neuen Kältemittel.

Der Autobauer Daimler dagegen verweist auf Sicherheitstests, bei denen das Kältemittel Feuer gefangen und giftiges Gas freigesetzt hatte. Daimler arbeitet mittlerweile intensiv an einer CO2-Alternative zu dem umstrittenen Kältemittel. Dies wird aber noch einige Jahre dauern.

Kritik von Greenpeace

Unterdessen kritisierte die Umweltorganisation Greenpeace die öffentliche Haltung von Branchenführer VW in dem Streit. Auch VW sei gegen das umstrittene neue Kältemittel R1234yf, trete damit aber öffentlich nicht in Erscheinung und leiste Daimler damit keine Schützenhilfe, sagte Greenpeace-Autoexperte Wolfgang Lohbeck der dpa. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch habe bereits vor fast einem Jahr deutlich gemacht, er halte CO2 für das richtige Kältemittel in Auto-Klimaanlagen.

Ein VW-Sprecher sagte dazu, er könne die Greenpeace-Kritik nicht nachvollziehen. VW habe sich immer klar zum geplanten Einsatz des Kältemittels CO2 in Klimaanlagen bekannt, zuletzt etwa im Rahmen des Genfer Automobilsalons Anfang März.

(dpa)
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